Direktversicherungen: Werden Kfz-Tarife teurer?
Lange haben gerade Direktversicherungen mit günstigen Tarifen neue Kunden gelockt. Doch dieses Jahr weht voraussichtlich ein anderer Wind.
Fast jeden Herbst haben Versicherungsanbieter bisher ihre Prämien gesenkt, um wechselwillige Kunden zu locken. In der Vergangenheit konnten Autofahrer durch die Vergünstigungen teilweise bis zu 50 Prozent der Beiträge sparen.
Direktversicherungen steigen wohl um rund sechs Prozent
Doch dieses Jahr weht voraussichtlich ein neuer Wind: Kfz-Versicherungen werden nach Berechnungen des Vergleichportals NAFI teurer - auch die Tarife für Neukunden.
Zwar veröffentlichen die Versicherer ihre neuen Preisbedingungen erst zum 1. Oktober - doch gibt es bereits Schätzungen über die Preisentwicklungen wie die des Vergleichsportals NAFI: Die Beiträge für Direktversicherungen werden demnach durchschnittlich um rund sechs Prozent teurer. Die Preise für klassische Versicherungen dürften den Schätzungen zur Folge um gut drei Prozent steigen. Insgesamt bleiben Direktversicherungen damit aber deutlich günstiger als klassische Versicherungen.
Konkurrenzkampf: Versicherer machen schlechtes Geschäft
"Direktversicherer stehen ganz offensichtlich unter besonderem Druck, die Preise zu erhöhen", sagte die NAFI-Geschäftsführerin Ivana Höltring der Welt am Sonntag. Viele Versicherer machten ein schlechtes Geschäft im Konkurrenzkampf: Wegen ständig sinkender Tarifangebote gaben sie teilweise mehr Geld für Schäden aus, als sie durch Prämien einnahmen.
"Pauschal kann ich nicht sagen, dass Kfz-Versicherungen teuerer werden", so stattdessen Claudia Herrmann vom größten deutschen Versicherer Allianz. Viele Faktoren wie Fahrzeugtyp, Alter des Fahrers und Meldestelle des Autos spielten bei der Preisbildung eine Rolle. Die Beiträge würden von den Versicherungen risikogerecht angepasst.
Jeder achte Autofahrer will Autoversicherer wechseln
Trotz der Beschwichtigungen von Seiten der Allianz, steht bei Autobesitzern nun der Wechsel der Auto-Haftpflichtversicherung hoch im Kurs: Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts "Heute und Morgen" ergab, dass jeder achte Autofahrer (13 Prozent) in diesem Herbst seinen Autoversicherer wechseln will. Jeder Fünfte ist noch unentschlossen. Drei Viertel der Befragten haben schon einmal ihren Anbieter gewechselt. Für die meisten (72 Prozent) gab dabei eine günstigere Prämie den Ausschlag. Ein Drittel nannte als Grund Preiserhöhungen des bisherigen Versicherers.
Preis und Leistungen der Versicherungen vergleichen
Claudia Herrmann von der Allianz empfiehlt den Wechselwilligen, bei Tarifvergleichen nicht nur auf den Preis zu achten. "Kunden sollten sich durch eine Deckungssumme von 100 Millionen Euro absichern", rät sie. Außerdem sollten Autofahrer ihrer Meinung nach darauf achten, dass sie nicht für Leistungen in einem "All-inclusive-Paket" zahlen, welche sie gar nicht benötigen. "Ich muss für ein altes Auto im Normalfall keine Vollkasko-Versicherung mehr abschließen - das rentiert sich nicht", sagt Herrmann.
Bis zum 30. November können Autofahrer ihre Versicherung für 2014 wechseln. Sollte der Tarif einer Versicherung steigen, so sei eine Kündigung auch nach dem Stichtag noch möglich, so Claudia Herrmann.
Kfz-Versicherung heute günstiger als 1990
Auch Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft relativiert die prognostizierten Peissteigerungen - und betont, dass der Durchschnittsbeitrag für eine Kfz-Haftpflicht-Versicherung immer noch niedriger sei als in den 90er Jahren. 1990 zahlte ein Autobesitzer rund 269 Euro für die Versicherung - 2012 waren es rund 219 Euro.
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