Benachteiligt der ADAC seine eigenen Mitglieder bei Pannen?
Der ADAC ist in der Krise. Autofahrer mit Mobilitätsgarantie sollen gezielt bevorzugt worden sein - so der Vorwurf an den Automobilclub. Der ADAC weist die Vorwürfe zurück.
Es ist ein weiterer Schlag für das angeknackste Image. Der ADAC benachteiligt laut Bericht der "Süddeutschen Zeitung" die eigenen Mitglieder. Bei Pannen würden Autofahrer bevorzugt versorgt, wenn sie über den Hersteller ihres Fahrzeugs und die sogenannte Mobilitätsgarantie versichert sind, berichtete das Blatt am Mittwoch. Der ADAC dementierte. Alle Pannen würden gleich behandelt, sagte ein Sprecher.
Die "Süddeutsche Zeitung" beruft sich auf zwei ehemalige Disponenten aus den ADAC-Call-Centern, die für die Koordinierung der Pannenfahrzeuge zuständig waren. "Normale oder ADAC-Plus-Mitglieder mussten warten, wenn wir gleichzeitig Assistance-Kunden mit derselben Dringlichkeit 'reinbekamen'", zitiert die Zeitung einen ehemaligen Mitarbeiter, dessen Name nicht genannt wird. Der zweite Insider habe diese Darstellung in einer eidesstattlichen Erklärung bestätigt.
Der ADAC hat nach eigenen Angaben mit mehreren Autoherstellern Verträge über seine Tochtergesellschaft ADAC Service GmbH abgeschlossen. So können Käufern Neuwagen mit der sogenannten Mobilitätsgarantie, erwerben. Der ADAC Pannendienst hilft den Fahrern dann auch, wenn sie nicht Mitglied des ADAC sind. Unter den 15 Autoherstellern sind unter anderem Opel, Mercedes, Ford und Peugeot. Zumeist gilt der Schutz für zwölf Monate ab dem Kauf des Neuwagens.
Fahrer mit Mobilitätsgarantie sollen bevorzugt werden
Bei einer Panne rufen die Kunden bei der Hotline ihres Autoherstellers an. Diese leitet die Anfragen dann an die ADAC-Call-Center weiter. Die Disponenten sollen dort laut "Süddeutscher Zeitung" angewiesen worden sein, in Stoßzeiten die Inhaber der Mobilitätsgarantie zu bevorzugen.
"Alle Pannenfälle werden nach Eingang bearbeitet", sagte dagegen ein Sprecher des ADAC in München. Ausnahmen gebe es nur bei Verkehrs- oder Gesundheitsgefährdungen oder bei Anrufen von Müttern mit Kindern im Auto.
2012 half der ADAC nach eigenen Angaben bei 4,2 Millionen Pannen, 140.000 wurden über die sogenannten Assistance-Programme abgewickelt.
Pannenhilfe wird über Mitgliedsbeitrag finanziert
Im Schnitt dauert es 41 Minuten, bis die Pannenhelfer des ADAC eintreffen. Mit den Autoherstellern habe der Verein Durchschnittszeiten vom Anruf bis zum Eintreffen der Helfer am Pannenort vertraglich vereinbart, berichtet die "Süddeutsche". "Damit die Verträge erfüllt werden können, muss das 'gemeine ADAC-Mitglied' eben warten", zitierte die Zeitung einen dritten Insider.
Der gesamte Pannenservice - die Gehälter der Pannenhelfer, die Dienstfahrzeuge und die Instandhaltung - wird von den ADAC-Mitgliedern über deren Vereinsbeiträge finanziert; die Pannenhilfe ist unter dem Dach des Vereins organisiert.
Das Münchener Registergericht prüft zur Zeit, ob die wirtschaftliche Tätigkeit "dem ideellen Hauptzweck" eindeutig untergeordnet ist. Die Prüfung wird laut einer Sprecherin noch einige Wochen andauern. Sollte die Prüfung negativ ausfallen, könnte der ADAC seinen Vereinsstatus verlieren.
ADAC nach Manipulationsvorwürfen in der Kritik
Der ADAC steht seit Jahresbeginn wegen immer neuer Vorwürfe in der Kritik. Nachdem Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" bekannt geworden waren, sorgte unter anderem die Nutzung von vereinseigenen Rettungshubschraubern für Dienstreisen des Präsidiums für negative Schlagzeilen. Zusätzlich droht dem Verein eine Steuernachzahlung von 480 Millionen Euro, sollten die Finanzbehörden die Mitgliedsbeiträge als versicherungspflichtig einstufen.
"Die Prüfung läuft, wir geben da keinen Zwischenstand ab", sagte dazu ein ADAC-Sprecher. Es handle sich um eine Grundsatzfrage, die geklärt werden müsse. Das Bundeszentralamt für Steuern wollte sich wegen des Steuergeheimnisses nicht zum Stand der Prüfungen äußern. (AZ/afp)
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