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  3. Diesel-Affäre: Warum Audi-Chef Rupert Stadler an seinem Posten festhält

Diesel-Affäre
12.07.2017

Warum Audi-Chef Rupert Stadler an seinem Posten festhält

Der Blick nach vorne fällt schwer angesichts der  Probleme in seinem Unternehmen: Audi-Chef Rupert Stadler.
Foto: Christof Stache, afp

Der Auto-Lenker wird immer heftiger kritisiert. Spekulationen über seine Ablösung wollen nicht verstummen. Drei Gründe, warum der Manager die Stellung hält.

Eines der Lieblingsworte von Rupert Stadler ist „Extrameile“. Auch jetzt in Barcelona, bei der Vorstellung der neuen Audi-Luxuslimousine A8, verzichtet er nicht auf den Hinweis, das Unternehmen und seine Person ließen es nicht bei normalen Leistungen bewenden, sondern strengten sich bis zum Äußersten an. Man gehe also eine Extrameile. Was die Aufarbeitung des Diesel-Skandals betrifft, bezweifeln Kritiker dies zwar. Das hält Stadler aber nicht davon ab, zu erzählen, Kunden, die viel Geld für einen Audi zahlen, müsste auch viel geboten werden. In solchen Fällen rechnet der Manager vor, 60.000 Euro für ein Fahrzeug seien ja knapp 120.000 D-Mark. Bis heute stellt sich der 54-Jährige als Mann mit Bodenhaftung dar, der weiß, wie hart Menschen arbeiten müssen, um 60.000 Euro zu sparen.

Lange galt der sportliche und schlanke Oberbayer als Gegenmodell zu Auto-Bossen wie dem früheren Daimler-Chef Jürgen Schrempp. Letzterer hat seine Macht lustvoll ausgelebt und damit dem Unternehmen durch die gescheiterte Fusion mit Chrysler einen Milliarden-Schaden zugefügt. Der Audi-Lenker dagegen schien alles richtig zu machen. Die Absatzzahlen gingen steil nach oben und mit ihnen wuchs die Zahl der Beschäftigten allein in Ingolstadt in rasanter Weise auf über 44.000. Im Jahr 2011 waren es noch knapp 34.000.

Entsprechend wohlgelitten war Stadler in Kreisen der Belegschaft und des Betriebsrats. Vielen galt er als sympathisches Gesicht des Audi-Aufschwungs. Doch der Manager ist unter den Mitarbeitern nicht mehr sakrosankt. Die Razzia der Staatsanwaltschaft ausgerechnet vor der Bilanzpressekonferenz in Ingolstadt und zuletzt die Verhaftung eines früheren leitenden Motorenentwicklers haben dem Image des Autobauers und des Unternehmens-chefs weiteren Schaden zugefügt.

Interessant ist, dass der Stadler lange loyal verbunden wirkende Audi-Gesamtbetriebsratvorsitzende Peter Mosch dem Auto-Mann zunehmend ungnädiger gegenübersteht. Auf der gestrigen Betriebsversammlung in Ingolstadt bemängelte er, bei dem Unternehmen sei keine klare Produktionsstrategie erkennbar, gerade was die elektrische Zukunft des Autobaus betrifft. Unserer Zeitung sagt Mosch dann auch: „Gerade jetzt müssen zielsichere Entscheidungen für unsere Audi-Zukunft getroffen werden, doch die bleiben bis dato aus.“ Wer weiß, dass der Arbeitnehmer-Vertreter kein Draufhauer ist, sondern seine Worte mit Bedacht wählt, kann die Sprengkraft des Appells auf der Betriebsversammlung erahnen. Mosch fordert, Stadler müsse die Kommunikation des Unternehmens, gerade gegenüber der Belegschaft, deutlich verbessern und die Informationspolitik überdenken.

Das Jungenhafte in seinem Gesicht ist verschwunden

Kein Wunder, dass das Jungenhafte, Ungestüme, ja Unerschütterliche aus dem Gesicht des Audi-Chefs im Zuge des Abgas-Skandals gewichen ist. Sah er einst jünger aus, als er war, hat er sich äußerlich seinem wahren Alter angenähert. Die nicht verstummen wollende Mäkelei zehrt an ihm. Dass sich Stadler auch noch mit Verkehrsminister Alexander Dobrindt angelegt hat, soll bei den VW-Mächtigen in Wolfsburg zu Unmut geführt haben. Dann kam auch noch eine unappetitliche Geschichte hinzu. Aus einem internen Papier geht ungezügelte Kritik an den Audi-Chefs hervor. Dort stehen die niederschmetternden Sätze: „Im Vorstand gibt es keine Signale zu Aufbruch, Veränderung, Zukunftsfähigkeit. Desaströse Nicht-Entscheidungen frustrieren die Mitarbeiter.“ Über Stadler steht in dem Text: „Nach gut zehn Jahren an der Spitze unglaubwürdig als zupackender Veränderer.“ Hinter den Kulissen wird spekuliert, das Schreiben sei über Wolfsburg an die Presse gelangt.

