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Wirtschaft
21.04.2017

Was die deutsche Industrie nach Polen lockt

Die Industrie in Polen und der Bundesrepublik sind eng verwoben, wie der Zughersteller Newag zeigt.
3 Bilder
Die Industrie in Polen und der Bundesrepublik sind eng verwoben, wie der Zughersteller Newag zeigt.
Foto: Michael Kerler

Lang galt Polen als Werkbank des Ostens. Die Wirtschaft dort holt aber kräftig auf. Digitalisierung ist ein großes Thema, viele junge Ingenieure bleiben bewusst in Polen.

Nach vier Jahren kehrte sie London den Rücken und kam nach Polen zurück. „Es waren schöne vier Jahre, in denen ich so viele Leute getroffen habe“, sagt Wioletta Sajdak, 33, über ihre Zeit in England – eine Frau mit viel Sinn für Humor, die ihre langen braunen Haare hier in der Fabrik zu einem Pferdeschwanz gebunden hat. In London arbeitete sie in Restaurants und Hotels, am Ende aber siegte die Liebe zu ihrem Sohn. Ihm zuliebe kehrte sie heim nach Tarnow, zu Deutsch Tarnau, eine Stadt mit rund 110 000 Einwohnern im Südosten Polens. Die Schulerziehung erschien ihr zu Hause besser als in London.

Standort bewusst in Polen

Lange Zeit haben viele Menschen aus Polen ihr Glück im Ausland versucht. Nun ist die Arbeit in der Heimat anscheinend wieder attraktiver geworden. Die polnische Wirtschaft hat einen anhaltenden Aufschwung hinter sich. Für Deutschland hat Polen als Produktionsstandort, aber auch als Handelspartner an Bedeutung gewonnen. Dieses Jahr ist es das Partnerland der Hannover Messe, der weltgrößten Industrieschau, die am Montag beginnt.

In der Halle im Industriegebiet ist es warm. Der Geruch von Maschinenöl liegt in der Luft. Wioletta Sajdak arbeitet in Tarnow in der Niederlassung des deutschen Maschinenbauers Lenze. Die 33-Jährige bedient eine Schleifmaschine, die Teile für Getriebe fertigt. In der Halle sirrt und zischt es. Die Mitarbeiter fräsen, drehen und bohren, Metallspäne fliegen in Kisten. Die Arbeit als Anlagenführerin sei es, die sie auf der weiterführenden Schule gelernt habe und die sie nach ihrer Rückkehr aus London ausüben wollte, berichtet Wioletta Sajdak. Sie hat bei Lenze ihren Traumjob gefunden. Eine gute Firma, sagt sie, nette Kollegen, eine gute Atmosphäre, viele junge Leute und die Chance, neue Technologien zu erlernen. Das Unternehmen setzt zum Beispiel auf ein digitales Informationssystem, das die Ausfallzeiten der Maschinen minimiert. Auch Kuka-Roboter versehen hier ihren Dienst. Rund acht Jahre ist ihre Rückkehr aus London inzwischen her – zurück zur Familie, zurück zu ihrem Ehemann.

Bei Lenze schätzt man Mitarbeiter wie Wioletta Sajdak. Rund 3300 Beschäftigte zählt der mittelständische Maschinenbauer weltweit. Im Jahr 1996 suchte die Firma einen Standort in Polen. „In Sonderwirtschaftszonen hat man uns leer stehende Flugzeughangars angeboten, die definitiv zu groß für uns waren“, erinnert sich Lenze-Geschäftsführer Thomas Riegel. In Tarnow wurde Lenze fündig. 1997 startete mit drei Mitarbeitern die Produktion – in einer früheren Fabrik für militärische Güter.

Polen ist noch immer Deutschlands unbekannter Nachbar

Das Werk ist im Laufe der Jahre stetig gewachsen und zählt heute rund 160 Beschäftigte – viele davon Frauen. Getriebe, Motoren und Steuerungen von Lenze setzen zum Beispiel in Flughäfen Gepäckbänder in Bewegung. In Polen findet die Guss- und Stahlbearbeitung für Getriebe- und Motorenteile statt. Warum aber Polen? Zum einen wegen der noch immer niedrigeren Lohnkosten. Der Vorteil gegenüber Deutschland liege bei dem Faktor „vier bis fünf“, sagt Geschäftsführer Riegel. Ein Lenze-Mitarbeiter bekomme in Polen im Schnitt 3500 Zloty – rund 820 Euro, die Lebenshaltungskosten sind aber auch deutlich geringer als in Deutschland. Dazu komme die Nähe zur Autobahn und die gute Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden.

Polen ist für viele Deutsche noch immer ein unbekannter Nachbar. Wiesen, Äcker, Wälder prägen die Landschaft. Die Stadt Krakau ist liebevoll restauriert und erinnert an den Einfluss Österreich-Ungarns, die Metropole Warschau zeigt sich großteils hypermodern, in den Vororten dominieren aber noch Wohnblocks aus kommunistischer Zeit. In den Innenstädten werben westliche Ketten um Kunden. Rossmann, Kaufland. Die deutsche und die polnische Wirtschaft sind in den letzten Jahren zusammengerückt.

