Trend Autofolie: Wenn das Auto eine neue Haut bekommt
Immer häufiger lassen Besitzer ihr Auto mit einer Folie bekleben. Besonders oft greifen sie zu matten Farben. Ein Experte erläutert, was beim Folieren beachtet werden muss.
Wer seinem Auto eine neue Farbe verpassen will, hat mehrere Möglichkeiten: Er kann es komplett neu lackieren lassen – oder eine Folie in der gewünschten Farbe aufkleben lassen. Der Vorteil der Folie: Sie ist oft deutlich günstiger als eine Komplettlackierung, wie der TÜV Nord berichtet. Autofolien gibt es in unzähligen Farben und Mustern. Ein Experte erläutert, worauf es ankommt, wenn das Auto eine zweite Haut aus Plastik bekommen soll.
Burkhard Böttcher, Fachreferent für Fahrzeugtechnik im ADAC-Technikzentrum Landsberg, fasst zusammen, welche Pluspunkte die Folie hat: „Sie schützt den Originallack vor UV-Strahlung, Verwitterung, Steinschlag sowie vor kleinen Kratzern.“ Böttcher ist Experte auf dem Gebiet Karosserie und kennt auch die Tücken, die das Folieren mit sich bringen kann.
Autofolien: Qualität lohnt sich
Das Wichtigste sei die Qualität, das beginne schon beim Material, sagt der Fachmann. Billige Folien würden oft nicht richtig kleben oder aber der Kleber würde im Lauf der Zeit austrocknen, in den Lack eindringen und diesen beschädigen. „Man kennt das vom Klebeband, das einmal der Sonne ausgesetzt war: Die Rückstände sind kaum mehr wegzubekommen.“
Folien namhafter Hersteller würden dagegen sieben bis zehn Jahre halten, seien UV- und witterungsbeständig und dank eines Klebers, der dauerhaft weich bleibt, ließen sie sich problemlos und ohne Rückstände wieder entfernen, sagt der Experte. „Die Folien sind zwar etwas teurer als die der Konkurrenz, aber die Investition lohnt sich auf jeden Fall.“
Böttcher warnt Laien davor, ihr Auto selbst zu folieren. „Man braucht viel Erfahrung, muss wissen, wie sich die Folie verhält und außerdem sollte man sicher im Umgang mit der Heißluftpistole, einer Art Föhn für die Werkstatt, sein.“ Die selbstklebenden Folien würden meist mit einer Mischung aus Wasser und Spülmittel aufgebracht und mit dem Föhn an die Konturen der Karosserie angepasst. Durch Druck auf die Folie geben mikroskopisch kleine Kügelchen Kleber frei, anschließend verdampft die Flüssigkeit, es entsteht ein Unterdruck und die Folie verbindet sich mit der Oberfläche, erklärt der Experte.
Bei Rost: Fachmann warnt vor weiterer Ausbreitung unter der Folie
Im Prinzip könne jedes Auto mit der Folie bezogen werden, sagt Böttcher. Ausgenommen seien Einzelteile wie Stoffverdecke von Cabrios oder nicht lackierte Stoßfänger aus Hartplastik, auf denen die Folie nicht haftet. Wird die Folie nicht fachgerecht aufgezogen, könnten sich außerdem Taschen bilden, in denen sich Feuchtigkeit und Dreck sammelt und in der Folge Rost entsteht. Ist der Lack bereits von Rost befallen, besteht ebenfalls Gefahr, warnt der Fachmann: Dann könne sich dieser unter der Folie noch weiter ausbreiten.
Zu Problemen kann es auch kommen, wenn der Lackaufbau von Herstellerseite bereits mangelhaft war. Dies sei der Fall, wenn etwa der Farblack nicht ausreichend mit dem Klarlack verbunden ist, sagt Böttcher. Dann bestehe beim Abziehen der Folie die Gefahr, dass sich der Klarlack mit ablöst. Die Folien dagegen würden sich von der Behandlung her kaum von Autos mit normalem Lack unterscheiden: Sie seien pflegeleicht, hitzebeständig und könnten ganz normal in der Waschanlage gereinigt werden.
Auch wenn eine Autofolie günstiger ist als eine Neulackierung – wer sein Auto professionell folieren lassen möchte, muss je nach Folie und Modell mit Kosten von einigen tausend Euro rechnen. Stephan Hack vom Folienspezialist Carcocooning erläutert: „Die Materialkosten für eine gute Folie liegen bei 400 bis 600 Euro, dazu kommt die Arbeitszeit.“ Zwei Personen bräuchten 16 bis 20 Stunden, bis ein Auto foliert ist.
Besonders beliebt seien momentan matte Folien und solche mit Chromeffekt, sagt Folienspezialist Hack. Diese seien aber nur begrenzt legal, mahnt ADAC-Experte Böttcher. Spiegeln sie zu stark, verstößt das gegen die Straßenverkehrsordnung. Ebenso verboten sind zu grelle Neonfarben oder Folien, die sehr stark reflektieren. Es ist eben nicht alles erlaubt, was gefällt.
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