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Drogerie-Prozess
06.03.2017

Was von Schlecker geblieben ist - eine Spurensuche

Hinter hohen Mauern: das Anwesen der Familie Schlecker in Ehingen bei Ulm.
Foto: Tobias Kleinschmidt, dpa (Archivbild)

Die Familie hinter dem früheren Drogerie-Imperium steht vor Gericht. Während viele Menschen in ihrer Heimat noch immer zu ihnen stehen, sind ehemalige Verkäuferinnen stinksauer.

Dickes Moos wuchert aus dem Boden der beiden Tennisplätze in der kleinen Parkanlage. Man muss nur leicht den Kopf drehen, schon steht man gleichzeitig neben dem Glaspalast, der einst Sitz des Drogeriemarktkönigs Anton Schlecker war. Die Blockhütte, in der er früher mit Freunden und seiner Familie die Freizeit verbracht hat, steht verlassen zwischen meterhohen Bäumen an der Donau. Das Gelände gehört mittlerweile dem Businesspark Ehingen Donau (BED), genauso wie der gläserne Koloss, den Schlecker zu seinen Glanzzeiten als Firmenzentrale gebaut hat.

Ehingen, 30 Kilometer hinter Ulm, 25.000 Einwohner, die Stadt, die Schlecker war. Der Glanz des Unternehmers ist in seiner Heimat längst verblichen. Nichts deutet mehr auf den berühmtesten Sohn der Stadt hin. Schlecker ist quasi von der Bildfläche verschwunden. Und sein Imperium kollabiert.

Familie Schlecker und zwei Wirtschaftsprüfer vor Gericht

Rund fünf Jahre nach der spektakulären Insolvenz, die in der Aussage „Es ist nichts mehr da“ von Schleckers Tochter Meike ihren verbalen Höhepunkt fand, wird nun der Fall juristisch aufgearbeitet. Am 6. März beginnt am Landgericht Stuttgart das Hauptverfahren gegen Anton Schlecker, seine Frau Christa, die beiden Kinder Lars und Meike sowie zwei Wirtschaftsprüfer. Natürlich ist Anton Schlecker, der als eingetragener Kaufmann Chef von bis zu 50.000 Mitarbeitern war, der Hauptangeklagte. Zunächst sind 26 Prozesstage angesetzt.

Es gibt mehrere Anklagepunkte. Der schwerwiegendste lautet: vorsätzlicher Bankrott in besonders schwerem Fall. Ein Vorwurf, der je nach Prozessverlauf und Faktenlage eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vorsieht. Die drohende Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens vor Augen, soll Schlecker in 36 Fällen Vermögenswerte beiseitegeschafft haben, damit die Gläubiger darauf keinen Zugriff haben. Seiner Frau wirft die Anklage Beihilfe zum Bankrott vor, den Kindern unter anderem gemeinschaftliche Untreue in besonders schwerem Fall in Tateinheit mit vorsätzlichem Bankrott in besonders schwerem Fall.

„Deutschland hat seine Gesetze. Die treten in Kraft, egal, ob man das als richtig oder nötig empfindet“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter, der des Öfteren beruflich Kontakt mit Anton Schlecker hatte. Er glaubt: „So, wie ich Schlecker kennengelernt habe, knabbert das extrem an ihm. So stur wie er war, so hart trifft ihn die Anklage. Er wird das nach außen nie zeigen, er hat nie seine Gefühlswelt uns Mitarbeitern offenbart, aber innerlich hat ihn die Pleite sicher zerstört.“ Ob der Bankrott nun vorsätzlich zustande kam, vermag der Ex-Mitarbeiter in Führungsposition nicht zu sagen. „Ich weiß nur, dass bereits um das Jahr 2003 externe und interne Berater gesagt haben, er solle sich von manchen Filialen trennen. Sein Nachteil wird sein, dass er eben beratungsresistent gewesen ist. Hätte er damals auf die Berater gehört, wäre sicher alles anders gekommen.“

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Unternehmerfamilie zog sich nach Bankrott noch mehr zurück

