Lufthansa-Piloten streiken auch am Freitag - Donnerstag fallen 900 Flüge aus
Die 14. Streikrunde der Lufthansa-Piloten zieht sich noch länger hin. Auch am Freitag sollen wieder viele Maschinen am Boden bleiben. Ein Ende des Konflikts ist nicht absehbar.
Im Tarifkonflikt bei der Lufthansa hat die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) auch für Freitag Streiks angekündigt. Davon sollen alle Kurzstreckenverbindungen betroffen sein, die am Freitag aus Deutschland abfliegen sollen, wie die VC in einer Erklärung mitteilte. Die Lufthansa-Piloten streiken seit Mittwoch, auch am Donnerstag wollen sie ihre Arbeit niederlegen.
Am Donnerstag werden nach Angaben des Unternehmens 912 Verbindungen gestrichen - darunter 82 Langstrecken. Tags zuvor waren schon 876 Flüge ausgefallen. Am Mittwoch und Donnerstag zusammen dürften etwa 215 000 Kunden betroffen sein, teilte die Lufthansa in Frankfurt mit. Für Donnerstag wurden 912 Flüge gestrichen, darunter 82 Langstreckenverbindungen.
In dem Konflikt geht es um die Vergütung der Piloten - die Vorstellungen beider Seiten liegen weit auseinander. Die Lufthansa forderte die Piloten zu einer Schlichtung auf. Doch die Vereinigung Cockpit (VC) ging mit ihrer Streikankündigung für Freitag weiter auf Konfrontationskurs - und machte zugleich die Unternehmensführung für die Verschärfung des Konflikts verantwortlich.
Der Vorwurf, eine kompromisslose Unternehmenspolitik
"Das Lufthansa Management zeigt weiterhin keinerlei Bewegung und hat kein verhandlungsfähiges Angebot übermittelt", erklärte VC-Vorstandsmitglied Jörg Handwerg. Der Lufthansa-Vorstand lasse "nicht nur die eigenen Mitarbeiter, sondern auch die Kunden zunehmend unter dieser kompromisslosen Unternehmenspolitik leiden".
Anders als am Mittwoch und Donnerstag sollen am Freitag aber nur Piloten der Kurzstreckenflüge ihre Arbeit niederlegen. "Nachdem durch den bisherigen Streik der komplette Lufthansa Flugbetrieb nahezu zum Erliegen gekommen ist, sind diesmal nur die Kurzstreckenverbindungen betroffen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollten", erklärte die Vereinigung Cockpit.
Die Gewerkschaft hatte den Streik am Mittwoch um Mitternacht begonnen, die Lufthansa sagte deswegen 876 Flüge ab, rund 100.000 Kunden waren betroffen. Am späten Dienstagabend scheiterte der Konzern zunächst vor dem Arbeitsgericht Frankfurt am Main und dann vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht mit dem Versuch, den Ausstand im Eilverfahren verbieten zu lassen. Parallel kündigte die Gewerkschaft an, auch am kompletten Donnerstag zu streiken. Davon werden wohl rund 115.000 Passagiere betroffen sein.
Tarifverhandlungen scheiterten
Die Lufthansa riet Kunden, sich auf der Internetseite lh.com zu informieren. Auch die kostenlose Hotline 0800-8506070 stehe zur Verfügung. Wer Kontaktdaten in seinem Kundenprofil hinterlegt habe, erhalte Hinweise per SMS oder E-Mail.
Hintergrund des Ausstands sind gescheiterte Tarifverhandlungen über die Vergütung der Piloten der Lufthansa, der Frachttochter Lufthansa Cargo und der Billigtochter Germanwings. Von den aktuellen Streiks ist allerdings nur das Lufthansa-Passagiergeschäft betroffen; andere Konzern-Airlines wie Germanwings, Swiss und Austrian Airlines fliegen wie gewohnt.
Jeder Streik kostet Geld, Kunden und Vertrauen
Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens forderte die Vereinigung Cockpit am Mittwoch erneut auf, ein Schlichtungsverfahren zu beginnen. Dies hatte die Gewerkschaft vergangene Woche zurückgewiesen mit dem Argument, der bisherige Tarifvorschlag des Konzern sei nicht "nicht schlichtungsfähig". Die Lufthansa bot zuletzt 2,5 Prozent mehr Lohn. Die Gewerkschaft will für die Piloten rückwirkend ab 2012 jährlich 3,66 Prozent mehr Geld.
Kritik an den Streiks kam vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW). "Jeder Streiktag kostet unsere Branche viel Geld, Kunden und Vertrauen", kritisierte BTW-Generalsekretär Michael Rabe. Zudem werde gerade für europäische "Traditionsairlines" die Lage immer schwieriger - dies verschärften die Piloten noch "durch ihre ständigen Streiks"
Lufthansa reservierte für gestrandete Kunden nach eigenen Angaben im Rhein-Main-Gebiet sowie im Raum München vorsorglich fast 4000 Hotelzimmer. Für Passagiere, die aufgrund fehlender Visa nicht nach Deutschland einreisen dürfen, seien im Frankfurter Terminal zudem rund 400 Feldbetten aufgebaut worden. Viele Fluggäste konnten aber auch umgebucht werden oder kamen mit der Bahn an ihr Ziel. . AFP, dpa
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