Argentinien steuert auf zweite Staatspleite in nur 13 Jahren zu
Argentinien steuert auf eine Staatspleite zu, obwohl die Kassen gefüllt sind. Warum der Bankrott trotzdem nicht abgewendet wird, soll politische Gründe haben.
Für Argentinien scheint es nahezu unmöglich, die zweite Staatspleite innerhalb von nur 13 Jahren zu verhindern. Ohne eine Rettung in letzter Minute dürften Ratingagenturen das südamerikanische Land bereits am Donnerstag als Zahlungsausfall einstufen.
Schulden bei aggressiven Hedgefonds
Zum Verhängnis werden der zweitgrößten Volkswirtschaft Südamerikas Schulden bei aggressiven US-Hedgefonds. "Die Situation scheint ausweglos", sagt Experte Drausio Giacomelli von der Deutschen Bank.
Das kuriose: Die argentinische Staatskasse ist gar nicht leer. Den Zahlungsausfall nimmt das Land aus politischen Gründen in Kauf. Das öffentliche Leben in Argentinien dürfte damit von den Schwierigkeiten zunächst kaum beeinträchtigt werden.
Es geht immer noch um Schulden aus der Staatspleite von 2001
Argentinien streitet mit den Hedgefonds NML Capital und Aurelius um Schulden aus der Staatspleite von 2001. Die Fonds haben die Umschuldungen aus den Jahren 2005 und 2010 verweigert und Forderungen über 1,5 Milliarden US-Dollar (derzeit 1,1 Mrd. Euro) eingeklagt. Argentinien will aber nicht zahlen. Die Regierung bezeichnet die Fonds als "Aasgeier", weil sie die Schuldtitel nach starken Kursverlusten zu Schleuderpreisen gekauft haben sollen.
Solange die Schulden bei den Hedgefonds offen sind, darf Argentinien andere Anleihen nicht bedienen. Das haben US-Gerichte so entschieden, die zuständig sind, weil die Staatspapiere unter amerikanischem Recht ausgegeben wurden. Wegen diesem Urteil konnte Argentinien Ende Juni Rechnungen bei anderen Gläubigern nicht bedienen. Eine dreißigtägige Gnadenfrist, um eine Lösung zu finden, läuft am Mittwoch aus.
Staatspräsidentin weigert sich, Fonds zu bedienen
Danach dürften die Ratingagenturen endgültig den Zahlungsausfall feststellen. Allerdings liegt der Fall anders als vor 13 Jahren - denn die Regierung hätte diesmal durchaus die Mittel, ihre Schulden zu begleichen. Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner hat es aber zum Prinzip gemacht, die "Geier-Fonds" nicht zu bezahlen. Nun droht dafür die Quittung. Argentinien leidet unter hoher Inflation, die Wirtschaft schrumpft. Eine erneute Staatspleite würde internationale Investoren weiter verschrecken. dpa
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