Anton Schlecker, heute 72, war früher der Erste, der morgens mit dem Fahrstuhl in die siebte Etage seines Büroturms gefahren ist – und oft der Letzte, der am späten Abend aus der Tiefgarage fuhr. Ein Ritual, das er und seine Frau Christa dem Vernehmen nach bis heute pflegen. Denn die siebte Etage im Glaspalast hat die BED GmbH noch immer an Schlecker vermietet. Von dort oben aus betreibt er eine Immobilienverwaltung. Fast täglich, erzählen Beobachter, fahre Schlecker mit einem Porsche in den Bauch des Gebäudes. Dass er dabei ständig den Anblick seines untergegangenen Reiches erträgt, gehört wohl zum Mysterium Schlecker dazu. Denn aus dem Drogeriemarktkönig, der jahrelang zu den deutschen Milliardären zählte, ist mittlerweile ein König ohne Reich geworden. Ein Unternehmer, der im Alter die Pfründe seines Lebens nicht mehr ernten kann und sich nun vor dem Gesetz verantworten muss.

Schlecker, so sagen es die wenigen Menschen aus Ehingen, die ihn persönlich kennen, hat die Insolvenz, den Untergang seines Lebenswerkes, nie überwunden. Schon damals, als es noch gut lief, war er für die Einheimischen ein Phantom, dessen Name zwar europaweit in unendlich vielen Städten zu finden war, den aber nur die wenigsten kannten. Seit der Insolvenz ist der Kreis derer, mit denen sich Schlecker trifft, nochmals geschrumpft. Er ist in Ehingen als Bürger nie in Erscheinung getreten und wird dies wohl auch nicht mehr tun. Diese Aufgabe übernahmen vor und während der Insolvenz die Kinder Lars und Meike. Dem Vernehmen nach lebt Lars mittlerweile in Berlin, Meike soll sich in London eine neue Heimat gesucht haben.

Für viele Menschen in Ehingen bleibt Schlecker der gute Arbeitgeber

Heute verläuft das Leben in Ehingen auch ohne Schlecker in geordneten Bahnen. Die Stadt hat seit Jahren keine Schulden, steht finanziell grundsolide da, und der Groll, den viele Menschen auf Schlecker haben, weil Tausende von Arbeitsplätzen verloren gegangen sind, hält sich in Grenzen. „Anton Schlecker hatte knapp 50.000 Menschen Arbeit gegeben. Ich wünsche ihm und seiner Familie immer noch alles Gute. Schlecker war immer ein guter Arbeitgeber für mich“, sagt ein Mann, der 34 Jahre lang als Sachbearbeiter für den Konzern tätig war.

Dass Schlecker nun vor Gericht steht, ist für viele Ehinger zwar eine mehr oder weniger logische Konsequenz. Mit einer Gefängnisstrafe können sich aber nur wenige anfreunden. Viele in der Stadt vermeiden jedes kritische Wort über ihren „Done“, wie Schlecker im Volksmund genannt wird. Noch immer wird Besuchern der Stadt die Villa der Schleckers gezeigt, in der Anton und seine Frau wohnen. „Die sollen den Anton einfach in Ruhe lassen“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter, der mittlerweile im Ruhestand ist.

Außerhalb von Ehingen, so viel ist klar, sehen das viele frühere Beschäftigte anders. Inge Christl etwa. Sie ärgert sich noch heute. Das spürt man. Das sagt sie auch. 15 Jahre führte die heute 58-Jährige einen Schlecker-Markt im Augsburger Stadtteil Pfersee. Wie bei so vielen ihrer Kolleginnen empfand sie die Filiale als ihren Laden, die Kunden als ihre Kunden. Wie so viele ihrer zuletzt rund 27.000 Kolleginnen in den Märkten arbeitete sie leidenschaftlich gerne. Eine jahrzehntelange Betriebszughörigkeit war bei Schlecker nicht selten. Doch als Betriebsrätin, so sieht das Christl, hatte man bei dem Drogeriekönig einen schweren Stand. Gehaltsstreichungen. Beschimpfungen. Ausschließungen. Christl berichtet von vielen Schikanen. Von der Insolvenz habe sie über die Medien erfahren. Das hat sie besonders hart getroffen.

