Ex-Weltbild-Logistik muss wieder Insolvenz anmelden
Anderthalb Jahre nach der Pleite von Weltbild muss die ausgelagerte Logistik-Sparte des Konzerns erneut Insolvenz anmelden. 450 Mitarbeiter sind betroffen.
Die Mitarbeiter im früheren Weltbild-Logistikzentrum, wo CDs, Bücher und Accessoires verpackt und verschickt werden, bangen seit längerem um ihre Jobs. Die Sparte war nach der Übernahme durch den Düsseldorfer Investor Walter Droege ausgelagert und im Sommer 2014 an die Also AG weitergereicht worden, die ebenfalls zur Droege-Gruppe gehört.
Seither firmiert die Weltbild-Logistik unter Also Logistics Services GmbH. Das Unternehmen bestätigte unserer Redaktion heute entsprechende Insolvenz-Pläne. Man habe heute der Betriebsrat informiert, dass die Geschäftsführung einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung stellen werde, "damit die notwendige Sanierung schnellstmöglich vorangetrieben werden kann". Die Geschäftsführung von Weltbild betonte, dass diese Insolvenz ausschließlich Also Logistik Services GmbH als Dienstleister von Weltbild betrifft.
4 Millionen Euro Verlust im ersten Halbjahr
Der Also-Konzern teilte mit, die Logistiksparte von Weltbild habe im ersten Halbjahr Verluste von rund 4 Millionen Euro verursacht. Das Geschäft sei weggebrochen. Gleichzeitig hätten sich die Umsätze rückläufig entwickelt. Das Unternehmen könne "angesichts seiner Kostenstruktur ohne umfassende Restrukturierung nicht wettbewerbsfähig im Markt agieren". Der Konzern habe daher entschieden, die weitere Finanzierung des laufenden Geschäfts einzustellen.
Also-Geschäftsführer Reiner Wenz hatte zuletzt betont, das Logistikzentrum sei schlecht ausgelastet und müsste dringend restrukturiert werden. 150 von 450 Stellen im Augsburger Logistikzentrum sollten daher abgebaut werden. Man müsse stärker als bisher Aufträge von dritten Firmen gewinnen, forderte Wenz vor kurzem im Gespräch mit unserer Zeitung. Nun betont die Also AG, der Personalabbau habe bisher nicht wie geplant umgesetzt werden können – und kritisiert damit vor allem Gewerkschaft und Betriebsrat, denen sie wiederholt eine „Blockadehaltung“ in punkto Stellenabbau vorgeworfen hat. "Ähnliches ist mir in 20 Jahren meiner beruflichen Laufbahn noch nicht begegnet", sagte Wenz zuletzt.
Der Augsburger Verdi-Vertreter Thomas Gürlebeck weist dagegen jede Mitverantwortung an der Insolvenz der Logistiksparte zurück. "Die Ursachen sind bei Droege zu suchen", sagte Gürlebeck unserer Zeitung. Auch eine Blockade von Betriebsrat und Gewerkschaft habe es nicht gegeben. "Unsere Haltung war: Man kann über alles reden, wenn das Konzept stimmt. Aber einfach blind Personal abzubauen, das ist mit uns nicht zu machen."
Derzeit werden die Mitarbeiter in Augsburg informiert. Wann der Insolvenzantrag tatsächlich gestellt wird, ist unklar.
"Alle Kunden bekommen ihre Ware"
Weltbild-Geschäftsführer Patrick Hofmann betonte laut der Mitteilung von Also, dass die Weltbild GmbH nicht von der Insolvenz betroffen sei: "Wir sind getrennte Unternehmen." Also sei lediglich ein Dienstleister für Weltbild. Verdi betrachtet beide Unternehmen jedoch weiterhin als einen Gemeinschaftsbetrieb. Das Arbeitsgericht Augsburg hat zudem eine gemeinsame Einigungsstelle eingerichtet, bei der es um den Personalabbau bei beiden Unternehmen geht.
Die von Also angestrebte Insolvenz in Eigenverwaltung ermöglicht einem finanziell angeschlagenen Betrieb die Nutzung des Insolvenzrechts, ohne dass die Geschäftsführung die gesamte Verantwortung abgeben muss. Dem Unternehmen wird allerdings ein sogenannter Sachwalter zur Seite gestellt.
Laut ALSO Logistik Services GmbH wird der Geschäftsbetrieb „uneingeschränkt“ weiter gehen. „ Alle Kunden, die bestellt haben, bekommen ihre Ware ganz normal. Bereits an Weltbild gelieferte Ware von Verlagen und Lieferanten ist sicher. Gehen Sie davon aus, dass die Geschäftsbeziehungen zu unseren Kunden und Lieferanten ganz normal weiterlaufen“, so Hofmann.
Käufer von 67 Weltbild-Filialen nach nur sechs Monaten pleite
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Käufer von 67 Weltbild-Filialen, die Buchhandelskette Lesensart aus Ahaus, nach nur sechs Monaten pleite gegangen ist. Die Augsburger Weltbild-Zentrale hatte zum Jahresanfang bekanntgegeben, dass sich das Unternehmen von fast jeder zweiten Buchfiliale trennen will. Zum 1. Februar hatte dann der Unternehmer Rüdiger Wenk die Läden übernommen. Seither wurden bereits mehrere Filialen geschlossen. (mit dpa)
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