Neue EU-Pläne: Biobauern fürchten um ihre Zukunft
Die Europäische Union plant neue strengere Regeln für Biobauern. Sowohl Betroffene als auch Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sehen die EU-Pläne kritisch.
Nein, auf die EU und ihre Pläne ist Franz Donderer nicht gut zu sprechen. „Wir haben jetzt schon genug Vorschriften“, sagt der Biobauer aus Aichen nahe Krumbach. Die EU schreibt ihm vor, wie viel Fläche jede Kuh braucht und wie oft sie Auslauf bekommt, welches Futter er verwenden und wie viel er davon selbst anbauen muss. Hinzu kommen die Betriebskontrollen – einmal im Jahr ein Routinetermin und darüber hinaus unangemeldete Stichproben. Jetzt aber, findet Donderer, ist es genug. Noch schärfere Regeln, wie sie die EU plant, könnten dazu führen, dass noch mehr Biobauern aufhören.
Bundesagrarminister sieht EU-Pläne kritisch
Ähnlich sieht das Christian Schmidt. In Brüssel warnte der Bundesagrarminister gestern, strengere Vorgaben könnten vor allem kleinere und mittlere Ökobetriebe gefährden. Und, so betont der CSU-Politiker: „Das wollen wir nicht.“
Dabei will EU-Kommissar Dacian Ciolos mit seiner Reform eigentlich nur das Vertrauen in Bioprodukte stärken. Ausnahmen sollen abgeschafft werden, nach denen ein Bauer in einem Betrieb sowohl konventionelle als auch Bioprodukte produzieren darf. Außerdem sollen die Grenzwerte für Rückstände von Pestiziden in Biowaren gesenkt werden. Für Biobauer Donderer ist das fernab der Realität. Was ist, wenn in seinem Biogetreide Pestizidrückstände auftauchen – weil sein Acker neben dem eines konventionellen Betriebs liegt? Auch die Verbände wehren sich gegen die Reformpläne. „Das ist ein Verhinderungsvorschlag für mehr Bio in Deutschland und Europa“, kritisiert Jan Plagge, Präsident des Anbauverbands Bioland. Schon jetzt sinkt die Zahl der Biobetriebe. In Schwaben wirtschaften derzeit 1233 Bauern ökologisch – sechs weniger als 2013. Dabei kaufen die Deutschen so viele Bioprodukte wie nie.
Biobauern wollen mehr Geld
Für Agrarminister Schmidt steht deshalb fest: „Wir müssen alles dafür tun, dass wir die steigende Nachfrage nach ökologischen Produkten mit eigenen Produkten befriedigen können und nicht mit Drittimporten aus Ländern außerhalb der Europäischen Union.“ Daher seien realistische Regelungen und Grenzwerte nötig.
Donderer betont, dass die Biobauern vor allem mehr Geld brauchen – weil die Pachtpreise steigen, die Konkurrenz durch stark geförderte Biogas-Betriebe immer größer wird, der Preisunterschied zu konventionellen Erzeugnissen aber gering ist. Wer in Bayern auf Ökolandbau umstellt, bekommt in den ersten beiden Jahren pro Hektar 350 Euro Förderung. Danach gibt es derzeit 200 Euro, ab 2015 sollen es 234 Euro sein. Das, findet Donderer, ist deutlich zu wenig. mit dpa
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