Kaufen die Schlecker-Kinder die Drogeriekette zurück?
Die insolvente Drogeriekette Schlecker könnte wieder in Schlecker-Familienhände zurück gelangen.
Laut einem Medienbericht erwägen die Kinder von Schlecker-Gründer Anton Schlecker den Rückkauf der insolventen Drogeriekette. Das Nachrichtenmagazin der Spiegel berief sich auf Finanz- und Gläubigerkreise und berichtete demnach, dass die Schlecker-Kinder bereits auf der Suche nach einem Co-Investor seien. Derweil will die Gewerkschaft Verdi entlassene Mitarbeiter nicht zu Kündigungsschutzklagen ermuntern.
Die Schlecker-Kinder Meike und Lars würden dem Bericht zufolge bei einem Zuschlag für das Unternehmen die Vermögenswerte - also die verbliebenen Filialen, Immobilien, Ware und Fuhrpark erwerben. Das neue Unternehmen könne dann ohne Altschulden weiterbetrieben werden. Der Insolvenzverwalter wiederum würde mit dem Kaufpreis die Gläubiger bedienen können.
Mehr als 20 Interessenten für Schlecker
Dem "Spiegel"-Bericht zufolge hat sich von den von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz genannten Interessenten bisher nur einer das Unternehmen genauer angeschaut. Eigentlich sprach Geiwitz von mehr als 20 Interessenten, aus denen er eine Handvoll für ab dieser Woche geplante ernsthafte Verhandlungen aussuchen wolle.
Mögliche Klagen der entlassenen 11.000 Schlecker-Mitarbeiter
Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke sagte "Spiegel Online" zu möglichen Klagen der entlassenen 11.000 Schlecker-Beschäftigten: "Wir haben kein Interesse daran, Klagen zu forcieren." Verdi werde nicht zu Klagen aufrufen, aber "wir werden unsere Mitglieder natürlich beraten und gegebenenfalls Rechtsschutz gewähren". Arbeitsrechtler rechnen mit einer Klagewelle, die womöglich auch Investoren abschrecken könne.
Blockadehaltung der FDP
Das Bemühen um eine Auffanggesellschaft für Schlecker-Mitarbeiter war an der Blockadehaltung der FDP in dieser Frage gescheitert. Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer legte in dem Zusammenhang mit seiner Kritik an seinem Koalitionspartner FDP nach. "Ich bin sehr betroffen, dass den Schlecker-Mitarbeiterinnen durch das Veto unseres bayerischen Wirtschaftsministers der Weg in eine sichere Zukunft verbaut wurde", sagte Seehofer dem "Spiegel". Bislang sei Bayern als Land bekannt, das Probleme löse "und jetzt machen wir Probleme", sagte der CSU-Chef. "Das erfüllt mich nicht mit Stolz."
CDU/CSU-Parlamentsgeschäftsführer Peter Altmaier sagte dem Sender RBB, "ich bin schon der Auffassung, dass zur Politik auch ein gewisses Maß an Empathie und Mitgefühl gehört. Deshalb hätte ich es sehr begrüßt, wenn wir eine Auffanggesellschaft hätten bilden können." Der Widerstand der FDP gegen diese Lösung habe ihn "überrascht und auch ein bisschen enttäuscht".
Der FDP-Spitzenkandidat für die Nordrhein-Westfalen-Wahl, Christian Lindner, wies Kritik am Verhalten der Liberalen zurück. Die Ablehnung einer staatlich organisierten Transfergesellschaft für die Schlecker-Mitarbeiterinnen sei weder eiskalt noch unsozial oder unsolidarisch, sagte Lindner auf einem Kongress der NRW-FDP am Sonntag in Duisburg. Sozial sei vielmehr, wenn die betroffenen Frauen auf dem Arbeitsmarkt "schnell in neue Arbeit kommen".
FDP-Generalsekretär Patrick Döring gab zudem in der Berliner "tageszeitung" Verdi eine Mitschuld an der Schlecker-Pleite, weil diese im vergangenen Jahr dazu aufgerufen habe, Schlecker wegen schlechter Arbeitsbedingungen zu boykottieren.
Die angestrebte Schlecker-Transfergesellschaft war am Donnerstag gescheitert, weil drei Länder mit FDP-Wirtschaftsministerium - Bayern, Sachsen und Niedersachsen - nicht bereit waren, sich an einer Kreditbürgschaft zu beteiligen. afp/AZ
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