Karl-Erivan Haub gibt Tengelmann noch nicht auf
Karl-Erivan Haub will das Familienunternehmen durch die Krise bringen. In der Supermarkt-Dynastie muss er Ausdauer beweisen. Und damit kennt er sich aus.
Karl-Erivan Haub hat schon oft Ausdauer bewiesen. Beim New-York-Marathon zum Beispiel, bei Triathlons oder beim Bergsteigen. Vor allem aber, seit sein Vater, Erivan Haub, die Tengelmann-Gruppe an ihn übergeben hat. Nun leitet der 56-Jährige das Familienunternehmen in fünfter Generation. Nachdem die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka vorerst gescheitert ist, steht die Handelskette unsicherer da als je zuvor. Haub sagt deutlich, dass er die aktuelle Situation nicht mehrere Jahre aussitzen werde. Zusehen, wie die Mitarbeiter noch länger im Ungewissen bleiben, sei nicht sein Stil. Auch, wenn er an dieser Stelle erneut Ausdauer beweisen könnte.
Haub startete mit einer Lehre als Lebensmittelkaufmann
Er weiß, wann ein Langstreckensportler einen Sprint hinlegen muss. Zu einem ersten setzte er bereits vor wenigen Jahren an, als er sich auf den Internethandel fokussierte. Der zweite folgte mit der geplanten Übergabe an Edeka, doch er wurde ausgebremst.
Haubs Karriere startete mit der Lehre als Lebensmittelkaufmann. Er studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, verschaffte sich Erfahrung als Unternehmensberater und kam schließlich als Projektleiter ins Familienunternehmen zurück. Inzwischen zählt dazu nicht nur die Supermarkt-Kette, sondern auch Beteiligungen an den Obi-Baumärkten, dem Textil-Discounter Kik oder Netto. 2009 kam der Bereich E-Commerce dazu, beteiligt ist das Unternehmen an Zalando, Brandsforfriends oder Uber.
2000 übernahm er die Tengelmann-Gruppe, eines der deutschen Familienunternehmen. Um das Minus von Kaiser’s Tengelmann zu beseitigen, verkaufte er den Discounter Plus und weitere Beteiligungen. Die Schulden wurden weniger, doch bis heute gibt es massive Probleme.
Familie bedeutet für Haub alles
Haub lebt mit seiner Frau Katrin und seinen Zwillingen in Köln. Aufgewachsen ist er in den USA als ältester von drei Geschwistern. Sein Vater zählt Forbes zufolge mit einem Vermögen von rund 2,9 Milliarden US-Dollar zu den reichsten Menschen der Welt. Trotzdem sei er geerdet und nicht im Luxus aufgewachsen, sagte er der Bild.
Familie bedeutet für ihn alles. Sie ist Rückzugsort und bietet ihm den nötigen Rückhalt, den er aktuell wohl stärker braucht, als je zuvor. In einem Fernsehinterview mit RTL sagte er einmal: „Wenn etwas, an dem man lange gearbeitet hat, erfolgreich ist, dann ist es das größte Glücksgefühl.“ Die Supermarktkette schreibt seit Jahren rote Zahlen. Glücksgefühle kann zumindest dieser Unternehmensast in ihm nicht mehr hervorrufen, im Gegenteil.
„Es tut weh, wenn ich Menschen treffe, die keinen Traum mehr haben“, sagte er im Interview weiter. Die Zukunft des Familienunternehmens ist für ihn noch lange nicht ausgeträumt. Doch für diese anstrengende Etappe wird noch mehr Ausdauer fällig als bisher gefordert.
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