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Massentierhaltung
22.04.2014

Der Preis des billigen Fleisches

Drei Jahre alt ist der Stall erst, den Reinhard und Richard Herb unweit von Aichach gebaut haben.
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Drei Jahre alt ist der Stall erst, den Reinhard und Richard Herb unweit von Aichach gebaut haben.
Foto: Bild: Ulrich Wagner

Die Discounter haben eine neue Billigpreisrunde eingeläutet. Hähnchen und Co. sind bis zu 20 Prozent günstiger. Viele Verbraucher freut das. Doch die Erzeuger sind sauer.

Reinhard Herb hat Nachwuchs bekommen. Ein paar Zentimeter groß, gut 40 Gramm leicht, mit weichem, gelbem Flaum auf dem Körper. 36 200 an der Zahl. „Die sind erst gestern geschlüpft“, sagt der Landwirt. Schon ein paar Stunden später haben sie den großen Stall hier in Sielenbach unweit von Aichach bezogen. Jetzt scharren und picken die Tiere, hüpfen mal zu den Futterständern, mal zu den Leitungen, aus denen Wasser kommt, sobald der Schnabel sie berührt. Die meisten aber hocken in Gruppen zusammen. Sobald Herb ein paar Schritte nach vorne macht, stiebt die Menge auseinander. „Gerade jetzt sind die Tiere furchtbar empfindlich“, sagt der Bauer.

In diesen Tagen muss Herb, 60, besonders aufpassen. Dass die Küken genug fressen. Dass sie sich keine Krankheit einfangen. Dass es im Stall warm genug ist. Und dass die Luftfeuchtigkeit stimmt. Denn jedes Tier, das der Geflügelzüchter in den nächsten 39 Masttagen verliert, schmälert seinen Gewinn. Ein Gewinn, der ohnehin knapp ist.

Daheim am Küchentisch notiert Sohn Richard Zahlen auf einem Blatt Papier. Bei Hähnchen ist die Rechnung deutlich einfacher als bei den 150 Bullen und 1500 Schweinen auf dem Hof. Für ein 2,5 Kilo schweres Hähnchen bekommt der Betrieb derzeit 2,26 Euro von der Schlachterei. Zieht er davon die Kosten ab, die er an die Brüterei für das Küken zahlt, sowie die für Futter, Energie, Einstreu, Tierarzt und Reparaturen, bleiben gerade einmal 22 Cent. Davon muss der Bauer den Kredit für den 750 000 Euro teuren Stall abzahlen, den Vater und Sohn vor drei Jahren nach den Vorgaben des Geflügelkonzerns Wiesenhof gebaut hat. „Und a bisserl was zum Leben soll ja auch bleiben“, sagt Reinhard Herb.

Am Ende bleiben übrig: zehn Cent pro Hähnchen

Maximal zehn Cent verdient der Mäster derzeit nach Abzug aller Kosten am Hähnchen. Und ihm könnte bald noch weniger bleiben – jetzt, wo Aldi eine neue Billigpreisrunde eingeläutet hat und damit den Kampf um das billigste Fleisch.

Dabei dürften sich viele Verbraucher beim Blick auf die Preisschilder im Supermarkt freuen. Beispiel Aldi. Die „Aufschnitt-Spezialität“ gibt es zehn Cent billiger als vor ein paar Wochen. Für die 1100- Gramm-Schale Hähnchenschenkel zahlt der Kunde nur noch 2,79 Euro. Das Stück Butter ist für weniger als einen Euro zu haben, der Zehner-Pack Eier ebenfalls. Und Aldi ist mit diesen Preissenkungen nicht allein.

Denn wenn es auf dem deutschen Lebensmittelmarkt, der als so hart umkämpft gilt wie kein anderer, eine Regel gibt, dann die: Sobald Aldi die Preise drückt, ziehen nicht nur Lidl und Norma, sondern auch Rewe und Edeka nach. Eine Billigpreisspirale, die sich am Kassenzettel ablesen lässt: Eier sind derzeit fast ein Viertel billiger als vor einem Jahr, Butter gibt es zehn Prozent günstiger, Frischfleisch bis zu 20 Prozent.

Von Preisschlacht ist seither die Rede, von Ramschangeboten und Dumpingwettbewerb. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt mahnt: „Unsere wertvoll erzeugten Lebensmittel dürfen nicht verschleudert werden.“ Bayerns Bauernpräsident Walter Heidl nennt es einen „Skandal“ und „unmoralisch“, wenn Kunden mithilfe von Dumpingangeboten in die Läden gelockt werden.

