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  3. Weltbild-Insolvenz: "Es ging um 135 Millionen oder nichts"

Weltbild-Insolvenz
14.01.2014

"Es ging um 135 Millionen oder nichts"

Drei Tage nach dem Insolvenzantrag des Weltbild-Verlags hat Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz den Beschäftigten keine große Hoffnung gemacht. Es gebe zur Lage des Unternehmens nichts zu beschönigen, sagte Geiwitz bei einer Mitarbeiterversammlung in Augsburg.
Foto: Fred Schöllhorn

Peter Beer, Aufsichtsratsvorsitzender der Verlagsgruppe Weltbild, spricht im Interview über die Gründe der Insolvenz und warum ihm die Kritik an den kirchlichen Eigentümern zusetzt.

Nach der Weltbild-Pleite ist der Unmut über die kirchlichen Eigentümer groß. Der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Beer hält einige Vorwürfe für ungerechtfertigt.

Herr Beer, was sagen Sie den Weltbild-Mitarbeitern, die nun zum Teil vor der Arbeitslosigkeit stehen?

Beer: Ich kann die Lage der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort verstehen: dass hier viele Gefühle von Wut, Ärger, Angst bis hin zur Verzweiflung vorherrschen. Es ist sehr belastend, dass es trotz aller Anstrengungen und aller Bemühungen der Gesellschafter nicht gelungen ist, das Unternehmen zu halten.

Und doch empfinden es viele Beschäftigte so, als hätte die Kirche die Weltbild-Mitarbeiter im Stich gelassen... Was tun Sie nun für die Mitarbeiter?

Beer: Die Kirche steht zu ihrer sozialen Verpflichtung, die Kirche steht zu ihrer Verantwortung. Wir wollen an der Seite der Mitarbeiter stehen und uns überlegen, wie wir sie nach unseren Möglichkeiten nun am besten unterstützen und begleiten können.

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Die Mitarbeiter sollen unterstützt werden

In den vergangenen Tagen machte der Begriff „Schlecker 2“ die Runde.

Beer: Das sollte auf jeden Fall vermieden werden. Die Kirche wird alles ihr Mögliche tun, um soziale Härten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien abzufedern.

Wie genau sehen Ihre Pläne aus, den Beschäftigten zu helfen? Stehen die 65 Millionen Euro, die die Gesellschafter zur Sanierung von Weltbild bereitstellen wollten, nun zur Abfederung sozialer Härten zur Verfügung?

Beer: Es ist vorgesehen, dass sich die Gesellschafter in dem finanziellen Rahmen an der sozialen Absicherung der Mitarbeiter beteiligen, der ursprünglich für die Sanierung vorgesehen war.

Also 65 Millionen Euro?

Beer: Das war der ursprünglich für die Restrukturierung vorgesehene Betrag. Und in dieser Größenordnung ist eine Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter denkbar.

Ist eine Auffanggesellschaft geplant, in der Mitarbeiter für eine Übergangszeit beispielsweise Qualifizierung erhalten?

Beer: Hier sind noch viele rechtliche Fragen zu klären: etwa, wie kann sichergestellt werden, dass auch die geringfügig Beschäftigten nicht leer ausgehen, was die finanzielle Unterstützung angeht. Das alles wird zeitnah beraten. Es geht darum, solide Lösungen zu erarbeiten, die für alle und langfristig hilfreich sind. Schnellschüsse können eventuell mehr Schaden anrichten als helfen.

Peter Beer: "Die Kirche ist für alle Gespräche dankbar"

In Augsburg setzt sich Oberbürgermeister Kurt Gribl für eine Fortführung des Unternehmens ein. Wäre dies auch für Sie eine Option?

Beer: Für eine Prognose zur Fortführung der Geschäftstätigkeit ist jetzt der Insolvenzverwalter zuständig. Die Gesellschafter können sich hierzu nicht äußern.

Inwieweit sind Sie jetzt mit der bayerischen Staatsregierung in Kontakt? Setzen Sie auf Staatshilfen?

Beer: Wir sind offen für Kontakte mit allen, die sich für die Mitarbeiter engagieren wollen, um gemeinsam das beste Ergebnis zu erzielen. Die Kirche ist für alle Gespräche dankbar, die dazu beitragen, die Menschen vor Ort in dieser schwierigen Situation zu entlasten.

Will die Kirche zur Entschuldung beitragen? Die Schulden sollen 190 Millionen Euro betragen.

Beer: Für ein Insolvenzverfahren gibt es geregelte Vorgaben. Unsere Sorge gilt vor allem den Mitarbeitern.

