Die Wolfsburger Albtraum-AG
Vertraulichkeit, Loyalität und Respekt sind in Kundenbeziehungen extrem wichtig. Trotzdem streitet sich VW-Chef Matthias Müller jetzt in aller Öffentlichkeit mit Zulieferern.
Wenn ein Fußballer wie Bayern-Spieler Thomas Müller bei der Europameisterschaft in Frankreich einfach nicht ins Tor trifft, heißt es plastisch, ihm klebe die Seuche am Fuß. Bei Volkswagen verhält es sich ähnlich. Als ob der Milliarden verschlingende und den einst guten Ruf ruinierende Diesel-Skandal nicht reichen würde, zofft sich VW-Chef Matthias Müller jetzt mit zwei aufmüpfigen Zulieferern.
Und das Ganze auch noch in aller Öffentlichkeit, obwohl Kundenbeziehungen vor allem drei Dinge voraussetzen: Vertraulichkeit, Loyalität und Respekt. Das gilt für eine Freundschaft genauso wie für das sensible Verhältnis von Auftraggeber und Auftragnehmer.
Der Albtraum bei VW geht weiter
Aber Wolfsburg ist trotz aller Bekundungen Müllers nicht zu einer Heimstatt gepflegter Moral geworden. Der Albtraum geht weiter. Oder wie sollten sonst Drohungen von VW gegenüber den beiden Zulieferern gewertet werten, notfalls Teile zu beschlagnahmen. Welch bizarre Szenen gäbe das: Volkswagen rückt mit Gerichtsvollziehern an, die, anstatt wie bei Privatpersonen Fernseher zu konfiszieren, Getriebeteile sicherstellen.
Dabei ist noch unklar, wer die Schuld an der völlig aus dem Ruder gelaufenen Kundenbeziehung trägt. Eines macht der Fall aber deutlich: In der Autoindustrie spielen Riesen wie VW, General Motors oder Toyota ihre Marktmacht gegenüber Zulieferern knallhart aus. Da wird um jeden Euro gefeilscht, was den Teile-Lieferanten das Leben immer schwerer macht.
Dabei zeigt der Zuliefer-Zoff auch, wie enorm verwundbar VW & Co. sind, weil sie sich für ein Bauteil auf nur eine Firma verlassen und sich die Produkte „just in time“ ans Band liefern lassen. Kommt es zum Streik oder wie jetzt zu Revolten, stehen schnell die Bänder still. Mitarbeiter zahlen dafür die Zeche in Form von Kurzarbeit.
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