Discounter-Experte Matthias Queck vom Marktforschungsunternehmen Planet Retail sieht die Sache etwas nüchterner. Verbraucher achteten vor allem darauf, was frische Produkte kosten. Sind diese Eckpreise niedrig, bezieht der Kunde das auch auf das restliche Sortiment. Darum senken die Discounter ein ums andere Mal die Preise, Aldi voran. Queck sagt: „Das Unternehmen will zeigen, wer in Deutschland der Preisführer ist.“

Für Leonhard Welzmiller sind das Reizworte genug. Der Milchbauer sitzt am Küchentisch, knetet die Hände und sagt: „Fleisch und Milch muss billig sein. Das ist die Preispolitik der Discounter. Unsere Grundnahrungsmittel werden einfach verramscht.“ Die Gewinne, sagt der Landwirt, holten die Discounter eben bei anderen Produkten wieder herein. Harte Worte.

Der Butterpreis hat Signalwirkung

Doch Welzmiller weiß, wie die Märkte funktionieren. Nicht nur, weil er seit über 40 Jahren hier in Weil im Kreis Landsberg einen Hof mit 120 Kühen und 120 Stück Jungvieh führt. Sondern vor allem, weil er als Vorsitzender des Milcherzeugerverbandes Bayern weiß, wie viel Macht der Handel hat. Der 62-Jährige berichtet von stabilen Märkten, davon, dass die Russen bayerischen Käse und die Chinesen Milchpulver kaufen – und dass die Preise in dieser Lage nicht zurückgehen dürfen.

Passiert ist es trotzdem, zumindest bei der Butter, die nach zwei Preissenkungen für weniger als einen Euro zu haben ist. Nun fürchten die Erzeuger, dass die Preisschlacht im Kühlregal andere Produkte erreichen könnte, Trinkmilch, Käse oder Joghurt. Denn der Butterpreis hat Signalwirkung: Sinkt er, werden meist auch andere Milchprodukte günstiger.

Was aber ist mit dem Verbraucher? Dem Durchschnittskunden, der, wie Zahlen des Landwirtschaftsministeriums zeigen, nur jeden zehnten Euro für Essen und Trinken ausgibt, viel weniger als in anderen Ländern. Jenem Bürger, den man in der Branche als „extrem preisbewusst“ bezeichnet. Schätzt er es, dass Milch und Fleisch immer billiger werden? Und wie passt das zu all den Umfragen?

Schimmel auf Konfitüre mit mehr als 50 Prozent Zucker sollte großzügig abgehoben werden; bei weniger als 50 Prozent Zucker muss sie sofort weggeschmissen werden: Hier verteilen sich die Schimmelgiftpilze unsichtbar über das gesamte Lebensmittel. Falls der Zuckeranteil nicht nachvollziehbar ist, sollte man verschimmelte Konfitüre lieber entsorgen.
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So lange halten Lebensmittel wirklich
Foto: Franziska Koark, dpa

Hähnchenmäster Richard Herb mag sie nicht mehr hören, diese Umfragen, in denen Verbraucher beteuern, dass sie beim Einkauf in erster Linie auf artgerechte Tierhaltung achten und darauf, dass die Ware aus der Region kommt – und erst dann auf den Preis. Genauso wie es viele Verbraucher nicht mehr hören können: die Klagen der Bauern nach höheren Preisen, die Belehrungen, wie man richtig einkauft – regional, saisonal und am besten auch noch so, dass die Erzeuger etwas davon haben. Und wer bitte kann schon mit letzter Gewissheit die Frage beantworten, ob günstige Ware automatisch schlechter ist?

Herb junior sagt: „Ich will dem Verbraucher keine Schuld geben, aber ich kann ihn nicht aus der Pflicht nehmen.“ Weil der Kunde mit der Entscheidung, wie viel und welches Fleisch er kauft, auch das Angebot bestimmt. An diesem Punkt entfaltet der Spruch „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ dann doch seine Wirkung. Seit Jahren ist der Hunger auf Hähnchenbrust und Hähnchenschenkel groß – und seit Aldi & Co. vor einigen Wochen die Preise gesenkt haben, scheint er noch viel größer geworden zu sein. „Die Leute kaufen so viel, dass wir Erzeuger die Nachfrage gar nicht bedienen können“, sagt der 36-Jährige.