„Bei der Standortanalyse für geplante Investitionen ist Polen seit vielen Jahren eine interessante Wahl für den Maschinenbau“, sagt Yvonne Heidler, Außenwirtschaftsexpertin des Maschinenbauverbands VDMA. Es gebe gut ausgebildete Arbeitskräfte und stabiles Wachstum. Polen ist auch zu einem interessanten Exportland geworden: Im Jahr 2015 kamen 34,5 Prozent der eingeführten Maschinen aus der Bundesrepublik. Die Elektrobranche setzt ebenfalls auf Polen. Für den Dax-Konzern Siemens ist das Land längst ein wichtiger Markt.

Die deutsche und die polnische Wirtschaft sind eng verwoben

In den Becken nördlich von Warschau blubbert es braungrau, ein süßlicher Geruch liegt in der Luft. Die Kläranlage Czajka säubert hier das Abwasser von 1,4 Millionen Menschen und der Industrie. Es ist die größte Anlage in Polen. Die Technik des 2012 fertiggestellten Projekts zum Schutz der Weichsel und der Ostsee stammt in großen Teilen von Siemens – nämlich die elektrische Steuerung und eine Anlage zur Stromerzeugung. Rund 30 Millionen Euro umfasste der Auftrag allein für Siemens.

Deutsche Firmen liefern nach Polen. Umgekehrt beliefern polnische Firmen aber auch deutsche Betriebe. So sind beide Volkswirtschaften eng verwoben. Polen hat aufgrund der niedrigeren Lohnkosten Vorteile, wo es um Handarbeit geht. Gut beobachten lässt sich dies in einem Betrieb für Eisenbahnbau.

Nowy Sacz, früher Neu Sandez, ist eine Industriestadt mit 80000 Einwohnern im Süden Polens. In der Ferne, in den Karpaten, liegt noch Schnee. Die Firma Newag baut und modernisiert hier mit 1600 Angestellten Züge, Straßenbahnen und U-Bahnen. In den Hallen ziehen Mitarbeiter Kabelbäume in die Waggons ein – lang wie Lianen. In einer anderen Halle wird geschweißt und geschliffen. Funken sprühen. Anders als in der Autoindustrie steckt im Zugbau viel Handarbeit – und die ist in Polen billiger. „Damit sind wir 25 bis 30 Prozent kostengünstiger als andere Anbieter in Deutschland“, sagt Vize-Chef Józef Michalik. Die Technik im Zug kommt zum Teil aber aus der Bundesrepublik: Bauteile stammen zum Beispiel von Siemens oder dem Detmolder Unternehmen Weidmüller. Deutschland als Zulieferland – nur scheinbar ist das eine verkehrte Welt. Denn aus der Bundesrepublik stammen meist Hightech-Komponenten. Doch Polen ist entschlossen, das zu ändern.

Polen hat nicht nur billige Arbeitskraft, sondern auch Innovation

Die Industrialisierung habe Polen verspätet erreicht, erklärt Professor Mariusz Olszewski von der Technischen Universität Warschau. Auch in der Automatisierung und dem Einsatz von Robotern hinke Polen hinterher. Nun aber wolle das Land direkt den Sprung in das digitale Zeitalter schaffen. Industrie 4.0 – dieser Begriff macht auch in Polen die Runde. Das Land soll „aktiv teilnehmen an der digitalen Revolution“ – so will es die Regierung.

Dass Polen selbst innovative Betriebe hervorbringt, zeigen die Elektrobus-Hersteller Ursus oder Solaris, aber auch das Vorzeige-Unternehmen Medcom bei Warschau.

Am akkurat gepflegten Firmensitz fertigt Medcom Teile für Busse, Bahnen und die Elektromobilität. 1988 gegründet, ist die Firma stark gewachsen und hat heute rund 250 Mitarbeiter. Die Arbeiter verdienen zwischen 800 und 1500 Euro, rund ein Viertel der Beschäftigten ist in der Entwicklung tätig. Stolz ist man hier vor allem auf die Eigenentwicklungen – eine Schnellladestation für E-Autos oder einen besonders kompakten Konverter, den man im Zugbau braucht. „Wir sind ein Beispiel dafür, dass Polen nicht nur billige Arbeitskraft bietet, sondern auch fortgeschrittene technische Lösungen“, sagen die Manager hier. Ihr Unternehmen exportiert auch nach Deutschland.

Gut ausgebildete Polen bleiben bewusst im Heimatland

Junge, gut gebildete Polen entscheiden sich heute teils bewusst dafür, in der Heimat Karriere zu machen. In Krakau leben 210000 Studenten – bei 760000 Einwohnern. Der Schweizer Siemens-Konkurrent ABB hat deshalb dort ein Entwicklungszentrum gegründet. Junge Forscher arbeiten an Software, Energieübertragung und anderen Zukunftsthemen. Der Chef des Software-Teams weiß, dass sein Name für Deutsche unaussprechlich ist. Przemyslaw Zakrzewski stellt sich einfach als „Mister Pi“ vor. Der smarte 40-Jährige hat in Posen und Chicago studiert. Er hätte weltweit arbeiten können, blieb aber in Polen. „Ich habe hier so viele Möglichkeiten“, sagt der Vater zweier sieben und elf Jahre alten Kinder. „Ich muss nicht ins Ausland ziehen.“

Auch für Wioletta Sajdak bei Lenze steht fest, dass sie die Heimat nie mehr verlassen will: „In London war ich alleine mit meinem Sohn. Hier habe ich meine Mutter, meine Schwiegermutter, meine Großmama“, sagt sie. Ihr Sohn ist heute 14, auch ein Töchterchen kam hinzu – und sie hat einen Beruf, der ihr Spaß macht. „Ich bin glücklich.“

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