Warum haben Sie – wie die Gewerkschaft Verdi sagt – „den Stecker gezogen“? Warum hat die Kirche für Weltbild keine Zukunft mehr gesehen?

Beer: Die Kirche hat nicht „den Stecker gezogen“, wie hier einfach als Behauptung in den Raum gestellt wird. Wir haben vielmehr alle uns möglichen Schritte zur Sanierung unternommen. Die kirchlichen Gesellschafter hatten im Herbst 65 Millionen Euro für die Restrukturierung zugesichert. Am Dienstag vergangener Woche wurden wir von der Geschäftsführung damit konfrontiert, dass ein Restrukturierungsbeitrag von mindestens 135 Millionen Euro fällig ist, der innerhalb kurzer Zeit zugesichert werden sollte.

Einen so hohen Betrag in kurzer Zeit belastbar zuzusagen, war allein schon deshalb schlicht unmöglich. Dazu käme eine dreistellige Millionensumme zur Entschuldung des Unternehmens. Der Restrukturierungsplan war zudem nicht ohne Risiko...

Und dieses Risiko war den Gesellschaftern zu hoch?

Beer: Es gab letztlich keine Garantie, dass das Unternehmen auch nach einer Finanzspritze von 135 Millionen Euro oder noch mehr eine sichere Zukunft hat. Dabei geht es um Geld aus der Kirchensteuer, das dann an anderen Stellen fehlen würde, etwa in den Bereichen Bildung oder Caritas.

Das Weihnachtsgeschäft ist nicht planmäßig verlaufen

Ist das Weihnachtsgeschäft von Weltbild wirklich so schlecht gelaufen?

Beer: Das Weihnachtsgeschäft ist unter Plan verlaufen, aber es waren auch die schlechten Prognosen, die zu einer Verdoppelung der für eine Restrukturierung des Unternehmens erforderlichen Summe führten.

Sowohl Gewerkschaften, Betriebsrat und Teile der Politik gehen aber davon aus, dass Weltbild sanierungsfähig ist. Hat die Kirche die Flinte zu schnell ins Korn geschmissen?

Beer: Die Kirche hat die Flinte nicht zu schnell ins Korn geschmissen. Man musste einfach die Grenzen der eigenen Handlungsspielräume anerkennen und demnach entscheiden.

Deshalb haben die Gesellschafter vergangene Woche ihre Sanierungszusage über 65 Millionen Euro zurückgezogen?

Beer: Das ist falsch. Die Gesellschafter wurden überraschenderweise mit der Verdoppelung des ursprünglich vorgesehenen Restrukturierungsbetrages konfrontiert, wobei nicht zur Debatte stand, ob auch nur Teile der notwendigen Summe zur Verfügung gestellt werden können. Die ultimative Forderung der Geschäftsführung verlangte Finanzierungszusagen, die den Gesamtfinanzierungsbedarf verbindlich und vollumfänglich abdecken. Die ursprünglich vorgesehenen 65 Millionen Euro hätten nicht zum Ziel geführt und waren somit auch als Einzelbetrag weder sinnvoll noch nachgefragt. Es ging um 135 Millionen oder nichts.

Hatten die Banken Druck ausgeübt, dass schnell Geld fließt?

Beer: Verständlicherweise werden verbindliche Termine gesetzt, wenn es darum geht, verlässlich zusammenzuarbeiten. Es geht aber auch um Sachzwänge, inwiefern etwa das Geschäft überhaupt ohne Kapitalzufuhr weiterzuführen gewesen wäre.

Die Zukunft der Mitarbeiter steht im Mittelpunkt

Hat die Kirche nicht über Jahre an Weltbild glänzend verdient? Die Gewerkschaft Verdi wirft Ihnen vor, Sie hätten „fette Gewinne“ abgeschöpft.

Beer: Ein solcher Vorwurf ist unangebracht. Die Gesellschafter haben vielmehr etwaige Überschüsse ganz überwiegend in das Unternehmen reinvestiert. So gaben die Diözesen beispielsweise Darlehen in zweistelliger Millionenhöhe, die bis jetzt nicht getilgt wurden und aufgrund der aktuellen Lage wohl auch nicht mehr getilgt werden. Nicht ausgeschüttete Gewinne beziehungsweise Gewinnvorträge in Höhe von über 100 Millionen Euro wurden zudem in jetzt wohl ebenfalls verlorene Genussrechte umgewandelt und damit dauerhaft im Unternehmen belassen.

