Diese 24 Weltbild-Filialen müssen bald schließen
Nach der Insolvenz von Weltbild benennt eine erste Liste nun die 24 Filialen, die bereits im Juli geschlossen werden. Auch Standorte in der Region sind darunter.
Der Montag war ein weiterer bitterer Tag für die Beschäftigten der über ganz Deutschland verteilten Weltbild-Buchhandlungen. Nach Wochen wilder Spekulationen wurde offiziell bekannt, dass 53 von 220 Filialen über einen Zeitraum von einem Jahr geschlossen werden. Damit bestätigten sich Informationen unserer Zeitung, nach denen weitaus weniger als die immer wieder genannten rund 100 Läden verschwinden.
Viele der betroffenen Beschäftigten müssen aber weiter zittern. Denn gestern wurde zunächst nur eine Streichliste mit 24 Standorten veröffentlicht. Insgesamt müssen 293 von rund 1300 Mitarbeitern der Weltbild-Buchhandelssparte gehen.
Die 24 Filialen sollen bereits im Juli dichtgemacht werden. In der Region trifft das Läden in Ulm und Ingolstadt. In Süddeutschland werden auch Filialen in Stuttgart und München zugesperrt. Die Namen der weiteren 29 vor dem Aus stehenden Buchhandlungen wurden noch nicht genannt. Fest steht nur, dass diese Filialen Ende 2014 und im Frühjahr 2015 geschlossen werden.
Gespräche mit Investoren gehen weiter
Das unter Weltbild Plus laufende Buchhandelsgeschäft wird unabhängig vom Augsburger Weltbild- Verlag (Kataloge, Onlinebereich, Logistik) saniert. Das Verfahren läuft in Eigenverwaltung ab. So versuchen Manager, die schon vor der Insolvenz für Weltbild gearbeitet haben, das Unternehmen zusammen mit dem Sachwalter Christian Plail zu sanieren.
Der Experte arbeitet für die Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner, ist also ein Kollege des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz, der die Verlagssparte wieder in ein gesundes Unternehmen verwandeln will. Dort mussten zunächst 582 von 1776 Mitarbeitern gehen. Weitere 74 könnten bis Spätherbst hinzukommen.
Geiwitz will beide Weltbild-Sparten zusammen verkaufen und befindet sich nach wie vor in Gesprächen mit Investoren. Ob er schon im Mai einen Käufer präsentieren kann, ist ungewiss. Der Prozess könnte sich, wie Insider sagen, auch noch in den Juni hineinziehen. Der Sprecher des Insolvenzverwalters, Patrick Hacker, sagte dazu gegenüber unserer Zeitung: „Geiwitz ist vorsichtig optimistisch.
Entschieden ist die Sache aber erst, wenn die Tinte auf dem Papier ist.“ Hintergrund: Im Fall der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker schien es zunächst gut zu laufen. Doch am Schluss sprangen Interessenten doch noch ab – eine Lehre für Geiwitz, der auch diesen Pleite-Fall als Insolvenzverwalter betreut hat.
Schmerzhafte Sanierungskonzepte
Mit dem gestrigen Tag liegen die beiden für viele Mitglieder der Weltbild-Familie schmerzlichen Sanierungskonzepte vor. Die Einschnitte sind die Voraussetzung dafür, dass die Weltbild-Bereiche wieder dauerhaft in die Gewinnzone zurückkehren können und so Investoren einsteigen.
Doch trotz aller Hoffnungen überwiegen unter den Beschäftigten Wut und Trauer. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Weltbild-Läden, Julia Käding, hat am Montag viele E-Mails von Mitarbeitern bekommen: „Es war ein Schock für sie, auch wenn man wusste, dass Einschnitte drohen.“
Käding und ihre Kollegen haben – wie Kenner von Insolvenzverfahren sagen – gut verhandelt. Ein Großteil der gekündigten Mitarbeiter kann in eine Transfer-, also Qualifizierungsgesellschaft wechseln – und das bis zu einem Jahr, was komfortabel ist im Vergleich zu anderen Pleite-Fällen in Deutschland. Besonders bemerkenswert ist aber, dass die entlassenen Angestellten für diese Zeit, in der sie einen neuen Job suchen, finanziell gut wegkommen. Hier sind auch soziale Aspekte stark berücksichtigt worden. In den Filialen arbeiten viele Frauen auf Teilzeitbasis.
So erhalten Mitarbeiter, die netto unter 1000 Euro monatlich verdienen, 100 Prozent des ehemaligen Einkommens. Die Verdienste von Arbeitnehmern mit einem maximalen monatlichen Nettoverdienst von 1400 und – wenn sie Unterhaltszahlungen leisten – von 1700 Euro werden auf 90 Prozent des ehemaligen Nettoeinkommens aufgestockt. An sich beträgt das entsprechende Kurzarbeitergeld 60 Prozent und bei Unterhaltszahlungen an Kinder 67 Prozent.
Kirche stockt Kurzarbeitergelder auf
Wie schon beim Weltbild-Verlag können jetzt auch bei den Buchhandlungen die mageren Kurzarbeitergelder dank Mitteln der katholischen Kirche aufgestockt werden. Noch ist unklar, wie viel Geld aus diesem Topf fließt. Vertreter der Gewerkschaft Verdi hatten zuletzt von einem Betrag in zweistelliger Millionenhöhe gesprochen.
Und nun haben die in die Transfergesellschaft wechselnden Mitarbeiter bis zu einem Jahr Zeit, einen neuen Job zu finden. Der Vorteil: Sie gelten dabei nicht als arbeitslos.
Von der Schließung betroffene Weltbild-Filialen
1. Aachen (Arkaden) 2. Bayreuth 3. Berlin (Alexa) 4. Bochum (Uni-Center) 5. Dinslaken 6. Dresden (Elbepark) 7. Düren 8. Hanau 9. Heidelberg (Hauptstraße 72 / Jokers) 10. Hilden 11. Ingolstadt 12. Kulmbach 13. Leipzig (Marktgalerie / Jokers) 14. Lübeck 15. Mainz (Große Bleiche / Jokers) 16. München (Mira) 17. Offenbach 18. Oldenburg (Lange Straße 51) 19. Rostock (Kröpeliner Straße 86 / Jokers) 20. Stuttgart (Cannstatter Carré) 21. Stuttgart (Schwaben-Galerie) 22. Ulm 23. Weiterstadt (Loop 5) 24. Worms
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