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Finanzkrise 2008
15.09.2018

Als die Finanzwelt bebte: Die Bankenkrise und ihre Folgen

23.10.2008, Hessen, Frankfurt am Main: Eine Brokerin schaut in der Börse in Richtung des Dax-Index.
Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass die US-Investmentbank Lehman pleite ging - mit Auswirkungen auf die ganze Welt. Ein Rückblick.

Es war ein außerordentlicher Vorgang. Am 5. Oktober 2008 treten Angela Merkel und ihr damaliger Finanzminister Peer Steinbrück vor die Presse. Die Kanzlerin sagt gewohnt unaufgeregt zu einem maximal aufregenden Thema: „Wir sagen den Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind.“ Der SPD-Mann wird konkreter: „Die Sparer in Deutschland müssen nicht befürchten, einen Euro ihrer Einlagen zu verlieren.“

Die Beruhigungsaktion der Politiker war notwendig geworden, weil sich die von den USA ausgehende Finanzkrise in Deutschland massiver auswirkte. Es bestand die Gefahr, dass Anleger massenhaft Geld abheben, weil sie den Banken nicht mehr trauen. Vor dem Auftritt von Merkel und Steinbrück war bekannt geworden, dass der in München sitzenden Skandalbank Hypo Real Estate (HRE) die Insolvenz droht. Die irische Tochter Depfa entpuppte sich als Bombe, denn sie finanzierte langfristige Kredite durch kurzfristige auf dem Interbankenmarkt. Nachdem aber vor zehn Jahren, am 15. September 2008, die US-Investmentbank Lehman pleiteging, herrschte großes Misstrauen: Der Handel zwischen den Banken brach ein. Die Depfa-Bombe ging hoch und riss scheunentorgroße Löcher in die HRE. Letztlich musste die Bank verstaatlicht werden.

Ausgangspunkt der Finanzkrise: der US-Immobilienmarkt

Ausgangspunkt der Krise war der Immobilienmarkt in den USA. Dort kamen Banker auf die grandiose Idee, miserabel gesicherte Kredite finanziell klammer Hausbesitzer in großem Stil zu Finanzprodukten zu vermanschen. Amerikaner, die sich eigentlich keine Immobilien leisten konnten, waren aber wegen steigender Zinsen irgendwann nicht mehr in der Lage, ihre Hypotheken zu bedienen. Das gefährliche Material wurde indes längst weltweit von Bank zu Bank weitergereicht.

In München arbeiten Experten heute noch daran, den HRE-Finanz-Sprengsatz zu entschärfen. Die Aufgabe der Truppe besteht darin, die Hinterlassenschaften der HRE so zu behandeln, dass sich der Schaden für Steuerzahler in Grenzen hält. Das Institut soll sich irgendwann selbst abschaffen. Die Mission des Hauses lässt sich nicht aus dem offiziellen Namen FMS Wertmanagement ablesen. So könnte auch ein Hedgefonds heißen.

Finanzkrise ging auf Lasten der Steuerzahler

Die Münchner haben aber nur Gutes im Sinn, selbst wenn sie als „Bad Bank“ bezeichnet werden. Dabei ist die bundeseigene Abwicklungsanstalt eigentlich eine „Good Bank“, schließlich kommt sie bestens damit voran, die einst übernommenen 175,7 Milliarden Euro an Risikopositionen zu verwerten. Zuletzt waren 76,8 Milliarden Euro des HRE-Erbes übrig.

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Was aus Steuerzahler-Sicht erfreulich ist: Standen am Anfang noch Milliardenverluste bei der FMS zu Buche, machen die Abwickler seit Jahren verlässlich Gewinne. Das könnte langfristig schwieriger werden, sind doch einige Sorgenkinder zurückgeblieben. In den steuerzahlerfreundlich-kargen FMS-Büros herrscht aber Zuversicht, irgendwann der Sache Herr zu werden, auch wenn sich viele der Positionen in Ländern wie Italien und Großbritannien ballen. Dabei geht es zum Teil um schwer verkäufliche Immobilien-Projekte.

„Während Banken vom Staat gerettet werden, zahlen die normalen Bürger die Zeche“

Am Ende, glauben Experten, wird allein das HRE-Desaster die Steuerzahler trotz guter Abwickler Milliarden kosten. Das ärgert den 63-jährigen Energieberater Roland Süß als Unterstützer der finanzmarktkritischen Organisation Attac. Er steht in Frankfurt im Bankenzentrum auf dem Platz mit der riesigen Euro-Skulptur. Hier haben einst Occupy-Aktivisten mit einem Zeltlager gegen die Auswüchse der Bankenbranche monatelang demonstriert. Süß ist ein kleiner, drahtiger Mann. Ihm ist es schon mit Mitstreitern gelungen, ein Plakat in der Frankfurter Börse neben der Dax-Anzeigetafel aufzuhängen. Auf ihm stand: „Finanzmärkte entwaffnen“. Süß will mit starken Bildern Debatten anstoßen. Wie das immer so ist mit Idealen: Irgendwann, wenn es zu viele Reibungspunkte mit der kalten Macht der flausenlosen Realität gibt, verfliegt der Elan etwas. Das war bei den Occupy-Leuten nicht anders. Den Lehman-Jahrestag begehen viele Kritiker der Finanzindustrie in Frankfurt jedoch wieder mit einer Demonstration. Die Protestler wollen dabei die Börse als „Tatort“ markieren. Rendite-Jäger sollen mit den Opfern des „unerbittlichen Profitstrebens“ konfrontiert werden.

