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Energie
24.06.2018

So gelangte der Strom nach Bayern

Der Bau des Walchensee-Kraftwerks war eine Knochenarbeit.
Foto: Rolf Sturm

Vor hundert Jahren beschloss der Landtag den Bau des Walchensee-Kraftwerks – ein großer Schritt zur Industrialisierung Bayerns. Beinahe wäre das gescheitert.

Autofahrer sehen die dicken Rohre des Walchensee-Kraftwerks bereits von der Autobahn nach Garmisch. Das Wasser stürzt durch sie in die Tiefe und trifft mit dem Tempo eines rasenden ICE-Zuges auf die Turbinen. Rund 200 Meter beträgt der Höhenunterschied zwischen dem Walchensee und dem unten gelegenen Kochelsee. Generatoren erzeugen Strom, der rechnerisch für rund 100.000 Haushalte reicht. Hier, auf dem Kraftwerksgelände, in der Maschinenhalle, scheint der Boden unter den Füßen in einem schnellen Takt zu vibrieren. Ein Wummern liegt in der Luft. „Der Herzschlag des Kraftwerks“, sagt Silvia Köhler, blonde Haare, große Ohrringe, freundliches Lächeln. Sie kennt hier jede Turbine, jeden Generator, jeden Hersteller und kann Besuchergruppen mühelos alle Details, Anekdoten und Legenden erzählen, die sich um das Kraftwerk ranken. Jedes Mal, wenn sie zur Arbeit kommt, erscheint es ihr aufs Neue als technisches Wunder. Dabei liegt die Geburtsstunde bereits hundert Jahre zurück.

Am 21. Juni 1918 hatte der Bayerische Landtag den Bau des Walchensee-Kraftwerks beschlossen. Bayern war zur damaligen Jahrhundertwende bäuerlich geprägt. Wasserkraft sollte das Land in eine industrielle Zukunft führen. Doch erste Pläne, das Gefälle zwischen Walchen- und Kochelsee zu nutzen, wurden auf die lange Bank geschoben. Der Beharrlichkeit des Ingenieurs Oskar von Miller ist es zu verdanken, dass das Projekt Realität wurde. Miller hatte die Vision, Bayerns Eisenbahnen nicht mehr mit Kohle anzutreiben, sondern mit Strom. Mit „weißer Kohle“, wie Miller die Wasserkraft nannte. Der Ingenieur war 1882 mit der Beleuchtung des Glaspalasts in München über eine Gleichstromleitung aus Miesbach berühmt geworden.

Der Bau war knochenharte Arbeit

„Der Kraftwerksbau war damals eine technische Meisterleistung“, sagt Silvia Köhler. „Vergleichbar mit dem, was in den 60er Jahren der Flug zum Mond war.“ Das Walchensee-Kraftwerk galt bei seiner Fertigstellung 1924 als größtes Kraftwerk der Welt. Der Bau allerdings war knochenharte Arbeit. Die Baugeschichte ist nun zum 100-jährigen Jubiläum der Genehmigung neu beschrieben worden: Die Gemeinde Kochel hatte in den 20er Jahren gerade einmal 1600 Einwohner. Zum Bau des Kraftwerks kamen über 2000 Arbeiter hinzu, teilweise aus größerer Entfernung, zum Beispiel aus dem Bayerischen Wald und dem Ruhrgebiet. Das barg sozialen Sprengstoff. Die Arbeiter wohnten in Baracken, die vielen Menschen zu versorgen war schwierig. Es soll zu Plünderungen, Wilderei und Streiks gekommen sein.

Die Arbeiter des Kraftwerks wohnten in Baracken. Die vielen Menschen zu versorgen, war schwierig.
Foto: Rolf Sturm

Unter der Regie einiger Rädelsführer erkämpften die Arbeiter 1919 eine Achtstundenschicht und eine Lohnerhöhung. Mit Bohrern und Sprengungen schlugen die Arbeiter Stollen in den Berg. Sie kämpften mit Wassereinbrüchen und der Kälte im Winter. 17 Arbeiter ließen auf der Baustelle ihr Leben. Eine Gedenktafel am Kraftwerk erinnert an sie. „Die Fallrohre für das Wasser sind die Originalrohre von damals“, sagt Silvia Köhler. In acht Meter langen Stücken sind sie per Zug bis zum Bahnhof Kochel transportiert worden. Über die Straße ging es dann zum Kraftwerkshaus. Wegen der ungünstigen Witterung 1922 entschloss man sich, schwere Maschinenteile per Schiff über den Kochelsee zur Baustelle zu fahren. Dafür ist eine eigene Anlegestelle gebaut worden. Der Rest sei dann Handarbeit gewesen. Bilder aus der damaligen Zeit zeigen zum Beispiel Arbeiter mit einfachen Geräten und Holzgerüsten neben den riesenhaften Rohren.

Heute führt Silvia Köhler durch das Kraftwerk.
Foto: Rolf Sturm

Und noch etwas machte dem Projekt zu schaffen: Widerstände aus der Bevölkerung. Das hatte das Walchensee-Kraftwerk mit heutigen Großprojekten gemeinsam. Viele Gemeinden entlang der Isar vom Kochelsee an abwärts klagten gegen das Vorhaben, wie der Kraftwerksbetreiber berichtet. Zu den Klägern zählten die Stadt Bad Tölz, die Landeshauptstadt München, dazu Flößervereinigungen, Hotel-Betriebe oder die Jodquellen AG in Tölz. Die einen fürchteten um die Natur, andere um ihre wirtschaftliche Zukunft.