Andere Manager würden nach solchen Schmutzeleien, wie Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer zu sagen pflegt, hinschmeißen. Stadler beißt sich durch – noch. In Barcelona geht er auf die Bühne, um den neuen A8 als Wunder der Technik anzupreisen. Kein Wort zur Diesel-Affäre. Kein Lächeln huscht über sein Gesicht. Dabei sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer dieser Zeitung: „Stadler hat vieles richtig gemacht. Es ist ja nicht so, dass er ein schlechter Mann wäre.“

Der Manager gilt als Phänomen, ein für viele schwer verständliches. Immer wieder wird behauptet, Audi sei die Keimzelle des Abgas-Betrugs im Volkswagen-Konzern gewesen, ein Vorwurf, der bis heute nicht belegt ist. Und obwohl es in den vergangenen Monaten ein ums andere Mal hieß, jetzt stehe die Stunde des Rücktritts unmittelbar bevor, ist der Audi-Chef weiter im Amt. Stadler wird daher von Journalisten als Mann mit sieben Leben beschrieben, wobei die Frage offen bleibt, wie viele Leben er schon verbraucht hat. Auch vom „Teflon-Stadler“ ist die Rede. Der Mann halte durch und lasse nichts anbrennen. Zur Verwunderung vieler wurde sein Vertrag sogar bis 2022 verlängert.

Experte Ferdinand Dudenhöffer wagt eine Prognose

Branchenkenner Dudenhöffer glaubt jedenfalls, der Audi-Boss werde in den nächsten Monaten an der Spitze des Unternehmens bleiben. Verträge mit Managern können aber auch schnell gegen eine hohe Abfindung aufgelöst werden. Stadlers Jahresgehalt lag zuletzt bei knapp drei Millionen Euro.

Dass der Audi-Vorstand trotz seit Monaten anschwellender Kritik die Stellung hält, hat wohl vor allem drei wesentliche Gründe. Der erste ergibt sich aus seiner Persönlichkeit. Der Bayer ist kein Aufgeber. Er zieht Projekte durch. Seine Zähigkeit geht, heißt es oft, auf seine Herkunft zurück. Stadler ist in Titting im Landkreis Eichstätt geboren. Dort leben heute rund 2700 Menschen. Der erste Bürgermeister Andreas Brigl wirbt für seinen Ort mit den Vorzügen einer „herrlichen Landschaft und unberührten Natur im reizvollen Anlautertal“.

Der Audi-Chef ist dort in der Region auf einem Bauernhof aufgewachsen. Hier auf dem Land liegt die Quelle der Werte Stadlers. Über seinen Vater sagte der Aufsteiger einmal, er habe es bewundert, dass dieser seinen Traum, Lehrer zu werden, aufgab, um die elterliche Landwirtschaft zu übernehmen. Sein Vater habe ihm Pflichterfüllung, das Hintanstellen eigener Interessen und Disziplin als Tugenden mitgegeben. Auch Fleiß und Ausdauer – unverzichtbare Kardinaltugenden eines Bauern – wurden in der Familie vorgelebt.

Die Diesel-Affäre zwingt Rupert Stadler immer wieder zum Rückblick. Was wusste er wann über den Skandal?
Foto: Christof Stache, afp

Später, als Stadler ins Internat ging und sich auf den Weg zum Betriebswirtschaftsstudium in Augsburg aufmachte, gereichte ihm die früh geübte Zähigkeit zum Vorteil. Als er über Philips den Weg zu Volkswagen fand, fielen dem VW-Patriarchen Ferdinand Piëch die Talente des Bayern auf. Der „Alte“, wie der Österreicher heißt, lernte Stadlers Fähigkeiten schätzen, Projekte auch bei Gegenwind zu Ende zu bringen und mit Geld sorgsam umzugehen. Piëch kniff beide Augen zu, dass Stadler nicht wie er – und viele Führungsmänner im VW-Kosmos – Ingenieur ist.

