Was ist mit dem Augsburger Computerbauer Kontron los?
Kontron beliefert Luftfahrt und Maschinenbau. Doch zuletzt lief es schlecht. Stellenkürzungen am Standort Augsburg sind bereits beschlossen. Nun könnte es sogar zur Fusion kommen.
Große Technologiefirmen wie den Roboterbauer Kuka oder den Computerhersteller Fujitsu kennen in unserer Region viele. Dabei gibt es noch andere, kleinere Unternehmen, die sich auf diesem Markt bewegen. Eine der Firmen ist der Kleincomputerhersteller Kontron. Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz im Augsburger Norden stellt Rechner her, die in Flugzeuge und Maschinen eingebaut werden – also überall, wo Geräte gesteuert werden müssen und maschinelle Intelligenz gefragt ist.
Einsatzgebiete gibt es im Maschinenbau, der Luftfahrt und der Verteidigung. Rund 450 Beschäftigten gibt Kontron in Augsburg Arbeit. Doch im Gegensatz zu Kuka hat Kontron ein Problem: Bei dem Computerspezialisten lief es zuletzt geschäftlich alles andere als rund, das Management wechselte mehrmals. Geplant sind nun Stellenkürzungen. Von den weltweit 1260 Arbeitsplätzen bei Kontron sollen rund 300 wegfallen, berichtete das Unternehmen Ende November. Doch der Umbau könnte weiter gehen: Der neue Vorstandschef Hannes Niederhauser denkt über einen Zusammenschluss mit einer anderen Firma nach. Niederhauser, 54, ist erst seit Mitte Dezember Chef bei Kontron.
Dort ist er aber kein Unbekannter: Der Manager stand bereits früher an der Kontron-Spitze und begleitete den Börsengang im Jahr 2000. Später schied er aus. Heute führt Niederhauser das österreichische Softwareunternehmen S&T, das 2400 Beschäftigte zählt und im deutschen Börsenindex TecDax gelistet ist. Genau mit diesem Unternehmen könnte Kontron fusionieren. Damit ergibt die Rückkehr Niederhausers Sinn, der nun beide Unternehmen führt. „S&T wird der Kontron-Hauptversammlung möglicherweise die Verschmelzung vorschlagen“, sagte Niederhauser unserer Zeitung. Wenn 75 Prozent der Aktionäre zustimmen, „wird aus beiden Firmen eine“. Die Aktionäre würden neu ausgegebene S&T-Aktien im Tausch gegen Kontron-Papiere erhalten. Dann würde Kontron von der Börse verschwinden.
Ob der Zusammenschluss sinnvoll ist, werde derzeit geprüft. Man befinde sich dabei in einem sehr frühen Stadium, sagt Niederhauser. Er glaubt nicht, dass die Fusion bereits auf der kommenden Kontron-Hauptversammlung am 30. Mai ein Thema wird. Denkbar ist aber auch eine spätere außerordentliche Hauptversammlung. Beide Unternehmen sind bereits verwoben: S&T hält seit kurzem 29,9 Prozent der Kontron-Aktien.
Kontron: Kann eine Fusion helfen?
Dass die Fusion der richtige Schritt ist, davon ist Niederhauser überzeugt: „S&T ist ein Softwareunternehmen, Kontron ein Hardwareunternehmen – wenn man das bündelt, hat man keine Überschneidungen, sondern besser zusammengeführte Produkte.“ Der 54-Jährige ist Linzer und hat Elektrotechnik studiert. „Ich liebe Computer“, sagt er. Seiner Meinung nach habe Kontron seit seinem Weggang die Arbeit der Ingenieure vernachlässigt. Das will er ändern. Kontron soll wieder „ein global führendes Hightechunternehmen“ werden. Der Name Kontron soll erhalten bleiben.
Was bedeutet eine Fusion für den Standort Augsburg? Erst vor einigen Jahren war Kontron aus Eching hierher gezogen. Auch der Standort in Kaufbeuren wurde zugunsten von Augsburg aufgegeben. Niederhauser berichtet, er wolle nicht am Standort Augsburg rütteln: Der Hauptsitz solle bleiben. „Es gibt hier eine Fertigung mit guter Qualität“, fügt er hinzu. Die noch vor seinem Amtsantritt geplanten Kürzungen sollen aber umgesetzt werden. Das Sparprogramm sei „absolut nötig“. Nach den Einschnitten will Niederhauser die Kehrtwende schaffen: „Unser Ziel ist es, bei der Restrukturierung auf das Tempo zu drücken, damit sie in den nächsten zwei bis drei Monaten abgeschlossen ist.“ Danach plane er keine weiteren Einschnitte. Ab Mitte 2017 soll es wieder nach oben gehen. Dann will Niederhauser die Früchte der Zusammenarbeit mit S&T ernten.
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