Durch das Kraftwerk kann der Wasserspiegel des Walchensees um einige Meter sinken. Vergrault ein breiter, ausgetrockneter Uferstreifen nicht die Sommerfrischler? Die Fischer bangten um die Fischbestände in den Seen, Fachleute warnten in blumigen Worten der damaligen Zeit, das Kraftwerk „würde die Schönheit und Erhabenheit unseres bayerischen Hochlandes vernichten und den Besuch dauerhaft verleiden“. Entlang der Isar war die Angst profaner. Denn seinerzeit flossen die Abwässer ungeklärt in die Isar. Was aber, wenn dort weniger Wasser fließt? Wird der Fluss dann mit den Fäkalien und Abwässern aus der Stadt noch fertig? Oder verpestet er die Luft?

Seit 2017 wird das Kraftwerk aus der Ferne gesteuert

Manche Angst fußte auch im Aberglauben. „Eine Sage beschrieb, dass tief im Walchensee ein großer Waller schläft, der den Schwanz im Mund hält“, berichtet Silvia Köhler. Das Ungeheuer in der Tiefe soll „Augen groß wie Feuerräder“ gehabt haben. Was, wenn man den Waller weckt? Wird der zurückschnellende Schwanz die Berge erbeben lassen? Doch die Kritik wie auch die Weltwirtschaftskrise brachten das Projekt nicht zum Scheitern. In der Hyperinflationszeit ab 1921 gaben die Bauherren Walchensee-Anleihen heraus, die von jedem gezeichnet werden konnten, der Freistaat übernahm die Bürgschaft, eine Anleihe wurde mit Gold hinterlegt. Im Jahr 1924 nahm das Kraftwerk seinen Betrieb auf. Das Wasser schoss erstmals auf eine der Turbinen, der erste Strom floss in die Leitungen. Ein Teil der Turbinen erzeugte damals wie heute Elektrizität für die Bahn, der andere für das öffentliche Netz. Nur die Zahl der Arbeiter ist seither deutlich gesunken. Vieles läuft heute automatisch oder per Fernsteuerung. Andere Tätigkeiten wurden an Fremdfirmen vergeben – ein Tribut an die drastisch verschlechterten Marktbedingungen für die einst so stolze Energiewirtschaft.

„Vor hundert Jahren hatten viele bezweifelt, dass man je so viel Strom brauchen würde“, erzählt Silvia Köhler.
Foto: Rolf Sturm

Silvia Köhler greift zum gelben Schutzhelm, dann geht es in der kathedralenartigen Maschinenhalle einen Balkon entlang. Unten dröhnen Turbinen und Generatoren. Die Schaltwarte in der Mitte des Balkons verbreitet den Charme der 60er Jahre. Mit Druckknöpfen, analogen Zeigern, leuchtenden Balken. Davor stehen Flachbildschirme. Kein Mensch ist zu sehen. Seit 2017 wird das Kraftwerk aus der Ferne, von Landshut aus, gesteuert. Die verbliebenen sechs Arbeiter kümmern sich vor allem um die Instandhaltung. Einer von ihnen ist Silvia Köhlers Mann, ein Elektroingenieur. Auch der Betreiber hat im Laufe der Geschichte mehrmals den Namen gewechselt. Aus dem Bayernwerk wurde per Fusion Eon, heute gehört das Kraftwerk zur Uniper AG, einer Abspaltung von Eon.

Ist das Kraftwerk auch für die Zukunft gerüstet?

Das Kraftwerk selbst aber ist nach Ansicht des Betreibers Uniper heute so wichtig und modern, wie es damals war. Denn als Speicherkraftwerk liefert es auf Knopfdruck Strom. Ist der Strom im Netz knapp, werden am Walchensee-Kraftwerk die Einläufe für die Turbinen geöffnet. Binnen weniger Minuten erreicht das Kraftwerk seine volle Leistung. „Damit ist es eine ideale Ergänzung zu den erneuerbaren Energien Sonne und Wind, die nicht immer zur Verfügung stehen“, sagt Silvia Köhler. Sie steht auf einer Brücke über den mächtigen, stählernen Rohren, die aussehen, als hätten sie Riesen hier hingelegt.

Für Köhler ist das Kraftwerk auch eine Art Prophezeiung: „Vor hundert Jahren hatten viele bezweifelt, dass man je so viel Strom brauchen würde“, sagte sie. „Heute wissen wir, wie groß der Bedarf der Menschen an Elektrizität ist.“ Bis 2030 hat die Anlage noch eine Lizenz zur Nutzung des Wassers. Silvia Köhler hat keine Zweifel, dass es danach für das Walchensee-Kraftwerk weitergeht, das mit seinem Infozentrum jedes Jahr rund 10.000 Besucher anlockt.

Erst 2015 habe das Forschungs-U-Boot Jago die 1200 Meter langen Verbindungsstollen des Kraftwerks hin zum Walchensee untersucht, die einst von den Arbeitern in den Fels gehauen wurden. Es war ein spannendes Manöver. Was aber würde es über den Zustand des fast 100 Jahre alten Kraftwerks sagen? „Es wurden keine Schäden festgestellt“, sagt Silvia Köhler. Das Walchensee-Kraftwerk ist in ihren Augen für die Zukunft gerüstet.

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