Momentan günstiges Heizöl: Kaufen oder nicht kaufen?
Das Heizöl ist aktuell so günstig wie lange nicht mehr. Marc Deisenhofer vom regionalen Energielieferanten Präg beantwortet die häufgsten Fragen rund um das Thema Heizöl.
Heizöl kaufen ist wie Lotto spielen - ein unsicheres Geschäft. Wer denkt, er greift heute zu, weil es gerade so günstig ist, kann sich morgen schon ärgern, weil der Preis doch noch einmal gesunken ist. Derzeit ist der Heizölpreis so niedrig wie selten. Sollte man also zugreifen? Oder doch lieber abwarten? Marc Deisenhöfer, Geschäftsführer des regionalen Energielieferanten Präg mit Firmenzentrale in Kempten, gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Heizöl und Tipps, wie Verbraucher am besten sparen können.
Wann ist es normalerweise am günstigsten, Heizöl zu kaufen?
Deisenhofer: Früher konnte man noch einen Zeitraum nennen, in dem das Heizöl tendenziell am günstigsten war. Aber inzwischen sind die Kunden durch das Internet immer über den Preis auf dem Laufenden und greifen genau dann zu, wenn sie glauben, dass der Zeitpunkt gut ist. Die Nachfrage kommt dann meist sehr geballt. Das ist eine große logistische Herausforderung. Das bedeutet, es kann zu längeren Lieferzeiten kommen. Man sollte also vor allem im Winter nicht so lange warten, bis der Tank ganz leer ist.
Wie hoch liegt der Preis im Moment? Sollten Verbraucher jetzt zuschlagen? Oder wird der Preis noch weiter sinken?
Deisenhofer: Im Augsburger Land liegt der Preis im Moment bei ungefähr 80 Cent pro Liter für Heizöl der Standardqualität, wenn man eine Menge von circa 3000 Litern abnimmt. Betrachtet man die letzten zwei Jahre, liegen wir damit am unteren Ende. Den Tiefpunkt hatten wir im Juni 2014, aber der Preis ist jetzt nur minimal höher. Anfang September 2013 war das Heizöl dagegen beispielsweise um zehn Cent teurer als jetzt. Ob der Preis noch weiter sinkt, ist schwer zu sagen, aber im Moment ist sicher kein schlechter Zeitpunkt, Heizöl zu kaufen. Eine Strategie könnte aber zum Beispiel auch sein, nur eine Teilmenge einzukaufen.
Aber ist das Heizöl bei einer geringeren Menge nicht teurer? Lohnen sich Sammelbestellungen?
Deisenhofer: Grundsätzlich ist es richtig, dass die Menge den Preis generiert. Das sehen wir seit vielen Jahren. Bei einer sehr geringen Menge ist es daher nicht effizient, nur eine Teilmenge zu kaufen, aber bei einer größeren Teilmenge kann es sich durchaus lohnen, Minimum 1500 bis 2000 Liter. Sonst werden die Aufschläge zu hoch. Der Verbraucher sollte am besten nachfragen oder es sich selbst ausrechnen, ob dies für ihn in Frage kommt.
Wie können Verbraucher sonst noch sparen?
Deisenhofer: Durch Heizungssanierung. Es wird noch zu wenig investiert in die Modernisierung von Heizungsanlagen. Ja, man muss dafür Geld in die Hand nehmen, aber die Amortisationszeiten - das heißt, wann man das Geld wieder hereingeholt hat - halten sich im Rahmen. Eine Möglichkeit, Energie und Geld zu sparen, sind außerdem sogenannte Solarthermianlagen. Dabei wird ein Teil der Energie durch Kollektoren gewonnen und ein Teil mit Heizöl. Dann gibt es noch Hybridsysteme, die Holz auch noch mit einbeziehen. So können Verbraucher verschiedene Kostenvorteile nutzen.
Gibt es bei den verschiedenen Lieferanten große Preisunterschiede? Lohnt es sich, zu vergleichen?
Deisenhofer: Es gibt keine riesigen Preisunterschiede, da es sich um einen homogenen, extrem wettbewerbsintensiven Markt handelt. Aber Kleinvieh macht auch Mist.
Sollten Verbraucher Heizölrechner im Internet nutzen?
Deisenhofer: Heizölrechner sind gut, um ein Gefühl für den Preis zu haben. Als Mittel, um zu sehen, wo der Preis gerade liegt. Die meisten nutzen Heizölrechner als Vorinformation und rufen dann ihren Heizöllieferanten an. Die meisten haben eine enge Bindung an ihren Lieferanten und bleiben ihm treu. Manche verhandeln dann auch noch über den Preis.
Gilt der Preis zum Zeitpunkt der Bestellung oder das Lieferdatum?
Deisenhofer: Es gilt der Preis zu dem Zeitpunkt, an dem das Geschäft verbindlich abgeschlossen wurde. Und das gilt für beide Seiten. Das heißt, der Kunde kann nicht stornieren - auch wenn der Preis später doch noch fallen sollte.
Woran liegt es eigentlich, dass der Heizölpreis sich ständig ändert?
Deisenhofer: Das ist im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig: dem Rohölpreis und dem Euro-Dollar-Kurs. Hinzu kommen noch große Unruhen in den Förderländern. Im Moment gibt es Unruhen im Nordirak, in Syrien, in Libyen und in Russland, aber trotzdem hat der Preis nachgelassen - das ist erstaunlich. Erklären kann ich mir das nur durch das konjunkturelle Umfeld und dadurch, dass die USA stärker produzieren und vermehrt unkonventionelles Rohöl fördern. Denn normalerweise wirken sich Krisen eher so auf den Markt aus, dass die Preise steigen.
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