Das kann der Geldautomat der Zukunft
Wer Bargeld möchte, muss nicht mal mehr seine Karte verwenden. Künftig soll das per Smartphone funktionieren. Was der Geldautomat von morgen alles kann.
Tim Ludwicki steht vor einem Geldautomaten. Er hält sein Smartphone vor eine Fläche, die von einem blinkenden Kreis umgeben ist, links über dem normalen Tastenblock. Die Maschine surrt, das Telefon piepst und schon öffnet sich eine Klappe am Gerät und Geldscheine kommen heraus. Ohne, dass der junge Mann irgendetwas eingegeben hätte. Keine Geheimzahl, keine Karte. Nichts – also fast. Zuvor hat er in einem Programm auf seinem Telefon den Betrag, den er gerne ausgezahlt hätte, angegeben. Der Rest ging automatisch. „Das ist besonders für Leute angenehm, die Probleme haben mit Bakterien“, sagt er scherzend. Das Ganze funktioniert, indem die App einen Code erzeugt, der dann für eine bestimmte Zeit auf dem Handy abgespeichert ist. Wird das Telefon vor eine Kontaktstelle am Automat gehalten, gibt er die gewünschte Summe aus.
Wann gibt es die neuen Geldautomaten?
Noch läuft das System im Bankalltag nicht. Geht es allerdings nach dem Unternehmen NCR, das es entwickelt hat, sollen schon Ende des Jahres die ersten Bankfilialen in Deutschland mit Geldautomaten ausgestattet sein, die diese Funktion haben. Am Donnerstag stellte der Geldautomaten-Hersteller NCR seine Entwicklung in Augsburg vor. Genau 40 Jahre, nachdem der Konzern zum ersten Mal einen Geldautomaten auf den Markt gebracht hatte.
Auf den ersten Blick wirken die neuen Geräte wie jene, die man aus jeder Bank kennt. Sie sind kastenförmig, haben einen Bildschirm, ein Zahlenfeld und einen Schlitz, in den man seine Bankkarte einführen kann. Aber sie können mehr als die herkömmlichen Modelle. „Wir alle sind mittlerweile den Umgang mit Smartphones und Tablets gewohnt. Unsere Idee war es, dass sich unsere Automaten genauso bedienen lassen“, erklärt Ralf Kluth, der bei NCR die Innovationen betreut. Deshalb lässt sich die Anzeige auf dem Bildschirm über Berührung bedienen. Man kann sie vergrößern, verkleinern oder die Bilder verschieben. Wie bei einem Tablet auch.
Doch nicht nur das. Die Automaten sollen auch zusätzliche Sicherheit bieten. So liegt etwa über dem Monitor eine spezielle Glasplatte, die es unmöglich macht, die Bildschirminhalte von der Seite einzusehen. „Und jedes Mal, wenn man seinen PIN eingibt, geht automatisch ein Videofenster auf“, sagt Ludwicki. Er arbeitet im Vertrieb des Unternehmens. „So kann der Kunde beobachten, ob jemand hinter ihm steht und ihn ausspioniert.“ Zudem kann man an den Geräten ein Konto eröffnen oder mit einem Bank-Mitarbeiter per Video in Echtzeit sprechen. Je nachdem, welche Funktion sich eine Bank für ihre Automaten vorstellt, könne sie eingestellt werden, sagt Kluth. „Und gerade jetzt, wo viele Banken über ihr Filialnetz nachdenken, können diese Automaten hilfreich sein“, meint er.
Gibt es bald überhaupt noch Geldautomaten?
Das klingt schön und sieht modern aus. Aber gibt es bald überhaupt noch Geldautomaten? In den letzten Wochen wurde viel darüber diskutiert, dass nun einige Sparkassen und Genossenschaftsbanken Gebühren verlangen, wenn ihre Kunden bei ihnen Geld abheben. In anderen Ländern – wie etwa Schweden – ist es jetzt schon üblich, mit dem Smartphone zu bezahlen. Dazu kommt das Angebot von Supermärkten, die es Kunden ermöglichen, Bares an der Kasse ausgezahlt zu bekommen. Wird in Zukunft dann überhaupt noch jemand am Automaten Bares abheben?
Bargeld spiele in Deutschland immer noch eine extrem wichtige Rolle, sagt Kluth. „Im Schnitt hat jeder Deutsche etwa 100 Euro Bargeld im Portemonnaie“, sagt er. Bis sich das ändert, dauert es. Aber es wird sich ändern. „Ich schätze, dass etwa in zehn Jahren 30 Prozent der Deutschen ihr Geld im Supermarkt holen oder mit dem Smartphone bezahlen“, sagt er. Dennoch denkt NCR an diese Zukunft. Der Konzern baut deshalb nicht nur Geldautomaten. Er vertreibt auch Kassen, entwickelt Software für den Zahlungsverkehr und stellt verschiedene Dienstleistungen bereit. Momentan macht jedes Geschäftsfeld etwa ein Drittel des Umsatzes aus.
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