Immer mehr grüne Energie: Rekordinvestitionen bei den Lechwerken
Immer mehr Ökostrom aus kleinen Anlagen von Privatleuten fließt in die Leitungen der Lechwerke. Das Unternehmen muss deshalb das Netz verstärken. Wie dies bisher gelingt.
Immer mehr Hausbesitzer setzen auf eigenen Strom und bauen Photovoltaik-Anlagen auf das Dach. Allein im vergangenen Jahr sind 3000 neue, wenn meist auch kleine Ökostrom-Anlagen im Netz der Lechwerke dazugekommen. Vor allem Photovoltaik.
Strompreis für die Kunden ist zuletzt gesunken
Wer etwas über den Stand der deutschen Energiewende wissen will, muss nur zusammen mit den Lechwerke-Vorständen Markus Litpher und Norbert Schürmann einen Blick auf das Stromnetz in der Region werfen: Rund 68.500 Ökostrom-Anlagen waren Ende 2014 an das Lechwerke-Netz angeschlossen. Sie lieferten rund ein Siebtel so viel Elektrizität wie das Atomkraftwerk Gundremmingen. Grüner Strom wird in Deutschland immer wichtiger.
Der Ökostrom-Boom ist ein Grund, warum die Lechwerke vergangenes Jahr Rekord-Investitionen gestemmt haben, erklärte gestern Lechwerke-Chef Litpher bei der Vorstellung der Jahreszahlen. „Die Energiewende findet im ländlichen Raum statt.“ Das Stromnetz sei deshalb die Plattform für das dezentrale Energiesystem der Zukunft. Statt Großkraftwerken basiert es auf immer mehr kleinen Anlagen. Durch Sonne, Wind und Biogas fließt zeitweise mehr Strom ins Netz, als die Region braucht. Dann speisen die Lechwerke die Energie ins bundesweite Übertragungsnetz ein. Letztes Jahr schon an 109 Tagen.
Lechwerke-Chef macht sich für die Stromtrassen stark
Um das Stromnetz an die Erfordernisse der Energiewende anzupassen, floss 2014 die „höchste Investitionssumme in der LEW-Geschichte“ ins Netzgeschäft, berichtete Litpher. Für Erneuerung und den Ausbau habe man 83 Millionen Euro ausgegeben. „Der Netzausbau bleibt unsere wichtigste Aufgabe.“ Was man wissen muss: Die Lechwerke betreiben das regionale Verteilnetz. Die heiß diskutierten Stromtrassen quer durch die Republik sind nicht Aufgabe des regionalen Energieversorgers. Hierfür sind andere Firmen zuständig.
Trotzdem macht sich Litpher für die Trassen stark: Die Region sei auf einen Ausbau des Stromnetzes angewiesen. „Das umfasst den Ausbau und die Erweiterung bestehender Trassen und schließt auch neue Leitungsstrecken mit ein.“ Windstrom aus dem Norden und Osten und Strom aus konventionellen Kraftwerken soll in den Süden geleitet werden.
„Verzichten wir auf den Ausbau der Netze, gefährden wir die Versorgungssicherheit und riskieren die Teilung in zwei Preiszonen“, warnte Litpher. Mit anderen Worten: Strom im Süden wäre teurer als im Norden. Die Lechwerke haben Stromtarife für Privatkunden zuletzt leicht gesenkt. Wie sich der Preis dieses Jahr entwickelt, ließ das Unternehmen offen. Dies hängt zum Beispiel von der Entwicklung der Ökostrom-Umlage ab.
Trotz der Herausforderungen: Gute Zahlen bei den Lechwerken
Trotz aller Herausforderungen legten die Lechwerke gestern im Branchenvergleich gute Zahlen vor. Von einer Krise, wie sie den Branchenriesen EON erschüttert oder das Mutterhaus RWE in Essen plagt, ist in Augsburg kaum eine Spur zu sehen. Das betriebliche Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag mit 178 Millionen Euro rund 15 Prozent über dem des Vorjahres.
Allerdings profitierten die Lechwerke von einem Einmaleffekt: Sie haben ihr Höchstspannungsnetz an den Netzbetreiber Amprion verkauft. Daraus entstand ein Buchgewinn von 27 Millionen Euro. Zum Verkauf hatte der Gesetzgeber das Unternehmen gezwungen. Unter dem Strich bleibt ein Jahresüberschuss von 85 Millionen Euro, die Dividende steigt. Die Lechwerke wollen statt bisher zwei Euro nun 2,40 Euro an die Aktionäre ausschütten.
Dass das Energie-Geschäft nicht leichter wird, merken aber auch die Lechwerke. Viele Privatleute sparen Strom – oder erzeugen ihn mit ihrer Photovoltaik-Anlage gleich selbst. Obwohl das Unternehmen bei den Haushalten Kunden gewonnen hat, ging der Absatz dort zurück. Im Umsatz der Gruppe spiegeln sich diese Effekte wider: Er lag mit 2,2 Milliarden Euro geringfügig unter dem des Vorjahres.
Trotz aller Umbrüche, trotz aller nötigen Investitionen blicken die Lechwerke-Chefs Markus Litpher und Norbert Schürmann positiv auf das laufende Geschäftsjahr. Sie rechnen mit einer konstanten Geschäftsentwicklung. Der Umsatz könnte leicht steigen, der Gewinn etwas niedriger ausfallen.
Die Zahl der Beschäftigten im Unternehmen stieg von 1726 auf 1762, davon sind 93 Auszubildende. Diese Mitarbeiterzahlen will das Unternehmen auch beibehalten, sagte Litpher. „Wir wollen das Tempo halten und den Umbau des Energiesystems weiter vorantreiben“, versprach er.
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