Es heißt, hunderte Millionen Euro zur Rettung von Weltbild seien nicht vermittelbar, wenn man an die öffentliche Kritik an den Kosten für den Limburger Bischofssitz denkt. Ist Weltbild auch eine Folge von Limburg?

Beer: Nein.

Welcher finanzielle Verlust ergibt sich für die Bistümer aus der Weltbild-Pleite?

Beer: Wie die Endabrechnung aussieht, kann heute letztgültig nicht beantwortet werden.

Wie zufrieden waren Sie eigentlich noch mit der Geschäftsführung?

Beer: Im Mittelpunkt des Interesses müssen jetzt die Fragen nach der Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen.

Müssen sich auch die Bischöfe und Aufsichtsräte den Vorwurf gefallen lassen, den Umbau von Weltbild in ein digitales Handelsunternehmen nicht ausreichend forciert zu haben?

Beer: Jedenfalls für die letzten zwei Jahre, in denen ich im Aufsichtsrat tätig war, kann ich sagen: Es war der erklärte Wille, unter anderem auch mit den letztlich zugesagten 65 Millionen Euro den Umbau noch entschiedener voranzutreiben und das Verlagshaus für die Zukunft zu rüsten. Der digitale Wandel ist eine Herausforderung, der viele Medien- und Verlagshäuser vor große Aufgaben stellte und noch stellt. Viele Unternehmen sind manche Dinge zu spät angegangen. Es war auch der feste Wille da, profilierte Fachleute für den Wandel bei Weltbild zu finden, nur ist das gerade in unsicheren Zeiten äußerst schwierig.

Was wollte die Kirche eigentlich mit Weltbild?

Beer: Weltbild als Medienunternehmen wäre ein wichtiges Instrument, um in die Gesellschaft hineinzuwirken, etwa im Bereich von Glaube, Religion und Weltanschauung, Sinnfragen oder Kulturarbeit. Die Frage ist nur: Wie konstruiert man ein kirchliches Unternehmen, das notwendige Debatten in unserer Gesellschaft anstoßen kann und das ausreichende Breitenwirkung hat?

Die Kirche muss von Fachleuten unterstützt werden

Gab es eine Antwort darauf?

Beer: Erste Ansätze dazu hätte die angedachte Stiftungslösung liefern können.

In welchem Maße hat die von katholisch-konservativen Kreisen ausgelöste Debatte um esoterische und erotische Titel im Weltbild-Angebot zum Niedergang des Verlags beigetragen?

Beer: Dass über Verlagsprogramme diskutiert wird, ist in einer pluralen Gesellschaft selbstverständlich und wichtig. Debatten können dazu beitragen, das eigene Profil zu schärfen und Handlungsziele zu klären. Ein starkes Unternehmen verträgt solche Diskussionen, sie können den Niedergang nicht allein auslösen.

Hinter den Weltbild-Mitarbeitern liegt eine Zeit voller Unsicherheit: Wie geht es weiter mit ihrem Arbeitgeber?
12 Bilder
Weltbild-Insolvenz: Die Tage nach der Bekanntgabe
Foto: Fred Schöllhorn

Was bedeutet die Weltbild-Insolvenz für künftige Engagements der katholischen Kirche in der Privatwirtschaft?

Beer: Die entscheidende Frage ist: Wie können wir uns verantwortbar in der Gesellschaft einbringen? Dazu braucht es auch unternehmerisches Handeln und dafür geeignete Instrumente. Wir müssen uns fragen: Wie strukturiert man ein Unternehmen so, dass es dem Auftrag der Kirche gerecht wird und sich auch klar, rasch und nachhaltig im Markt bewegen kann? Diese Frage kann die Kirche nicht alleine klären, sondern sie braucht dafür die entsprechenden Fachleute, die sie unterstützen.

Sind Sie persönlich enttäuscht, dass die Weltbild-Sanierung gescheitert ist?

Beer: Mir geht es genauso, wie den vielen anderen, die sich für das Unternehmen und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt haben. Denken Sie hier an erster Stelle zum Beispiel an den Ortsbischof von Augsburg, Konrad Zdarsa, oder den Erzbischof von München und Freising. Es ist schwer zu akzeptieren, wenn man bei allen guten Absichten trotzdem gescheitert ist.

Die Kirche steht nun als kapitalistisch und kaltherzig da.

Beer: Hier ist vieles überspitzt und in Unkenntnis der wahren Sachverhalte geäußert worden. Aber damit werden wir als Kirche leben müssen. Das Wichtigste ist, dass die Kirche jetzt nicht einfach davonläuft, sondern das Möglichste tut, um zu helfen und dem eigenen ethischen Anspruch gerecht zu werden.

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