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Energie
29.01.2015

Dämmrepublik Deutschland: Lohnt sich die Sanierung?

Familie Weber aus Obergünzburg hat ihr 60er-Jahre-Haus energieeffizient dämmen lassen. Doch wie sinnvoll ist es wirklich, kostenintensiv zu sanieren? Kritiker haben Zweifel.
Foto: Ralf Lienert

Altbauten bei der Sanierung energieeffizient zu dämmen, liegt im Trend. Viele hüllen ihre Häuser in Styroporfassaden. Wie sinnvoll ist es wirklich, kostenintensiv zu sanieren?

Michael Felkner, bald 56, ist seit rund 30 Jahren Architekt. Sein Büro liegt in Waltenhofen im Oberallgäu. Seit zwanzig Jahren saniert er Häuser. Halbherzigkeit zahlt sich dabei nicht aus, sagt er. Wenn, dann sollte man es richtig machen. Zumal sich die Technik in riesigen Schritten entwickelt hat.

Heutige Häuser brauchen im Vergleich zu früher nur einen Bruchteil an Energie. Davon kann man bei Sanierungen profitieren. Am liebsten ist es ihm, wenn an einem Haus seit 30 oder 40 Jahren nichts verändert worden ist. Wenn der alte Ölkessel oder die alten, einfach verglasten Fenster ohne Bedenken ausgetauscht werden können. Dann kann ein Haus von Grund auf saniert werden. „Für die Hausbesitzer ist das am interessantesten“, sagt er.

Altbauten am besten komplett sanieren

Ein Zweifamilienhaus in Obergünzburg im Ostallgäu, Baujahr 1960/61. Kellerdecke und Dach sind heute isoliert, eine zwanzig Zentimeter dicke Dämmschicht umhüllt die Außenwände. Im Giebelbereich Glaswolle, sonst Polystyrol – besser bekannt unter dem Namen Styropor. Die Fenster sind mehrfach verglast, Lärchenholz erinnert an die früheren Fensterläden. Der Charme des Gebäudes sollte bewahrt werden. Im Innenraum wurden die früheren Nachtspeicheröfen ausgebaut, das Gebäude heizt heute eine Erdreich-Wärmepumpe, die die Erdwärme nutzt und abgasfrei mit Strom betrieben wird. Das klingt nach einer ausgereiften Lösung. So muss ein modernes Haus saniert sein – oder nicht?

Es geht ja noch weiter. Im Haus wohnt ein Ehepaar, ihr Kind und der Opa. Die Eheleute haben die Sanierung 2006 zusammen mit Architekt Felkner angepackt, die Förderbedingungen waren günstig. In den Räumen kommt die Wärme über eine Deckenheizung von oben. Wie Sonnenstrahlen. Das ist natürlicher. Eine automatische Lüftung sorgt für Frischluft. Die Fenster könnte man kippen, man muss es aber nicht. Die Lüftungsrohre, durch die frische Luft in die Räume strömt, sind versteckt. Es herrscht Komforttemperatur: 23 Grad. Ein Wärmetauscher gewinnt aus der Abluft Wärme zurück. Nichts soll verloren gehen.

Der Familie war es sehr wichtig, etwas für den Umweltschutz zu tun. Tatsächlich ist der Energieverbrauch gesunken. Von 23000 Kilowattstunden im Jahr mit der Nachtspeicherheizung auf im Schnitt 5800 Kilowattstunden – obwohl mehr Wohnfläche zur Verfügung steht. Die Räume sind hell, großzügig, in warmen Farben gestrichen, Holzboden ist verlegt oder Kork. Das Beispiel einer gelungenen Sanierung.

Kritiker: Dämmen passt nicht zu historischen Fassaden

Doch dieser Meinung sind nicht alle. Bundesweit melden sich kritische Stimmen, die die negativen Seiten des Dämmens beschreiben. Deutschland sei im Dämmfieber, heißt es. Im Dämmwahn. Deutschland, eine verdämmte Republik?