Viele Schlecker-Frauen finden seit der Pleite keinen Job mehr

Doch was nach der Pleite kam, hat sie fast das Leben gekostet. Zuzusehen, wie viele Frauen von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts standen, weil so viele um die 50, so viele alleinerziehend waren, wie alleine man die Frauen gelassen habe, das alles hat sie schwer belastet. Sie bekam einen Herzinfarkt. „So viel Leid wie ich damals erlebt habe, möchte ich nie wieder durchmachen.“ So gehe man nicht mit Menschen um.

Der Vorschlag der Politik damals, die tausenden „Schlecker-Frauen“ einfach zu Erzieherinnen umzuschulen, empfand Christl „als Hammer schlechthin – da hat man doch gesehen, es ging eben nur um Frauen“. Auch sie selbst fand aufgrund ihrer schweren Erkrankung keine Arbeit mehr. „Ich habe zum Glück meinen Mann“, sagt Christl.

Nicht nur der habe ihr über schlimme Krisen hinweggeholfen. Es gab noch einen anderen Mann aus der Diözese Augsburg, der den Frauen zur Seite stand: Erwin Helmer, Sprecher der Betriebsseelsorge Bayern und Präses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung. Schon als Schlecker 2009 seine XL-Märkte gründete, schaltete sich Helmer ein und protestierte mit den betroffenen Mitarbeitern. Gegen diese größeren Märkte, die teilweise in unmittelbarer Nähe der Originalfilialen eröffnet wurden, liefen Gewerkschaften Sturm. Sie warfen Schlecker Lohndumping vor. Helmer rief damals in Augsburg ein Solidaritätsteam für die Frauen ins Leben und unterstützte sie auch nach der Insolvenz.

Schlecker-Familie soll Millionen eingesteckt haben

Nun steht also der Prozess an. Beide, Christl wie Helmer, warten gespannt darauf. Beide aus demselben Grund. Sie haben den Glauben an die Gerechtigkeit nicht verloren. Sie wollen wissen, ob wirklich Geld zur Seite geschafft wurde. Vor allem, wer davon profitierte. Denn das Gros der Mitarbeiterinnen, so Christl, sei leer ausgegangen. Helmer wiederum sagt, die Beschäftigten stünden leider immer als letztes Glied in der Kette, wenn es um Forderungen aus der Insolvenzmasse geht. Deshalb erwartet Inge Christl für sich nichts mehr. „Ich freue mich aber über jeden Euro, den eine meiner Kolleginnen vielleicht auf diesem Weg noch bekommt.“

Diese Hoffnung hat Kerstin Leichtle aufgegeben. Sie sagt, sie könne das auch für ihre Kollegin Karola Müller sagen. Zusammen mit zwei weiteren ehemaligen Mitarbeiterinnen haben die beiden vor fünf Jahren im Memminger Stadtteil Steinheim den Dorfladen „Um’s Eck“ eröffnet. In den Räumen eines früheren Schlecker-Marktes. Das Kapitel Schlecker, sagt Leichtle, haben sie beide abgeschlossen. Nur noch ab und zu unterhalten sie sich darüber. Nur noch sporadisch treffen sie frühere Kolleginnen. Und nur eines vermissen Leichtle und Müller heute: „Wir hätten gerne so viele Kunden in unserem Dorfladen, wie wir damals hatten, als es noch ein Schlecker war.“

Und dann wäre da noch der Ur-Schlecker, der erste aller Schlecker-Märkte. Ein unscheinbares Haus in der Ehinger Bahnhofstraße, in dem Schleckers Vater Anton senior nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer Metzgerei sozusagen die Keimzelle des Imperiums legte. Handel findet in dem Haus längst nicht mehr statt. Ganz im Gegenteil. An Silvester wurde dort, in Schleckers ehemals heiligen Hallen, eine Party veranstaltet. Auch zu Faschingszwecken wurde das Gebäude gerade erst genutzt. Die Ehinger feiern also dort, wo die einstige Erfolgsgeschichte begann. Ans Feiern wird Anton Schlecker in den kommenden Monaten eher nicht denken.

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