Wegen Millionenzahlung: IWF-Chefin Lagarde muss vor Gericht
IWF-Chefin Christine Lagarde muss wegen einer umstrittenen Millionenzahlung zu ihrer Zeit als französische Wirtschaftsministerin vor Gericht. Bis zu ein Jahr Haft könnte ihr drohen.
IWF-Chefin Christine Lagarde muss wegen einer umstrittenen Millionenzahlung zu ihrer Zeit als französische Wirtschaftsministerin vor Gericht. Das französische Kassationsgericht wies ihren Revisionsantrag am Freitag ab. Damit muss die 60 Jahre alte Chefin des Internationalen Währungsfonds sich vor dem Gerichtshof der Republik verantworten.
Lagarde wird dort Fahrlässigkeit vorgeworfen. Es geht um den Verdacht, Lagarde könne in ihrer Zeit als Wirtschaftsministerin in Paris (2007-2011) regelwidrig eine Entschädigungszahlung von rund 400 Millionen Euro an Bernard Tapie ermöglicht haben. Der Geschäftsmann hatte sich von der früheren Staatsbank Crédit Lyonnais beim Verkauf seiner Anteile am deutschen Sportartikelhersteller Adidas geprellt gesehen und deswegen geklagt.
IWF-Chefin Lagarde weist Vorwürfe zurück
Lagarde wird von den Ermittlern vorgeworfen, das private Schiedsgericht eilfertig und "schlecht vorbereitet" angerufen zu haben. In der Kritik steht auch die Entscheidung, den Schiedsspruch nicht angefochten zu haben.
Der IWF-Chefin drohen in dem Prozess theoretisch ein Jahr Haft und eine Geldstrafe von 15.000 Euro. Lagarde bezeichnete das Verfahren und die Vorwürfe stets als "völlig unbegründet". Sie beteuert, sie habe "in dieser Angelegenheit immer im Interesse des Staates und in Achtung vor dem Gesetz gehandelt".
Der Fall sorgt schon seit Jahren für Schlagzeilen. Lagarde war in der Angelegenheit mehrfach von Korruptionsermittlern vernommen worden, im August 2014 wurde ein Anklageverfahren gegen sie eingeleitet. Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu ein Jahr Gefängnis und 15 000 Euro Strafe. Anfang Dezember 2015 hatte ein Berufungsgericht Tapie verurteilt, die auf den Schiedsspruch aus dem Jahr 2008 zurückgehende Entschädigung zurückzuzahlen.
IWF-Verwaltungsrat spricht Chefin Lagarde Vertrauen aus
Der Verwaltungsrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat IWF-Chefin Christine Lagarde trotz eines in Frankreich drohenden Prozesses sein Vertrauen ausgesprochen. Der Verwaltungsrat sei über die "jüngsten Entwicklungen" informiert und habe weiterhin Vertrauen in Lagardes "Fähigkeiten zur Wahrnehmung ihrer Pflichten", erklärte IWF-Sprecher Gerry Rice am Freitag in Washington.
Der Gerichtshof der Republik ist ein spezielles Gericht, das für Gesetzesverstöße französischer Regierungsmitglieder im Rahmen ihres Amtes zuständig ist. afp/dpa
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