Was Süß in seinem Engagement nicht zögern lässt, ist die Erkenntnis: „Während Banken vom Staat gerettet werden, zahlen die normalen Bürger die Zeche.“ Dem Attac-Mann geht es um einen aus seiner Sicht sozialen Missstand. Denn nach der Finanzmarkt- kam die Eurokrise. Wieder mussten Politiker als Retter ran. Süß treibt das Schicksal von Ländern wie Griechenland um: „Die Regierungen mussten brutale Kürzungen vornehmen, insbesondere bei den Sozialausgaben.“ Millionen Menschen in Europa hätten nun ihre Arbeitsplätze und Wohnungen verloren. Der Aktivist zeigt noch mal wehmütig auf den Platz, der in Frankfurt einst besetzt wurde: „Heute sieht man nichts mehr vom Widerstand.“ Die große Euro-Skulptur dient Touristen als Selfie-Hintergrund. Ein indisches Pärchen lächelt ins Smartphone.

Abwrackprämie stabilisierte die Automobilbranche

Aber wie soll es weitergehen? Kann es so weitergehen? Berthold Huber gehörte ab 2008 zu dem rund 20-köpfigen Krisenteam um Merkel. Die Kanzlerin lernte den aus Ulm stammenden Gewerkschafter schätzen. Der Arbeitnehmervertreter war im November 2007 Chef der IG-Metall geworden – ein Amt, das er bis Ende 2013 ausübte. Huber sah sich als Lenker der Gewerkschaft der enormen Wucht der Finanzkrise ausgesetzt. Weil gerade die heimischen Export-Glanzbranchen – die Autoindustrie und der Maschinenbau – besonders unter den Folgen des Bebens litten, war der IG-Metall-Mann gefordert. Denn Beschäftigte beider Branchen sind in der Gewerkschaft organisiert. Die Kanzlerin suchte bald den Rat des Arbeitnehmervertreters.

Heute erinnert sich der 68-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung an die aufwühlenden Monate: „Das war eine globale Krise. Wir haben den Abgrund gesehen, ja wir sind auf die Katastrophe zugelaufen.“ Der damalige IG-Metall-Chef verstand es, die Politiker davon zu überzeugen, dass drohende Massenentlassungen nur durch beherzte soziale Maßnahmen zu verhindern seien. Es wurde eine großzügige Kurzarbeitsregelung beschlossen. Beschäftigte konnten also auch dank staatlicher Unterstützung im Betrieb gehalten werden. Durch eine von 2500 Euro für alte Autos wurde die wichtige Branche stabilisiert. Von Konjunktur-Programmen profitierten auch Handwerksbetriebe.

Maxime: Möglichst schnell möglichst viel Rendite

Huber erinnert sich: „All diese Maßnahmen haben die Massenentlassungen verhindert. Im Übrigen wäre die deutsche Wirtschaft sonst nicht Ende 2010 mit Volldampf aus der Krise herausgekommen.“ Merkel muss dem IG-Metall-Mann dankbar für seinen Rat gewesen sein, sonst hätte sie ihn nicht zu dessen 60. Geburtstag ins Kanzleramt eingeladen. In der Rückschau merkt der Gewerkschafter besorgt an: „Der Kapitalismus hat sich leider wenig verändert. Immer noch wird nach den Prinzipien des Shareholder Value gewirtschaftet, also die Steigerung des Aktienwertes eines Unternehmens um jeden Preis.“ Nach wie vor herrsche der Geist vor, möglichst schnell möglichst viel Rendite zu erzielen. Huber erkennt natürlich an, dass Banken stärker reguliert wurden und mehr Eigenkapital vorhalten müssen: „Aber die Einführung einer Finanzmarkt-Transaktionssteuer blieb bei uns bis heute aus.“ Bei einer solchen Abgabe fällt auf jedes Geschäft an den Kapitalmärkten ein niedriger Steuersatz an. Damit, so die Idee, würden die Spieler an den Märkten an den Kosten der durch sie ausgelösten Krisen beteiligt. Neben dem pädagogischen Instrument wünscht sich der Gewerkschafter eine Änderung des Aktiengesetzes, „sodass der Vorstand einer Gesellschaft nicht nur den Anteilseignern, sondern auch Beschäftigten und Gesellschaft verantwortlich ist“.

Weil aber all das ausbleibt, zeigt sich Huber skeptisch: „Es ist nicht auszuschließen, dass es wieder zu so einer Krise wie 2008 kommt. Denn die tieferen Ursachen für die Risiken sind nicht behoben worden.“ Im Übrigen warnt er: „Die nächste Krise kommt bestimmt. Wenn wir Glück haben, nicht zu früh, aber irgendwann kommt sie.“

Den IG-Metall-Mann beunruhigt am meisten, dass die unzureichend aufgearbeitete Finanzmarktkrise letztlich den Populismus, auch von rechts, weltweit fördert: „Bei vielen Bürgern hat sich leider der Eindruck festgesetzt: Den Banken hilft man, uns aber nicht.“ So zeichnet der Gewerkschafter „eine besorgniserregende Verbindungslinie von den Folgen der Lehman-Pleite hin zu Trump und zum Brexit“.

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