Produkte für normale Bürger: Patrizia lockt Privatanleger an
Das Augsburger Immobilienunternehmen will Fondsprodukte für normale Bürger anbieten. Privatanleger könnten ihr Geld in große Immobilien anlegen: mit allen Chancen und Risiken.
Wer durch die Stadt Augsburg fährt, kann einen Teil der Arbeit des hier ansässigen Immobilienunternehmens Patrizia live erleben. In der Nähe des Textilmuseums an der Provinostraße sind eine Reihe Apartmenthäuser im modernen Stil entstanden. Das Hauptgeschäft des Unternehmens ist aber ein anderes. Die Patrizia AG kauft, betreut und verkauft bereits bestehende Immobilien. Und zwar im Auftrag von Versicherungen, Pensionskassen oder Sparkassen – alles Finanzakteure, die viel Geld anzulegen haben. Aufsehen erregte im Jahr 2013 zum Beispiel der Erwerb der rund 32000 Wohnungen der früheren Landesbank-Tochter GBW. Aus den Dienstleistungen rund um Immobilien – ob Wohnungen, Bürohäuser oder Supermärkte – bestreiten die Augsburger inzwischen einen Großteil ihrer Einnahmen.
Damit war das Unternehmen im vergangenen Jahr erfolgreich, wie Finanzvorstand Arwed Fischer gestern auf der Bilanzpressekonferenz berichtete. Mittlerweile betreut die Patrizia AG Immobilien im Wert von 14,6 Milliarden Euro – 24 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Auch das operative Ergebnis vor Steuern konnte das Unternehmen von Patrizia-Gründer Wolfgang Egger von 38 Millionen Euro auf rund 50 Millionen Euro steigern. Nun möchte der Immobilien-Spezialist seine Geschäfte um einen weiteren Bereich erweitern.
Patritzia will sein Geschäft auf Privatanleger erweitern
Patrizia will jetzt auch Privatanlegern eine Möglichkeit der Geldanlage bieten, berichtete Finanzchef Fischer. Für das Unternehmen ist dies ein Schritt auf neues Terrain. Die Privatanleger müssen mindestens 15000 Euro mitbringen und könnten mit einer jährlichen Ausschüttung von 4 bis 6 Prozent rechnen, sagte Fischer. Das Geld sei dann in einem geschlossenen Immobilienfonds auf zehn Jahre fest angelegt. Danach werde die Immobilie verkauft – und der Erlös an die Investoren ausgeschüttet. Der Vertrieb der Fonds solle über Banken und Sparkassen erfolgen.
Als denkbare Objekte für die Privatanleger kommen große Immobilien im Wert von 50 bis 150 Millionen Euro infrage. Beispielsweise Bürogebäude, sagte Sprecher Andreas Menke unserer Zeitung. „Die Anleger tätigen also eine unternehmerische Beteiligung mit allen Chancen und Risiken“, stellt Menke klar. Patrizia hat dafür eine eigene Gesellschaft gegründet – die „Patrizia Grundinvest“. Die Zulassung durch die deutsche Finanzaufsicht erwartet man im zweiten Quartal 2015. Im dritten Quartal könnte dann bereits ein erster Anlage-Prospekt erhältlich sein.
In den vergangenen Jahren standen geschlossene Immobilienfonds auch in der Kritik. Bei Patrizia setzt man aber darauf, dass die „schwarzen Schafe“ durch die schärfere staatliche Regulierung inzwischen vom Markt verschwunden sind. „Wir sind sicher, dass wir deshalb in ein gutes Marktumfeld hineinkommen“, sagte Finanzchef Fischer.
Angst vor einer Immobilienblase hat man dabei bei Patrizia nicht. Im Gegenteil: „Gott sei Dank entwickelt sich der Markt in Deutschland nach Jahren der Stagnation dynamisch“, meinte Fischer. Die Zeit der ganz großen Anfangsrenditen sei in den Großstädten zwar angesichts hoher Immobilienpreise inzwischen vorbei, aber andere Arten der Geldanlage – zum Beispiel Bundesanleihen – seien aufgrund der Niedrigzinsen noch unattraktiver.
Für Privatanleger: Gratisaktien statt Dividende
In den nächsten fünf Jahren plant Patrizia, für Privatanleger Immobilien im Wert von rund einer Milliarde Euro zu kaufen. Dazu kommt das bisherige Geschäft. Dieses soll ebenfalls zulegen. Der Wert der verwalteten Gebäude soll 2015 um rund zwei Milliarden Euro steigen, beim operativen Gewinn stellte Finanzchef Fischer ein Plus von zehn Prozent in Aussicht. In den letzten zwölf Monaten hat Patrizia 83 neue Jobs geschaffen – davon 50 in Deutschland und 33 an den internationalen Standorten. Die Mitarbeiterzahl stieg 2014 auf 792, davon arbeiten rund 405 in Augsburg. Statt einer Dividende sollen die Aktionäre auch dieses Jahr Gratisaktien im Verhältnis 10:1 erhalten.
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