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Fachkräftemangel
11.04.2014

Eine Reise ins Job-Wunderland: Wie Firmen um Mitarbeiter werben

Stell Sie sich vor, da ist eine Arbeitsagentur, und im Gang zu den Beratungszimmern herrscht gähnende Lehre. Eine zugegeben etwas zugespitzte Situationsbeschreibung. Aber Tatsache ist, dass in Teilen der Region für manche Fachbereiche kaum noch Personal zu finden ist.
Foto: Stadelpeter, Fotolia

Zu Weihnachten gibt’s gratis einen Computer. Manche Firmen machen alles, um Mitarbeiter anzulocken – und zu halten. Täten sie das nicht, hätten sie ein richtiges Problem.

Im Job-Wunderland riecht es beißend nach Benzin, aber Michael Hengl stört das nicht. Er schaut kurz zu einem der vielen Türme der Raffinerie hoch, in denen Rohöl destilliert wird. „Man gewöhnt sich schnell dran“, sagt er. Hengl arbeitet eh schon seit 36 Jahren hier. Der Geruch ist Alltag für den Mann. Er nimmt ihn nicht einmal mehr wahr.

Die Arbeitslosenquote in der Region Ingolstadt liegt bei gerade einmal 2,6 Prozent

Hengl ist beim Erdölkonzern Gunvor am Rande Ingolstadts beschäftigt. Die Region um die Großstadt boomt, sie bietet fast schon paradiesische Bedingungen für hoch qualifizierte Arbeitskräfte. Die Arbeitslosigkeit liegt bei gerade einmal 2,6 Prozent. Im Landkreis Eichstätt, der direkt an Ingolstadt grenzt, beträgt sie 1,6 Prozent. Das ist der niedrigste Wert in ganz Deutschland. Man nennt das auch: Vollbeschäftigung. Wer gut ausgebildet ist, hat eine große Auswahl unter möglichen Arbeitgebern.

Hengl trägt signalrote Schutzkleidung wie die meisten der 330 Mitarbeiter von Gunvor. Der gelernte Chemiefacharbeiter hat es zum Referatsleiter gebracht. Er muss nicht mehr den ganzen Tag unter freiem Himmel schuften wie viele andere Angestellte. Nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hätte. Manch einer würde vielleicht zweifeln, ob eine Raffinerie ein angenehmer Arbeitsplatz ist, aber der 51-Jährige hat keine Zweifel. „Ich bin rundum zufrieden“, sagt er. Er bittet in einen weißen Kleintransporter und fährt los. Er will etwas zeigen.

„Ich bin rundum zufrieden“: Referatsleiter Michael Hengl.
Foto: Jan Kandzora

Michael Hengl könnte sich nicht vorstellen, bei einem anderen Arbeitgeber zu arbeiten

Zwei Minuten später stoppt Hengl das Auto und geht in ein kleines Gebäude, noch auf dem Gelände der Raffinerie und einen Steinwurf von den Türmen und Rohren entfernt. Eine Kegelhalle mit zwei Bahnen. Hengl zeigt stolz auf eine Tafel an der Wand, die ein besonders gutes Spiel seiner Mannschaft verewigt, des SC Gunvor. Es war auch eine besonders gute Partie von ihm. „510 Holz“, sagt er. „Wenn ich das immer schiebe, wäre das Bundesliga-Niveau.“

Hengl kegelt seit 1981 für den Verein. Er ist bodenständig, ein gemütlicher Typ, kein Mann großer Emotionen. Aber wenn man ihn fragt, ob er sich einen anderen Arbeitsplatz vorstellen könnte, einen anderen Arbeitgeber, entgleiten seine Gesichtszüge kurz in eine Mischung aus Verwirrung und Unverständnis. „Nein“, sagt er dann. Dank der Kegelhalle identifiziert er sich in einem Maße mit der Raffinerie, das diese Frage unerheblich, ja absurd macht. „Ich habe einen guten Arbeitgeber, nicht nur aufgrund des Betriebssports.“

Die Firmen in Ingolstadt müssen mit dem Großkonzern Audi konkurrieren

Viele Firmen in Ingolstadt wollen gute Arbeitgeber sein. Manche verteilen kostenlose Obstkörbe an ihre Mitarbeiter, andere richten Fitnessräume ein. Sie bieten Kitaplätze an und zahlen überdurchschnittliche Gehälter. So wie Gunvor. „Wir bezahlen grundsätzlich übertariflich“, sagt Uwe Bernhard, Prokurist der Raffinerie. Ein Grund: „Wir stehen in manchen Berufsgruppen in Konkurrenz zu Audi, zum Beispiel bei Ingenieuren.“ Audi also. Nicht nur irgendein Arbeitgeber in Ingolstadt. In den meisten Familien der Stadt arbeitet jemand für Audi, manchmal auch die ganze Familie. Ingolstadt hat knapp über 130 000 Einwohner, Audi vor Ort mehr als 33 000 Mitarbeiter. Der Standort ist eine eigene kleine Welt mit eigenen Supermärkten, eigener Feuerwehr, eigenen Restaurants. Ingolstadt ist Audi, und Audi ist Ingolstadt.

