Die Züge und S-Bahnen fahren wieder
Nach dem Streik ist der Bahnverkehr am Montag wieder planmäßig angelaufen. Vereinzelt sind am frühen Morgen noch Auswirkungen spürbar.
Nach dem Streik der Lokführer ist der Bahnverkehr in Bayern am Montagmorgen planmäßig angelaufen. Das bestätigte ein Sprecher der Deutschen Bahn in München. Kurz nach Ende des Streiks um 4 Uhr habe es noch kleinere Verspätungen gegeben, zwei Nachtzüge seien außerdem wegen des Streiks ausgefallen und demnach nicht in München angekommen. Ansonsten gebe es aber keine Störungen mehr, die auf den Streik zurückzuführen wären.
Am Sonntag seien rund die Hälfte aller Regionalzüge gefahren, teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn mit. Bei den Fernzügen konnte etwa ein Drittel durch andere Züge oder Busse ersetzt werden.
GDL-Chef kündigt siebentägige Streikpause an
Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat eine siebentägige Streikpause ab Montag in Aussicht gestellt. "Ich denke, dass wir über die nächste Woche reden und dass wir dort eine Pause einlegen von mindestens sieben Tagen", sagte Weselsky am Samstagabend im ZDF-"heute-journal". Dieses Wochenende müssen Reisende aber nach wie vor mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte Bahn und GDL erneut auf, den festgefahrenen Tarifkonflikt schnell zu entschärfen.
Schummel-Vorwürfe gegen Lokführer-Gewerkschaft
Am Sonntag sorgte ein Zeitungsbericht für zusätzlichen Unmut bei vielen Betroffenen. Könnte die GDL bei ihrer Urabstimmung zum Streik geschummelt haben? Die Gewerkschaft bestritt das nachdrücklich. "Nach der Arbeitskampfordnung und der Satzung der GDL ist die Urabstimmung rechtens und absolut wasserdicht", teilte ein Sprecher in Frankfurt mit. Demnach hatten sich 91 Prozent der abstimmenden Mitglieder für einen Arbeitskampf ausgesprochen. Die "Bild am Sonntag" hatte berichtet, es bestünden Zweifel, ob wirklich die erforderliche Mehrheit zustande kam. Anstatt der notwendigen 75 Prozent Zustimmung hätten mutmaßlich nur knapp 74 Prozent für den Streik votiert. Dies hätten Berechnungen des Arbeitsrechtlers Manfred Löwisch ergeben. Eine Bahn-Sprecherin forderte hier auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa Klarheit: "Schon im ureigenen Interesse und dem ihrer Mitglieder muss die GDL das möglichst schnell und lückenlos aufklären."
Streik bei der Bahn trifft Kunden hart
Zum Beginn oder Ende der Herbstferien in neun Bundesländern trafen die Lokführer mit ihrem Streik am Samstag die Bahnkunden hart. Etwa zwei Drittel der Fernzüge standen seit dem frühen Samstagmorgen still. Auch Regionalbahnen fuhren nur nach einem Ersatzfahrplan. Die GDL will den Streik trotz wiederholt geäußerter Verhandlungsbereitschaft der Deutschen Bahn bis zum Montagmorgen durchziehen.
Weselsky sagte am Nachmittag in Dresden, es sei unvermeidbar, Reisende zu beeinträchtigen. Auf den Vorwurf, Streiks in der Ferienzeit auszurufen, entgegnete er: "Es ist immer Hauptreisezeit, an sieben Tagen in der Woche."
Weiterhin verhärtete Fronten zwischen Bahn und Lokführern
Ein neues Tarifangebot der Bahn hatte die GDL am Freitag abgelehnt. Dieses sah für die Lokführer eine dreistufige Einkommenserhöhung um insgesamt 5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 30 Monaten vor. Von dem Konzern erwartete die Gewerkschaft "verhandelbare Angebote". Am Ende entscheide die Bahn, "ob wir in den Verhandlungsmodus kommen oder in den nächsten Arbeitskampf", sagte Weselsky.
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Bedingung der GDL für Tarifgespräche mit der Bahn ist es, neben den Lokführern auch für das übrige Zugpersonal wie Zugbegleiter oder Bordgastronomen zu verhandeln. Für diese Berufsgruppen führt jedoch die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Gespräche.
Verkehrsminister Dobrindt appelliert an GDL
Dobrindt forderte die GDL zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. "Wenn in Tarifverhandlungen konkrete Angebote auf dem Tisch liegen, sollte verhandelt werden", sagte der CSU-Politiker der Zeitung "Bild am Sonntag". Die Bahn sei das zentrale Verkehrsmittel in Deutschland mit Millionen Fahrgästen täglich. Tarifauseinandersetzungen wie auch Streiks seien ein elementarer Bestandteil der Tarifautonomie, "dazu gehört aber auch die Verpflichtung zum verantwortungsvollen Umgang damit, das heißt auch die Folgen für betroffene Dritte möglichst gering zu halten", sagte Dobrindt.
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