Fendt bekommt die Auftragsbücher nicht voll
Der Allgäuer Traktorenhersteller Fendt hat schlechte Monate hinter sich. Nun werden in der Region Stellen abgebaut. Dabei schrieb das Unternehmen vor Kurzem noch Rekordzahlen.
2013 war für Fendt ein Rekordjahr. Doch keine zwölf Monate später sieht sich der Allgäuer Traktorenhersteller gezwungen, Stellen abzubauen – am Stammsitz in Marktoberdorf ebenso wie im Werk im nordschwäbischen Bäumenheim. Die schwierige Marktsituation und nahezu leere Auftragsbücher im zweiten Halbjahr machen diesen Schritt notwendig, sagte der Vorsitzende der Fendt-Geschäftsführung, Peter-Josef Paffen, auf Anfrage unserer Zeitung. Bereits bis Juli trennte sich Fendt von 144 Leiharbeitern. Mittlerweile könne jedoch nicht mehr ausgeschlossen werden, dass es auch das Stammpersonal treffe, sagte Paffen.
Die Gründe für die angespannte Situation sind für den Firmenchef klar: der Preisverfall bei landwirtschaftlichen Produkten – unter anderem verursacht durch die Sanktionen der EU gegenüber Russland – und die unsichere politische Lage in Osteuropa. Das hat nach Angaben von Paffen dazu geführt, dass Fendt-Kunden nach einem sehr positiven Jahr mit einer guten Investitionsbereitschaft in ganz Europa nurmehr sehr vorsichtig investierten.
Zudem sei in Frankreich – dem nach Deutschland wichtigsten Markt für das Unternehmen – die Nachfrage um über 25 Prozent zurückgegangen. Dort hatte Fendt sonst etwa 3000 Traktoren abgesetzt. Verschärft werde die Lage dort durch die Getreideernte, die zwar von der Menge her in Ordnung war, aber nicht mehr von der Qualität. Das habe geringere Einnahmen für die Landwirte zur Folge.
Fendt: Kurzarbeit reicht nicht mehr
Der Schlepperhersteller spürt all dies beim Blick in die Auftragsbücher. Während das erste Halbjahr „ordentlich“ war, sei die Zahl der Aufträge nun in einem „kritischen Bereich“, heißt es. „Wir hatten einen miserablen August. Das war einer der schlechtesten Monate überhaupt. Wir leben derzeit von der Hand in den Mund“, sagt Paffen.
Mit Kurzarbeit – 36 Tage werden es bis Ende Oktober sein – versuchte das Unternehmen gegenzusteuern. Doch reicht dies nicht mehr. „Wir bekommen die Auftragsbücher nicht voll und es gibt keine Signale, dass sich der Markt stabilisiert“, sagt Fendt-Chef Paffen. Einziger Lichtblick in der prekären Lage: „Wir verlieren keine Marktanteile, das ist ganz wichtig.“
Die Unternehmensführung setzt nun auf Personalreduzierung. Es gelte schnell zu handeln, um nicht an Kraft zu verlieren, sagte Paffen. Erste Gespräche hat es bereits mit Betriebsrat und Gewerkschaften gegeben. In einer Betriebsversammlung wurden die Mitarbeiter über die Pläne unterrichtet. Informationen, wonach bis zu 500 Stellen abgebaut werden sollen, wollte Paffen nicht kommentieren. „Es ist zu früh, über Zahlen zu sprechen.“ In drei bis vier Wochen sollen Details feststehen. Die Betriebsratsvorsitzende Monika Hoffmann wollte zu dem geplanten Personalabbau derzeit keine Stellung nehmen. Das Unternehmen beschäftigt in Marktoberdorf 3200 und in Bäumenheim 998 Mitarbeiter.
Fendt will heuer mehr als 14.000 Schlepper verkaufen
Was den Absatz für das Jahr 2014 betrifft, rechnet Fendt trotz aller Sorgen nochmals mit einem „ordentlichen Ergebnis“. Die Marke von 15.000 verkauften Traktoren werde vermutlich nicht ganz geschafft, gleichwohl prognostiziert Fendt-Chef Paffen „14000 Traktoren plus X“. Das wäre in etwa der Wert der Jahre 2011 und 2012. Im Rekordjahr 2013 hatte der Marktoberdorfer Hersteller noch 17837 Schlepper verkauft.
Weltweit müssen sich Landtechnikhersteller nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auf eine Wachstumsflaute einstellen. So soll der weltweite Umsatz dieses Jahr um vier Prozent auf 93 Milliarden Euro sinken. Das Auftragsvolumen der Hersteller von Landmaschinen und Traktoren am Standort Deutschland lag nach Angaben des Verbands allein in den Monaten Mai bis Juli 2014 um 16 Prozent unter dem Vorjahr. Und die Neuzulassungen von Traktoren bewegten sich im August 2014 um sieben Prozent unter dem Vorjahresmonat.
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