Gute Zeiten für die Landwirtschaft
Für den Allgäuer Traktorbauer Fendt läuft es derzeit gut. Das zeigt sich auch auf der weltgrößten Landtechnikschau, die derzeit in Hannover stattfindet.
„Wir freuen uns hier in Hannover auf die Agritechnica, das hört sich ja alles sehr gut an...“, meint eine Spaziergängerin beim Blick auf die vielen Menschen, die zum Messegelände in Hannover strömen. Rund 400000 Besucher und damit einen Rekord erwartet die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft als Veranstalterin dieser weltgrößten Landtechnikschau mit 2700 Ausstellern aus 48 Ländern, die bis Samstag fürs breite Publikum geöffnet ist und erstmals alle Hallen der Messe Hannover füllt.
"Die beste Messe in der Firmengeschichte"
Geradezu begeistert äußert sich denn auch Peter Paffen: „Das wird für uns die beste Messe in der Firmengeschichte“, sagt der Sprecher der Geschäftsführung beim Marktoberdorfer Traktorenbauer AGCO/Fendt, und sein Optimismus spiegelt die gute Stimmung wider, die seit einiger Zeit in der Landtechnikbranche und auch in der Landwirtschaft wieder herrscht. Vor allem freut die Branche, dass die Landwirte wieder investitionsfreudig sind.
So kann Fendt als Hersteller von Hightechschleppern seit Monaten wieder bei der Produktion ordentlich Gas geben. Nach den weltwirtschaftlich bedingten Absatzeinbrüchen in den Jahren 2009/2010 bis runter auf knapp 12600 Traktoren hat das zum US-Konzern AGCO gehörende Unternehmen für 2012 wieder 15000 Schlepper als Ziel fest vor Augen und damit nur ein paar hundert weniger als im Topabsatzjahr 2008. Alle Traktoren seien auch bereits verkauft, betonte Paffen in Hannover, will allerdings nicht ausschließen, dass letztlich nicht alle bis Jahresende auch aus dem Werk rollen können – weil immer wieder Zulieferprobleme Sorgen bereiten. 2012 will Fendt den Absatz noch weiter steigern auf 16500 Fahrzeuge. Dann dürfte auch der Umsatzrekord von 2008 mit 1,3 Milliarden Euro geknackt werden. Noch nicht absehbar sei, ob sich die Krise im Euro-Raum nachteilig aufs Geschäft auswirke, sagte Paffen.
Langfristig sehen die Experten die Landtechnikbranche ohnehin auf gutem Kurs. Zwischen 1950 und heute habe sich die Bevölkerung auf sieben Milliarden Menschen verdoppelt – Tendenz weiter steigend, gab AGCO-Präsident Martin Richenhagen zu bedenken. Das bedeute, immer mehr Lebensmittel zu produzieren bei abnehmender landwirtschaftlicher Fläche. Folglich müsse die Produktion noch effizienter werden.
Bernard Krone, Gesellschafter der Krone-Gruppe und Vizepräsident des Verbands der Automobilindustrie, sagte, dass Forschungen zufolge in den nächsten 50 Jahren mehr Lebensmittel benötigt werden als in der gesamten Vergangenheit. „Es lohnt sich also, in die Landtechnik einzusteigen“, betonte er und verwies auf bundesweit 190000 offene Ingenieursstellen.
Überall fehlen Ingenieure
Auch Fendt sucht Ingenieure im großen Stil, 120 neue Stellen sind zu besetzen. 49 Millionen Euro gibt die Traktorenschmiede dieses Jahr für Forschung und Entwicklung aus, derzeit erhält dieser Bereich einen Neubau. Dort wird nur ein Bruchteil des Investitionsprogramms „Fendt ahead²“ verbaut, das ein Volumen von insgesamt 172 Millionen Euro hat und von dem Marktoberdorf und Bäumenheim profitiert. In die neue Montage am Ostallgäuer Stammsitz werden momentan rund 100 Millionen Euro investiert.
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