Erster Betriebsrat für Amazon - Hoffen auf bessere Bedingungen
Die Amazon-Mitarbeiter haben gewählt: Bald gibt es am Standort Graben erstmals einen Betriebsrat. Die Arbeitnehmer erhoffen sich durch ihn eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Noch ist unklar, wer künftig die Beschäftigten im Amazon-Logistikzentrum in Graben vertreten wird. Vergangenen Donnerstag waren 2500 Beschäftigte aufgerufen, erstmals einen Betriebsrat zu wählen. 19 Arbeitnehmervertreter wurden dabei bestimmt. Bis Mittwoch haben die nun Bedenkzeit, sie müssen sich entscheiden, ob sie ihr Amt auch tatsächlich antreten wollen.
Wahl zum Amazon-Betriebsrat: Wahlbeteiligung 60 Prozent
Im Vorfeld der Wahl hatte es unterschiedliche Strömungen gegeben. 19 Listen standen zur Wahl, darunter Bewerber, die eher Ziele der Arbeitgeberseite zu unterschützen schienen. Die Wahlbeteiligung lag bei 60 Prozent. Dieser Wert sei „für einen bislang betriebsratsfreien Betrieb ausgezeichnet“, sagt Verdi-Sekretär Thomas Gürlebeck.
Kommende Woche findet die konstituierende Sitzung statt. Die Arbeitnehmerseite erhofft sich durch den Betriebsrat eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Logistikzentrum. Immer wieder hatte es Klagen über langwierige Ein- und Ausgangskontrollen, massive Überstunden und Druck durch Vorgesetzte gegeben. In der Vorwoche war Amazon wegen seines Umgangs mit ausländischen Saisonarbeitern in die Schlagzeilen geraten.
Leiharbeiter und Befristete noch immer "schlecht organisiert"
Auch an anderen Amazon-Standorten gibt es Betriebsräte, in Bad Hersfeld seit 2000 und in Leipzig seit 2009. An beiden Standorten wird zusammen mit der Gewerkschaft um einen der Logistikbranche angemessenen Tarifvertrag gerungen. Während der Leipziger Betriebsrat Thomas Schneider von „stetigen Verbesserungen“ spricht und selbst über die Unterbringung der Leiharbeiter (Hotelkette Ramadan ohne Überwachung) nichts Schlechtes sagen kann, sieht Heiner Reimanns vom Betriebsrat des Bad Hersfelder Logistikzentrums die Dinge anders.
Für unbefristete Arbeiter hätte sich die Arbeitssituation verbessert, Leiharbeiter und Befristete seien hingegen immer noch schlecht organisiert. Erwin Helmer, Betriebsseelsorger und einer der Hauptinitiatoren der Betriebsratswahl im Logistikzentrum Graben vermutet, dass „viele Leute wegen des Kündigungsschutzes auf die Idee gekommen sind, sich aufstellen zu lassen.“
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