Corinna Kodim ist Diplom-Ingenieurin und Energiereferentin des Eigentümerverbandes Haus & Grund in Berlin. Dieser vertritt 900000 Mitglieder, großteils Besitzer kleinerer Mehrfamilienhäuser, in denen drei bis fünf Wohnungen vermietet werden. Bei Haus & Grund sieht man die Dämmpraxis kritisch. Vor allem, wenn es um die Sanierung älterer Häuser geht.

Bestehende Häuser, aus der Jahrhundertwende oder den 50er und 60er Jahren, seien „nach den bauphysikalischen Gesetzen“ ihrer Zeit gebaut, sagt Kodim. „Nun sollen sie Energie einsparen“, ihnen werde eine Hülle übergestülpt. „Dies passt oft nicht zur alten Bausubstanz.“ Vor allem den Dämmstoff Polystyrol sieht man kritisch.

Da ist einmal die Brandgefahr. Polystyrol wird aus Erdöl hergestellt, dementsprechend gut brennt das Material. Kodim kennt einige Beispiele. Gelangen die Flammen aus einer brennenden Küche an die Fassade, breite sich das Feuer über die Polystyrol-Fassade schnell aus. Auch brennende Müllcontainer in sanierten Bestandsquartieren könnten zur Gefahr werden. „Wir raten deshalb zu anderen Dämmstoffen, beispielsweise Mineralwolle.“

Die Risiken: Algen, Schimmel und Brandgefahr

Ein weiteres Problem: Algen und Schimmel. Frühere Putz- und Steinfassaden leiten Wärme, erklärt Kodim. Gedämmte Fassaden nicht. Sie kühlen aus, Feuchtigkeit trocknet nicht ab. „Wie in einem Biotop wachsen dann Algen, das ist ein natürlicher Prozess.“ Algen sehen unschön aus, schlimmer aber ist es für die Expertin, wenn den Dämmstoffen und Anstrichen deshalb Pestizide beigesetzt werden. „Die Giftstoffe können über die Jahre ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen.“ Immerhin: Politik und Baustoff-Industrie reagierten inzwischen auf die Kritik.

Ein heißes Thema ist Schimmel. Wenn die Luft nach einer Sanierung in den Innenräumen weniger zirkuliert, muss man mehr lüften. „Die meisten Mieter aber sparen Energie, lüften weniger, drehen die Heizung herunter. Damit entstehen an kalten Wandflächen die typischen Schimmelflecken in den Räumen.“

Haus & Grund ist nicht die einzige Stimme, die solche Sanierungen kritisiert. Es gibt Fotos von Spechten, die Löcher in Styroporfassaden klopfen. Magazine wie der Spiegel diskutieren, ob hinter dem Kampf für gedämmte Häuser nicht eine Lobby-Maschinerie steckt, in der Industrie, Institute und Bundestagsabgeordnete zusammenarbeiten.

In Deutschland haben fast alle Hausbesitzer früher oder später Kontakt mit der Energieeinsparverordnung. Diese betrifft auch Bestandsgebäude. Besitzer bestimmter Altbauten müssen die oberste Geschossdecke und Warmwasserleitungen isolieren, alte Heizkessel austauschen und die Fassade dämmen, sobald mehr als zehn Prozent davon erneuert werden.

„Unserer Meinung nach ist die Energieeinsparverordnung zu starr“, sagt Kodim. Zu viel Zwang, zu wenig Entscheidungsfreiheit. Für sie gehen durch die Dämmung zudem „Zeugnisse der Baukultur“ verloren. Manche Hausbesitzer seien verliebt in ihre Fassaden, in den Stuck, in die Wandgemälde. „Sie möchten kein Styropor dranpappen.“

Bei anderen Fachleuten lösen solche Argumente Kopfschütteln aus. In Kempten leitet Martin Sambale das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (Eza), das zum Beispiel Energieberatungen für Hausbesitzer anbietet. Fassadenbrände hätten „statistisch keine Relevanz“, sagt Sambale. Die Dämmung sei auch nie Brandursache. Und Schimmel? Der kann in Innenräumen entstehen, wenn die Wände kalt sind und Feuchtigkeit kondensiert. Deshalb: „Eine moderne Wärmedämmung hilft, Schimmel zu vermeiden.“

Die Gebäudesanierung ist in Deutschland zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Es gibt hierzulande rund 18 Millionen Wohnhäuser. Rund ein Prozent davon wird pro Jahr saniert. In Berlin sieht Umweltministerin Barbara Hendricks die Baubranche als Schlüssel zum Klimaschutz. Die Regierung will die Sanierungsquote auf zwei Prozent verdoppeln. Kernstück der Klimapolitik ist das Gebäudesanierungsprogramm, das bis 2018 weiterentwickelt und um 200 Millionen Euro auf zwei Milliarden Euro aufgestockt wird. Zahlt sich der Aufwand aber auch aus?