Der Weltkonzern ist für viele mittelständische Unternehmen in der Region zugleich brutale Konkurrenz im Kampf um Arbeitskräfte. Seine Mitarbeiter erhalten jährlich saftige Gewinnbeteiligungen. In diversen Ranglisten wurde er zum besten Arbeitgeber Deutschlands gekürt. „Es ist natürlich sexyer, für einen Weltkonzern zu arbeiten als für eine Raffinerie“, räumt Bernhard ein. Deswegen müsse man eben viel tun, um mitzuhalten. Die traditionsreiche Sportgruppe helfe, dass sich Angestellte mit dem Unternehmen identifizieren. Gunvor wirbt zudem offensiv um Arbeitskräfte, auch aus dem Ausland. „Wir glauben, dass wir einen erheblichen Fachkräftemangel haben“, sagt Bernhard.

Der Fachkräftemangel ist auch in der Region ein Problem

Das klingt zögerlicher, als man es erwartet. Für etliche Firmenchefs ist der Fachkräftemangel eine Tatsache, keine Möglichkeit. In Ingolstadt hat eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) ergeben, dass das knappe Fachpersonal die größte Sorge der Wirtschaft in der Region ist und mehr als jedes zweite Unternehmen darin ein Risiko für die kommenden zwölf Monate sieht. Politiker warnen regelmäßig vor diesem Schreckensszenario und werden dabei von Experten flankiert, die den Mangel für umso drastischer halten, je näher sie der Arbeitgeberseite stehen.

Das ist die eine Seite. Es gibt auch eine andere. Zu ihr gehört etwa der Volkswirt Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Er bezeichnet den Fachkräftemangel als eine Fata Morgana und verweist auf fehlende Untersuchungen zu dem Thema. Die Reallöhne müssten im Falle einer echten Knappheit steigen, argumentiert er – dabei seien sie niedriger als im Jahr 2000. Gewerkschaftsnahe Wissenschaftler wie Gustav Horn vom Düsseldorfer Forschungsinstitut IMK kritisieren, nur weil es für Unternehmen nicht mehr so einfach wie früher sei, neue Leute zu finden, sei das kein Anzeichen eines flächendeckenden Mangels an Fachpersonal.

„Es ist ureigenste Unternehmensaufgabe, Mitarbeiter zu gewinnen.“

Martin Gaedt hat noch einen anderen Ansatz. Gaedt ist Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Younect. Er findet: „Es jammern die Firmen am lautesten, die am unbeweglichsten sind.“ Und: „Es ist ureigenste Unternehmensaufgabe, Mitarbeiter zu gewinnen.“ Wenn Firmen keine Abnehmer für ihre Produkte finden, würde auch kein Politiker über allgemeinen „Kundenmangel“ reden.

Gaedt ist auch Buchautor. Sein jüngstes Werk hat den selbsterklärenden Titel „Mythos Fachkräftemangel“. Der Unternehmer reist derzeit durchs Land, um es zu bewerben. Kürzlich war er in der Region. Er erklärt vielen anderen Firmenchefs, dass ihre Mittel zur Suche nach Arbeitskräften veraltet seien und sie dabei so ziemlich alles falsch machten. Das kommt nicht immer gut an. Gaedt stört das nicht. Firmen, findet er, müssten viel aktiver auf Bewerber zugehen. Stellenanzeigen seien unentbehrlich. Aber es sei noch viel mehr möglich. Dann sei Fachkräftesicherung nicht einmal in kleinen Städten ein Problem. Sofern die Attraktivität des Arbeitsplatzes stimme.

Auch in Biberach beschäftigt ein Unternehmen einen Großteil der Einwohner

Biberach an der Riß ist so eine kleine Stadt. 31 000 Menschen wohnen hier in Baden-Württemberg, unweit von Ulm. Die Altstadt ist verwinkelt und gut erhalten, an diesem Tag spielt in der Fußgängerzone ein einsamer Straßenmusikant auf einem Akkordeon. Viel ist nicht los. Alles ist sehr hübsch, aber ein wenig verschlafen. Und dennoch ist die Stadt etwas Besonderes. Die Arbeitslosigkeit liegt hier bei mageren 2,8 Prozent, der beste Wert des ganzen Bundeslandes. Auch in Biberach herrscht quasi Vollbeschäftigung.