Trotz des Makels setzte sich der mächtig nach oben strebende Mann durch und wurde 2007 Audi-Chef. Auch dass er sich vergleichsweise lange auf dem Posten hält, spricht für seine Durchsetzungskraft. An Sticheleien der Ingenieurs-Alphatiere aus Wolfsburg fehlte es nie. Heute wird daher offen in VW-Kreisen kolportiert, wenn ein besserer Audi-Chef gefunden werde, sei die Ära Stadler beendet. Spötter behaupten, Volkswagen finde aber einfach keinen geeigneten Manager.

Dudenhöffer glaubt deshalb, der Audi-Chef könne vielleicht sogar bis Jahresende seine Position verteidigen. Er spekuliert, für ihn könne dann ein neuer Spitzenjob im VW-Imperium gefunden werden, vielleicht als China-Chef oder Leiter einer anderen VW-Marke. Der zweite Grund für die Klebkräfte Stadlers wäre die noch fehlende überzeugende Alternative. Und der dritte?

Hier wird hinter den Kulissen getuschelt, die Familie halte weiter zu ihm. Genauer muss es heißen: die Familien. Denn die Piëchs und Porsches sind die mächtigsten Spieler in der VW-Welt. Als einflussreichster Mann gilt inzwischen nicht etwa der wie Stadler im Feuer stehende Volkswagen-Chef Matthias Müller, sondern der Gesamtbetriebsratsvorsitzende und kantige Gewerkschafter Bernd Osterloh. Denn bei dem Wolfsburger Riesen ist die IG Metall stärker als bei jedem anderen deutschen Konzern vertreten. So sollen über 90 Prozent der Beschäftigten in Wolfsburg Mitglieder der Gewerkschaft sein. Osterloh mag zwar über Stadler murren, er hat aber den Daumen nicht gesenkt. Dudenhöffer führt dies darauf zurück, dass der IG-Metall-Mann kein Interesse an weiterer Unruhe bei Volkswagen habe. Wenn Stadler gehe, müsste sich das Unternehmen wohl auch von VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch trennen, weil er zu Zeiten des Diesel-Skandals Finanzvorstand gewesen ist. Das will jedoch keiner, was Stadler schützt. So können menschliche und taktische Gründe erklären, warum der Audi-Chef durchhält. In Barcelona sagt er nachdenklich: „Wir hören unseren Kunden zu, auch wenn sie uns kritisieren.“ Ob Stadler seinen Job, den er so sehr liebt, behalten darf, ist ungewiss. Vieles hängt wohl von den weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaften ab. Hier wird auch geklärt, was Stadler wann vom Abgas-Betrug wusste. Das ist bisher unklar.

Wo Rupert Stadler geerdet wird

Der Druck auf den Manager bleibt enorm. Dem nicht unbedingt durch kontinuierliche Audi-Berichterstattung aufgefallenen Magazin GQ Gentlemen‘s Quarterly hat er gerade anvertraut, beim Mountainbike-Fahren am besten abschalten zu können. Er erlebe dabei die Natur, nehme Gerüche wahr und werde geerdet. Sicher gibt ihm auch seine Familie Kraft. Dieser „Zufluchtsort“ und damit seine Kinder sind ihm wichtig. Über seine Frau sagte Stadler einmal: „Meine Meinung wird zu Hause mitunter ganz klar durch den Raum gefegt.“

Der Mann scheint also mit Kritik leben zu können. Dabei wird Managern oft vorgeworfen, sie neigten zum übersteigerten Narzissmus und betrachteten Zweifel an ihrem Tun als Majestätsbeleidigung. In solchen Fällen berät der Diplom-Psychologe Jens Hoffmann Unternehmen. Er leitet das Institut für Psychologie und Bedrohungsmanagement mit Sitz in Darmstadt. Für Firmen hat er einen radikalen Tipp: Sie müssten Mitarbeiter zur Kritik ermuntern und Anlaufstellen schaffen, wohin sich Beschäftigte wenden können. Hoffmann sagt denn im Gespräch: „Solche Menschen sollten nicht als Störenfriede, sondern Bereicherung für die Firmenkultur wahrgenommen werden.“

Unternehmen brauchen also Rebellen, um nicht wie VW und Audi in eine desaströse, zweistellige Milliardensummen verschlingende und den Konzern in den Grundfesten bedrohende Krise zu schlittern. Vielleicht sollten Konzerne sogar so weit gehen, neben Finanz- und Produktionsvorständen auch einen mächtigen Chef-Rebellen zu benenen, der Narzissmus bekämpft.

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