Lionel Souque, der Franzose auf dem Rewe-Chefsessel
Lionel Souque fing mit einer Penny-Filiale an und arbeitete in 20 Jahren in 19 Ländern. Jetzt steht der gebürtige Franzose an der Spitze des Lebensmittel-Riesen Rewe. Ein Porträt.
Für viele Franzosen, die ja bekannt dafür sind, leckeres Essen und guten Wein zu schätzen, ist Deutschland ein merkwürdiger Ort. „Die Deutschen haben kein Problem damit, 1000 Euro für eine Alufelge auszugeben, nicht jedoch drei Cent mehr für ein gutes Brot“, sagte Lionel Souque einmal. Ausgerechnet in diesem Land muss der Franzose sich nun als Chef des zweitgrößten Lebensmittelhändlers durchschlagen.
Souque hat die Leitung der Kölner Rewe-Gruppe übernommen. Bisher stand der 45-Jährige im Schatten seines Vorgängers Alain Caparros, der zuletzt im Kampf um Kaiser’s Tengelmann mit starken Worten Schlagzeilen machte. Nun muss er selber ran. Souque, der wie Landsmann Caparros gern auf Krawatten verzichtet und moderne Kunst liebt, gilt aber als ausgeglichener als sein Vorgänger.
Souque fing mit einer Penny-Filiale in München an
Der Sportfan hat ein Faible für Biathlon, Handball, Basketball und Fußball – der Fan des 1. FC Köln sitzt auch in dessen Aufsichtsrat. Deutsch gelernt hat er während eines Studienaufenthaltes in Reutlingen, nur ein leichter Akzent verrät den gebürtigen Pariser. Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums führte der Weg ihn dann zu Rewe. Auf einer Messe wurde er angeworben. Da begann der Lebensmittelhändler gerade mit seiner Auslandsexpansion und war auf der Suche nach ausländischen Mitarbeitern.
An die erste Zeit erinnert sich der Manager mit gemischten Gefühlen: Schon nach wenigen Monaten bekam er die Leitung einer Filiale der Discount-Tochter Penny in einem sozialen Brennpunkt in München übertragen. Dort gab es „fast jeden Tag Krawall“. Am ersten Tag erschien kein einziger Mitarbeiter. Also schmiss er den Laden kurzerhand alleine – Ware einräumen, Abgelaufenes aussortieren und kassieren inklusive. Er biss sich durch und machte schnell Karriere.
Lionel Souque arbeitete in 20 Jahren in 19 Ländern
Zunächst bei den Auslandstöchtern von Rewe. „Das wollte kein anderer machen“, erzählt Souque. Und so arbeitete er in den vergangenen 20 Jahren in sage und schreibe 19 Ländern. Bereits mit 35 zog er 2007 in den Vorstand von Rewe International ein, 2009 übernahm er die Leitung von Rewe Deutschland. Privat bedeutete das Entbehrungen: Seine Frau hatte Souque bereits während seines Studiums in Reutlingen kennengelernt, doch die Berufswege führten sie geografisch zunächst weit auseinander. „In den ersten acht Jahren haben wir nie im selben Land gelebt“, erzählt er. Heute wohnt die Familie mit drei Kindern, drei Meerschweinchen und einem Hund in Köln.
Beruflich warten große Herausforderungen auf Souque: Konkurrenz durch Discounter, aber auch immer mehr durch den Online-Handel. Vorgänger Caparros ist dennoch zuversichtlich, dass der neue Rewe-Chef der Richtige ist. Gefragt nach Empfehlungen, die er Lionel Souque geben wolle, meinte er: „Er weiß schon genau, was er zu machen oder zu lassen hat.“ mit dpa
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