Weiter draußen an der Stadtgrenze, im Gewerbegebiet, zeigt die Stadt ihr zweites Gesicht. Hier hat sich der Pharmariese Boehringer Ingelheim auf einer Fläche von sechs Quadratkilometern breitgemacht. Im riesigen Werk arbeiten etwa 5000 Mitarbeiter. Ähnlich wie Audi in Ingolstadt ist der Konzern eine Stadt in der Stadt. Ein Unternehmenssprecher erklärt die Funktion einzelner Gebäude, die sich endlos aneinanderreihen und wahllos braun, grau oder bunt sind. „Das ist zum Beispiel der größte Kaltwasserspeicher Deutschlands“, sagt er. Das längliche Gebäude auf der anderen Seite der Riß bereitet ihm allerdings Kopfzerbrechen. Was könnte das sein? Möglicherweise ein Teil der Kläranlage des Betriebs, die theoretisch das Abwasser von 50 000 Menschen verarbeiten könnte. Vielleicht aber auch nicht. Schwierig, den Überblick zu behalten.

Es gibt wenige Großunternehmen die sich als "Familienunternehmen" ausgeben

Der Konzern ist groß. Aber die Stadt ist klein. Ein Problem sei das nicht, sagt Wolfram Berndt, bei Boehringer für den Bereich Talentmanagement zuständig. Für manche Fachkräfte sei Biberach etwas weg vom Schuss. Aber im Regelfall schaffe es das Unternehmen, die Mitarbeiter zu rekrutieren, die es wolle, auch dank diverser Extra-Leistungen. Der Pharmariese wirbt online mit einer 13-seitigen Broschüre zum Thema „Beruf und Familie vereinbaren“. Er hat für jede Lebenssituation ein Teilzeitangebot und kooperiert mit Trägern von Krippen, falls Eltern für ihre Kleinen einen Platz benötigen. Er hilft seinen Mitarbeitern notfalls bei der Wohnungssuche oder der Schuldnerberatung. Selbstredend zahle Boehringer wettbewerbsfähige Löhne, sagt Berndt. „Wir sind ein Familienunternehmen. Die Werte Respekt und Empathie sind in unserem Leitbild verankert.“

„Niemand außer uns will sympathisch sein“: Personal-Chef Stefan Renz.
Foto: Jan Kandzora

Das klingt zunächst einmal nach einer Floskel. Tatsächlich gibt es wenige Konzerne, die mit Schlagwörtern dieser Art um Mitarbeiter werben. Für Stefan Renz ist das sogar eine Art Marktlücke. Renz ist Leiter des Personalwesens bei Kessel in Lenting im Landkreis Eichstätt, nur sieben Kilometer von Ingolstadt entfernt. Er möchte den Entwässerungsspezialisten als sympathischen Arbeitgeber positionieren. „Niemand außer uns will sympathisch sein“, sagt er, „eigentlich verrückt.“ Boehringer will zumindest empathisch sein. Aber Boehringer ist weit weg.

Funktioniert es, Mitarbeiter mit Sympathie zu binden?

Renz trägt keinen Anzug, sondern ein blau-weißes Karohemd. Seine Stimme ist nicht besonders laut und sein Blick aufmerksam. Er sagt, der Betrieb tue viel, um den Mitarbeitern ein angenehmes Umfeld zu bieten. Dreimal die Woche besucht ein Fitnesstrainer die Anlage, an Weihnachten bekamen alle Angestellten iPads geschenkt. Neulich hat das Unternehmen seinen Beschäftigten eine Vorsorgeuntersuchung für Darmkrebs spendiert. Das sei nicht günstig gewesen, aber gut angekommen. „Wir tun das natürlich nicht ohne Hintergedanken“, sagt Renz. Ein gesunder Angestellter leiste mehr als ein kranker. Jemand, der sich wohlfühlt, arbeite motivierter als einer, der nur auf die Uhr schielt.

Funktioniert es, Mitarbeiter mit Sympathie zu binden? „Ich denke schon“, sagt Renz. „Wir haben kaum Fluktuation und wenig Mitarbeiter, die zu Audi wechseln.“ Wolfram Berndt von Boehringer sagt, wenn gelegentlich jemand das Unternehmen verlasse, kämen eben neue interessante Menschen an Bord. Einen echten Mangel sieht auch er nicht. „Wir bekommen die richtigen Leute.“ Man müsse die Botschaften für potenzielle Bewerber nur richtig verpacken.

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