Paul Singer: Der Mann, der Argentinien in die Pleite schickt
Der Amerikaner Paul Singer bringt mit seinen Hedgefonds ganze Staaten in Bedrängnis. Aktuell Argentinien, das nun pleite ist. Singer allerdings sieht sich als Wohltäter.
Argentinien ist pleite. Voraus ging ein jahrelanger erbitterter Streit mit US-Investoren um die Rückzahlung argentinischer Altschulden. Wirtschaftsminister Axel Kicillof erklärte die Verhandlungen in der Nacht auf Donnerstag für gescheitert. In New York sagte er: „Die Geierfonds haben unser Angebot nicht akzeptiert.“ Damit ist Südamerikas zweitgrößte Volkswirtschaft zahlungsunfähig – obwohl die Staatskasse eigentlich gut gefüllt ist.
Worum geht es genau? Buenos Aires liegt seit Jahren mit den US-Hedgefonds NML Capital und Aurelius im Clinch. Die Investoren um den New Yorker Milliardär Paul Singer hatten sich mit argentinischen Staatsanleihen eingedeckt, als diese stark im Kurs gesunken waren. Dann haben sie auf volle Rückzahlung geklagt. Argentinien will die Hedgefonds aber auf keinen Fall bedienen. „Keinen Cent für die Aasgeier!“, lautet das Motto von Präsidentin Cristina Kirchner.
Paul Singer: Ein Aasgeier oder ein Kämpfer für eine gute Sache?
Solange Argentinien die Forderungen von über 1,5 Milliarden Dollar nicht bezahlt hat, darf es aber auch andere Anleihen nicht bedienen. Deshalb kann Buenos Aires Gläubiger nicht bezahlen, obwohl es das gerne würde – und das Geld vorhanden wäre. Wer aber ist der Mann, der hinter den Hedgefonds steht, die das Land in die Pleite schickten?
Für die einen ist er der Aasgeier, für die anderen ein Kämpfer für die gerechte Sache, der Schuldenstaaten ihre Grenzen aufzeigt: Paul Singer – 69, Multimillionär, gnadenloser Hedgefonds-Investor, der sich selbst als Menschenfreund betrachtet – hat das Eintreiben ausfallbedrohter Forderungen zum Geschäftsmodell gemacht.
Taumelt ein Schuldner, kaufen Fonds aus seinem Firmenimperium „Elliott“ dessen Anleihen zu Schnäppchenpreisen auf. Dann klagen sie mit einem Heer an Anwälten auf volle Rückzahlung. Länder wie Peru oder der Kongo können ein Lied davon singen. Weil Argentinien sich weigerte, ihn auszuzahlen, versuchte Singer jahrelang Vermögenswerte rund um den Globus pfänden zu lassen – vom Stand auf der Frankfurter Buchmesse bis zur Präsidentenmaschine.
Paul Singer sieht sich selbst als Samariter
2012 reichte der lange Arm seines Hedgefonds aus, um eine argentinische Marinefregatte in einem Hafen in Ghana festsetzen zu lassen. Singer selbst sieht sich eher als großer Spender und Samariter. Seine Stiftung, die „Paul E. Singer Family Foundation“, setzt sich für wohltätige Projekte ein, unterstützt Schulen, Kinder und die Polizei von New York.
Die Hedgefonds-Legende mit dem grauen Vollbart soll 1,5 Milliarden Dollar schwer sein und steht politisch den Republikanern nahe. Singer förderte Ex-Präsident George W. Bush und den für seine Null-Toleranz-Linie bekannten, früheren New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani.
Der studierte Psychologe promovierte an der Eliteuni Harvard in Jura und vertrat als Anwalt in vielen Streitfällen konservative Republikaner. Für viele überraschend stellte er sich aber hinter die Homo-Ehe. Diese sei „eine wunderbare Sache“, erklärte der Vater eines schwulen Sohnes.
Argentinien: Probleme laut Singer "selbst verschuldet"
Die Probleme Argentiniens nennt Singer „selbst verschuldet“. Jetzt gibt es in dem Zwist nur Verlierer: Die Investoren gehen leer aus. Argentiniens Ruf an den Finanzmärkten leidet. Und Wirtschaftsminister Kicillof warnte, der Zahlungsausfall sei ein reales und schmerzvolles Ereignis, „das Menschen wehtun wird“. (dpa, afp, mke)
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