Tom Enders wird neuer EADS-Chef
Ein Deutscher an der Spitze und ein Franzose als oberster Kontrolleur: Das neue Führungsteam des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS steht.
Riesenerfolg für Tom Enders: Für den deutschen Topmanager gab es am Donnerstag eine gute Nachricht. Der Verwaltungsrat des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS hat Donnerstag grünes Licht für den Aufstieg von Enders an die Konzernspitze gegeben. Zur Zeit ist Tom Enders des Airbus-Chef. Er soll nun den Franzosen Jean-Louis Gallois ablösen, wie das Unternehmen mitteilte. Neu in den Verwaltungsrat soll der frühere EZB-Chef Jean-Claude Trichet aufrücken.
Französische Regierung hatte Bedenken gegen Tom Enders
Die schnelle Festlegung überraschte letztlich doch: Im Vorfeld der Verwaltungsratssitzung war nicht klar gewesen, ob die Einigung auf Enders am Donnerstag erfolgt. Die französische Regierung soll Bedenken gegen Enders' Personaltableau für EADS gehabt haben. Angeblich wollten die Franzosen ein deutsches Übergewicht in dem Konzern verhindern. Laut Presseberichten soll Enders damit gedroht haben hinzuschmeißen, wenn seine neue Führungsriege nicht akzeptiert werde.
Mit der Ernennung des aus dem Westerwald stammenden Enders ändern sich die Führungsspitzen von EADS und auf wichtigen Posten. Dabei gibt es allerdings kaum Überraschungen. Neuer Chef des EADS-Verwaltungsrates wird am 1. Juni der Unternehmer Arnaud Lagardère. Dessen Sitz übernimmt Trichet, der bis zum vergangenen Jahr Chef der Europäischen Zentralbank war.
Auch bei Airbus werden einige Posten neue besetzt
Nachfolger von Enders als Airbus-Chef soll sein bisheriger Vize Fabrice Brégier werden. Auf den Posten des Stellvertreters rückt der bisherige Produktionsvorstand Günter Butschek, der erst im vergangenen Jahr vom Autobauer Daimler gekommen war.
Harald Wilhelm, bisher Finanzdirektor von Airbus, soll diese Aufgabe nach dem Willen von Enders nun auch für EADS übernehmen. Auch Airbus-Personalchef Thierry Baril soll nun für EADS verantwortlich sein. Der 53-jährige Enders strebt eine engere Verzahnung von Airbus und dem Mutterkonzern EADS an. Dabei behält der begeisterte Fallschirmspringer, der den Spitznamen "Major Tom" hat, den bisherigen EADS-Vize Marwan Lahoud.
"Major Tom" brachte bereits Airbus auf Kurs
EADS entstand im Juli 2000 aus der deutschen DaimlerChrysler Aerospace (DASA), dem französischen Unternehmen Aérospatiale Matra und der spanischen CASA. Der Konzern ist als führendes europäisches Raumfahrt-, Luftfahrt- und Rüstungsunternehmen auf Augenhöhe mit dem US-Konkurrenten Boeing. Bei den Flugzeugen überflügelte die Tochter Airbus, die von Enders in den vergangenen Jahren auf Kurs gebracht wurde, das US-Unternehmen im vergangenen Jahr deutlich.
Neben Airbus hat das europäische Gemeinschaftsunternehmen weitere Tochterfirmen. Dazu gehören Eurocopter, der weltweit führende Hubschrauber-Hersteller, Cassidian, die Verteidigungs- und Sicherheitssparte des Konzerns, und Astrium, der Marktführer für Satelliten und Trägerraketen.
EADS beschäftigt weltweit rund 120.000 Menschen
EADS hat seinen Sitz in den Niederlanden und beschäftigt weltweit rund 120.000 Menschen - vor allem in Deutschland, Spanien und Frankreich. Das Unternehmen machte 2010 einen Umsatz von 45,8 Milliarden Euro. afp
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