Gefragt sind konventionelle, günstige Hähnchen

Den letzten Durchgang holte die Schlachterei schon nach 37 Tagen – drei Tage früher als üblich. Und die Schlachterei bräuchte noch mehr Ware. Nicht etwa die Hähnchen, die zertifizierte Wiesenhof-Mäster nach höheren Standards halten. Deren Absatz läuft schleppend. Gefragt sind konventionelle, günstige Hähnchen wie die von Herb. Doch recht viel mehr Tiere darf dieser gar nicht auf der Fläche halten. Und das will er auch nicht. Im Gegenteil: „Ich bin sofort bereit, nur halb so viele Tiere in meinen Stall zu tun“, sagt der Vater. Doch mehr Platz kostet mehr Geld. „Und das muss auch jemand bezahlen.“

Dabei hat man in der Branche das Problem längst erkannt – dass die Verbraucher einerseits mehr Tierwohl fordern, aber nur wenige bereit sind, den Preis dafür zu zahlen. Mit der „Initiative Tierwohl“ will der Bauernverband das Dilemma beheben. Die Idee: Aldi, Rewe & Co. zahlen in einen Fonds ein, aus dem die Erzeuger Geld bekommen, wenn sie bessere Bedingungen in ihren Ställen einhalten. Das Ziel: Der Handel kann mit dem Konzept werben, die Landwirte bekommen mehr Geld, die Verbraucher kaufen mit gutem Gewissen. Die Konzerne stehen einer solchen Philosophie auch ganz positiv gegenüber.

Es sind unmengen verschiedenster Prüf- und Zertifiizierungs-Siegel im Umlauf. Da kann man schon durcheinander kommen, was denn überhaupt hinter dem Siegel steht.   Ein relativ neues ist das europaweit einheitlichen Bio-Logo, dessen Verwendung seit dem 1. Juli 2010 verpflichtend ist.   Es darf mit regionalen und staatlichen Bio-Siegeln ergänzt werden, wie dem...
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Verbrauchersiegel im Überblick - von Bio über Fairtrade
Foto: dpa

Doch nun, da die Discounter die Preise für Fleisch drücken, fühlen sich die Erzeuger getäuscht von den Partnern, mit denen man vor kurzem noch Tierwohl-Standards entwickelt hat. Bauernpräsident Heidl sagt: „Die Discounter unterlaufen die Initiative, die wir auf den Weg gebracht haben.“ Richard Herb hat einen anderen Verdacht – dass der Handel jetzt schon das Geld hereinholen will, das er demnächst in den Fonds einzahlen soll.

„Dem Handel ist es doch egal, ob wir Tierwohl haben, Hauptsache, er hat seine Marge.“ Und selbst Lidl hat Aldi zuletzt ungewöhnlich scharf angegriffen. Man würde es begrüßen, „wenn es trotz des harten Wettbewerbs in Deutschland gelänge, ein Preisniveau im Frischfleisch-Sektor zu finden, das die richtigen und wichtigen Anstrengungen für mehr Tierwohl unterstützt“. Doch als Aldi reduzierte, hat Lidl erst mal selbst die Preise gesenkt.

Alles hängt davon ab, wie gut verhandelt wird

Wie viel davon bei den Bauern ankommt, hängt von den Verhandlungen ab, die Schlachtereien und Molkereien mit dem Handel führen. Milchbauer Welzmiller zeigt auf seine Kälber, die im Freien vor ihren Iglus liegen, auf die Kühe im hellen, offenen Laufstall, auf den modernen Melkstand. So viel Geld wie 2013 bekamen die bayerischen Bauern noch nie für ihre Milch. Er sagt: „Wir brauchen diese Preise auch.“ Weil Energie, Dünger und Kraftfutter teurer geworden sind, weil die Anforderungen steigen.

Geflügelzüchter Reinhard Herb plagen ähnliche Sorgen. „Meine größte Angst aber ist, dass die Schlachterei irgendwann unter dem Kostendruck pleitegeht“, sagt er und blickt durch die Scheibe in den Stall. Dort, wo die 36 200 Küken picken und fressen. Gefüllt ist der Stall mit so vielen Tieren schnell. Sein Geld aber bekommt Reinhard Herb erst nach 21 Tagen.

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