Für Weltbild zeichnet sich ein herber Rückschlag ab
Ein wichtiger Versicherer hat einen Vertrag mit Weltbild gekündigt. Das könnte Folgen für die Kunden haben. Der Betriebsrat ist alarmiert. Das Unternehmen sieht kein Problem.
Bücher und andere Waren einkaufen, ins Lager legen bis die Bestellungen der Kunden eintreffen – und dann versenden. Nach diesem Geschäftsmodell arbeiten Handelsunternehmen wie die angeschlagene Weltbild-Gruppe mit Sitz in Augsburg. Für Weltbild zeichnet sich nun ein herber Rückschlag ab. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi zeigten sich gestern alarmiert. Demnach hat der Warenkreditversicherer Euler Hermes bereits Mitte März seine Verträge mit Weltbild gekündigt. „Wir sind entsetzt über die Entwicklung“, sagt Verdi-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann.
Der Betriebsrat gibt den Weltbild-Geschäftsführer die Verantwortung
Ein Warenkreditversicherer sei für ein Handelsunternehmen zentral, heißt es bei Verdi. Er bürgt dafür, dass Lieferanten ihre Bücher und andere Waren auch dann bezahlt bekommen, wenn der Händler in Zahlungsschwierigkeiten geraten sollte. Nur unter dem Schutz einer solchen Versicherung seien Hersteller bereit, Waren in größerem Umfang zu liefern. Händler ohne diese Versicherung könnten nur kleine Mengen einkaufen und müssten sofort bezahlen. Dies sei nun bei Weltbild der Fall, berichtet Boßmann. Die Situation sei fatal: Wer nur kleine Mengen einkaufen kann, bekomme weniger Rabatt. Für die Kunden könne es zu Verzögerungen kommen. „Ohne Warenkreditversicherung ist Handel nicht darstellbar – erst recht nicht, wenn das nächste Weihnachtsgeschäft anläuft“, warnt Boßmann. Der Betriebsrat sei interessiert, wie es zur Vertragskündigung kommen konnte. In einem Info-Blog nennt die Gewerkschaft Verdi den „bekanntermaßen rustikalen Verhandlungsstil“ von Weltbild-Geschäftsführer Patrick Hofmann als Grund für den Rückzug von Euler Hermes.
Weltbild-Geschäftsführung: Gute Lösungen mit Lieferanten gefunden
Die Weltbild-Geschäftsführung teilte gestern auf Anfrage mit, „die Darstellung, dass Weltbild Ware nur noch gegen Vorauskasse beziehen kann, ist falsch.“ Weltbild sei solide finanziert, der Warenbezug gesichert. „Wir zahlen unsere Lieferantenforderungen pünktlich und nutzen Zahlungskonditionen aus.“ Das Thema sei zudem erfolgreich in Bearbeitung: „Wir haben mit jedem Lieferanten eine gute Lösung gefunden, um diese Übergangsphase gemeinsam zu gestalten.“ Euler Hermes nahm auf Anfrage keine Stellung.
Bei Weltbild streiten nach der Insolvenz im Januar 2014 die neue Geschäftsführung und der Betriebsrat über den künftigen Kurs. Es geht auch um Jobs. Der Streit beschäftigt inzwischen auch das Gericht: Das Arbeitsgericht Augsburg muss darüber entscheiden, ob eine Einigungsstelle eingerichtet wird.
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