Günther Fielmann - der Mann, der die Brille billig machte
Günther Fielmann ist es gelungen, dass Brillen günstig und zugleich chic sein können. Weit weniger bekannt ist seine Liebe zur Natur und zur Landwirtschaft
Brille: Fielmann. Es gelingt nicht vielen Firmen, einen Werbespruch tief in den Köpfen zu verankern. Fielmann ist es gelungen. Vielleicht, weil der Slogan einfach ist. Vielleicht aber auch, weil eine große Anzahl Bundesbürger schon in einer Fielmann-Filiale war. Rund 23 Millionen Menschen tragen eine Brille des Unternehmens. In Deutschland stammt jede zweite Brille von Fielmann. Zurück geht der Erfolg auf Günther Fielmann, 77. Und die Firma, die jetzt gute Zahlen vorgelegt hat, will weiter wachsen. Gerade hat sie Niederlassungen in Italien eröffnet. Der Erfolg ist umso erstaunlicher, als Günther Fielmann von Null begann – mit der Eröffnung eines ersten Geschäfts in Cuxhaven. Das war 1972.
Eigentlich wollte er Fotograf werden, verriet Fielmann einmal. Geboren im schleswig-holsteinischen 300-Seelen-Dorf Stafstedt riet ihm aber sein Vater, ein promovierter Oberstudiendirektor, zu einer Optiker-Lehre. Günther Fielmann arbeitete erst in mehreren Betrieben im In- und Ausland, bildete sich dann zum Augenoptikermeister weiter und wechselte in die Industrie – zu Konzernen aus Frankreich und den USA. Dann machte er sich selbstständig. Er hatte das Gefühl, seine Ideen so besser verwirklichen zu können. Damit begann eine Erfolgsgeschichte.
Günther Fielmann: Kassenmodelle waren „zeitlos hässlich“
Der Optikermarkt sei damals kartellähnlich organisiert gewesen, sagte Fielmann, die Preise waren hoch, die Kassenmodelle „zeitlos hässlich“. Fielmanns Idee war es, dass Brillen auf Krankenkassenkosten gleichzeitig schön sein dürfen – „Brillenchic zum Nulltarif“ also. Um die Brillen günstig anbieten zu können, mussten Filialnetz und Umsatz wachsen. Bei aller Größe ist Günther Fielmann akribisch geblieben: Jedes neue Brillen-Modell gehe noch immer durch seine Hand, verriet er kürzlich. Hin und wieder nehme er Gesprächspartnern die Brille ab, um sie nachzurichten.
Doch Deutschlands Brillen-König kann auch impulsiv sein. Wenn er sich ärgere, dann richtig, schrieb Biograph Harald Czycholl. Fielmann muss einst einen Stuhl in der Emotion durch den Raum geworfen haben. Privat zeigt sich der Unternehmer aber zukunftsbewusst und ökologisch. Fielmann engagiert sich für den Umweltschutz. Die Fielmann AG pflanzt für jeden Mitarbeiter jedes Jahr einen Baum – insgesamt bereits rund 1,5 Millionen. Zudem will Fielmann zeigen, dass Landwirtschaft ohne Pestizide und medikamentengestützte Massentierhaltung möglich ist. Zu Fielmann gehört der schleswig-holsteinische Betrieb Hof Lütjensee. Gezüchtet werden dort alte Haustierrassen wie das Altdeutsche Rotbunte Niederungsrind oder das Kärntner Brillenschaf.
Die Optikerkette will Günther Fielmann weiterhin selbst in die Zukunft führen. Eben erst hat er seinen Vertrag als Vorstandschef bis 2020 verlängert. Sein Sohn Marc, 27, übernimmt aber bereits Aufgaben an der Firmenspitze. Er könnte den Gründer beerben. Fielmann hat zudem eine Tochter.
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