Im Legoland rumort es gewaltig
Die Mitarbeiter im Legoland Günzburg sind mit den Löhnen von teils 6,50 Euro unzufrieden. Das Management aber sieht keinen Gesprächsbedarf.
Die Saison ist beendet. Der Freizeitpark Legoland in Günzburg geht in die Winterpause. Doch hinter verschlossenen Türen brodelt es gewaltig, denn einige Mitarbeiter sind nicht gewillt, sich mit den dort üblichen Löhnen zufriedenzugeben. Zurzeit liegt der Verdienst für Einsteiger im Vergnügungsgeschäft im Legoland bei 6,50 Euro. Zu wenig, findet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), der sich zuletzt vergleichsweise viele Legolandmitarbeiter angeschlossen haben. Gemeinsam kämpfen sie für einen Tarifvertrag, der für andere Mitglieder der NGG im Hotel- oder Gaststättenbereich bereits gilt.
Es rumort im Legoland
Für diesen Tarifvertrag sind etwa 70 Mitarbeiter vor kurzem vor den Toren des Parks auf die Straße gegangen. Tim Lubecki von der Gewerkschaft NGG erklärte, es sei zunächst ein Warnstreik gewesen, härtere Maßnahmen schloss er für die Zukunft nicht aus. „Wenn wir am 23. März keinen Tarifvertrag haben, wird es nächstes Jahr nicht lustig in Günzburg“, erklärte er.
Der Lohn eines Saisonmitarbeiters steigt um 25 Cent pro gearbeiteten Sommer. Zudem steht ein Bonus von 50 Cent aus. Wer beispielsweise krank wird oder aus anderen Gründen mehr als zehn Prozent der vertraglich zu erbringenden Leistungen nicht erarbeiten kann, hat Abzüge bei diesem Bonus. Es sei schon vorgekommen, dass Gäste sich darüber beschwert hätten, wenn Mitarbeiter an der Kasse stark erkältet seien, berichtete ein Betriebsratsmitglied.
Thomas Schwarz von der NGG wetterte angesichts der Situation: „Das Legoland ist ein Niedriglohnland“, und sein Kollege Tim Lubecki sagte über die Zuständigen der Legoland Deutschland GmbH: „Wir erwarten, dass sie sich mit uns zusammensetzen und verhandeln.“
Doch genau dazu besteht im Moment keine Bereitschaft. Geschäftsführer Hans Aksel Pedersen hatte direkt nach dem Warnstreik ein drittes Verhandlungsangebot der Tarifkommission abgelehnt. „Man muss erst einmal Geld verdienen, bevor man es verteilen kann“, sagte er. Bis zum nächsten Saisonbeginn im März 2013 sehe er keinen Gesprächsbedarf. „Wir verkaufen hier Spaß, aber wir müssen auch vernünftige Rendite machen.“
Seit vier Jahren wird Gewinn erwirtschaftet
Seit Juli 2005 ist die Merlin Entertainments Group Eigentümerin des Legolands. Laut Hans Aksel Pedersen seien seit der Eröffnung 36 Millionen Euro Verlust gemacht worden. Im vergangenen Jahr habe Legoland einen Gewinn von 2,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Festangestellte hätten 15 Prozent des Gewinns ausgeschüttet bekommen. Die Lohnerhöhungen für Festangestellte lagen bei 2,5 Prozent, die für Saisonarbeiter bei drei Prozent. „Ich weiß, dass wir uns hier auf niedrigster Ebene bewegen“, räumte der Geschäftsführer ein.
Doch erst seit etwa vier Jahren verdiene Merlin Entertainments im Legoland überhaupt Geld. Zu ihr gehören in Deutschland auch die Sealife-Center oder das Gruselkabinett Dungeon in Hamburg, wo ebenfalls schon gestreikt wurde. Gemeinsame Aktionen sind nicht ausgeschlossen. Legoland-Geschäftsführer Hans Aksel Pedersen versicherte, ihm sei sehr daran gelegen, die Erwartungen der Eigentümerin und der Mitarbeiter unter einen Hut zu bringen. Er sprach von sozialer Verantwortung gegenüber der Belegschaft und davon, dass die Löhne in der Freizeitbranche insgesamt niedrig seien. „Wir versuchen, unsere Mitarbeiter gut zu behandeln.“
Das kommt auch an. So erzählte ein 23-jähriger Saisonarbeiter, dass er das Arbeitsklima als angenehm empfinde. Vor Jahren hatte er seinen ersten Saisonvertrag mit sieben Euro Stundenlohn erhalten, hat schon bei den Fahrgeschäften gearbeitet und in der Garderobe. Vergangenes Jahr ist der 23-Jährige in die Gewerkschaft eingetreten. „Außer der Bezahlung stört mich wenig“, erklärte er. Wie die Vertreter der NGG hofft der 23-Jährige, dass bis zum Saisonbeginn im März 2013 Verhandlungen zustandekommen.
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