Unklar bleibt, ob Dämmung wirtschaftlich rentabel ist

Einer, der Zweifel am Sinn der energetischen Sanierung hat, ist Professor Harald Simons, 46. Er lehrt Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. Im Jahr 2012 schlug ihm nach einer kritischen Studie ein Proteststurm entgegen. Er war zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die energetische Sanierung praktisch nicht lohnt.

Simons Rechnung ist einfach: Dem Deutschen Mieterbund zufolge betrugen die Heizungs- und Warmwasserkosten 2012 pro Quadratmeter und Monat 1,43 Euro. Simons unterstellt, dass mit der Sanierung 60 Prozent an Energie eingespart werden können. Und er nimmt an, dass sich die Sanierung in 15 Jahren rechnen soll. Seiner Kalkulation zufolge kann man in dem Zeitraum damit 154 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche einsparen.

Bei hundert Quadratmetern sind das gut 15000 Euro. „Mit 15000 Euro bekommt man ein Gebäude aber niemals saniert.“ Simons schätzt die Kosten einer Komplettsanierung auf 60000 bis 80000 Euro. „Damit ist man meilenweit von der Wirtschaftlichkeit entfernt.“ Die Studie schlug ein wie eine Bombe. Bei Handwerk, Verbänden und Industrie herrschte damals helle Aufregung.

Eza-Chef Sambale findet, dass die Debatte falsch geführt wird. „Die energetische Sanierung lohnt sich, wenn ein Gebäude nach Jahren sowieso erneuert werden muss“, sagt er. Fachleute plädierten deshalb immer für das Wenn-Dann-Prinzip: Wenn der Putz bröckelt und ein Gerüst aufgestellt wird, dann sei es auch wirtschaftlich, eine Dämmung anzubringen. Genauso sei es mit Dach, Fenstern, Heizung: Wenn nach Jahren erneuert werden muss, dann sollte man in den Stand der Technik investieren.

Überzeugt haben den Sanierungs-Kritiker Simons die Gegenargumente nicht. Er glaubt, dass der Energieverbrauch in ungedämmten Häusern künstlich hochgerechnet wird, um die Effekte des Dämmens eindrucksvoller aussehen zu lassen. Häuser aber werden nicht 24 Stunden auf Wohlfühltemperatur hochgeheizt, sagt er. Die Deutschen drehen die Heizung herunter, wenn sie das Bad verlassen. Für Simons sind wir schon heute Meister im Energiesparen – ganz ohne Dämmung.

Energiegerechte Sanierung: Inflationäre Preissteigerungen

Verwundert ist der Hochschullehrer auch über Preissteigerungen. Die Kosten für Lieferung und Einbau eines Brennwertkessels seien zwischen 2000 und 2012 um 45 Prozent gestiegen. Die allgemeine Inflation habe in der Zeit aber nur zwanzig Prozent betragen. „Es gibt nichts, was derart im Preis gestiegen ist wie alles, was mit energetischer Sanierung zu tun hat.“ Immer und immer wieder habe die Industrie neue Produkte erfunden, die noch ein minimales Stück mehr Energieeffizienz bringen. Erst habe man über Null-Energie-Häuser gesprochen, dann über Plus-Energie-Häuser – „an die Kosten aber hat niemand gedacht“.

Es sind viele Bedenken, die sich gegen das Dämmen angesammelt haben. Leute wie Eza-Chef Sambale und Architekt Michael Felkner aber sind überzeugt, diese durch gute Argumente entkräften zu können.

Und in dem sanierten Wohnhaus in Obergünzburg wohnt eine Familie, die sich dort sehr wohlfühlt. Und die ohne zu zögern sagt, dass sie die Sanierung wieder stemmen würde.

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