Wie Bosch bereits das E-Auto ausstattet
Der Standort Oberallgäu hat mit der Serienproduktion des sogenannten iBoosters für Elektrofahrzeuge begonnen. Was sich dahinter verbirgt und warum sich das Werk ständig neue Geräte einfallen lassen muss
Dieselskandal, Razzien, Preisabsprachen: Bei den deutschen Automobilherstellern reißen die schlechten Nachrichten nicht ab. Ganz anders bei Bosch, einem der größten Zulieferer der Autobranche. Weltweit stieg 2016 der Konzernumsatz um 3,6 Prozent auf über 73 Milliarden Euro und die Zahl der Mitarbeiter auf 390000 – 14500 mehr als im Jahr zuvor. Und auch der Bosch-Standort Oberallgäu mit den Werken in Blaichach und Immenstadt hat „eine Reihe guter Dinge zu berichten“, wie kaufmännischer Leiter Johannes Lauterbach gestern bei der Jahrespressekonferenz sagte. Allen voran die Entwicklung bei den sogenannten iBoostern. Das sind elektronische Bremskraftverstärker für Elektrofahrzeuge.
Trotz aller Kritik an manipulierten Abgaswerten und dem Trend, das Auto nicht mehr so wie früher als Statussymbol zu sehen: Die Mobilität der Menschen auf dem Globus wird weiter wachsen. Davon ist Bosch überzeugt, und die Geschäftsentwicklung gibt dem Unternehmen recht. Im Bosch-Standort Oberallgäu stieg die Mitarbeiterzahl innerhalb von zwei Jahren um 200 auf 3500. Die Investitionen schossen im gleichen Zeitraum sogar von 37 Millionen Euro auf 75 Millionen hoch. Damit aber genug der Daten, denn Umsatz- oder Stückzahlen veröffentlicht der Konzern für seine einzelnen Werke nicht, geschweige denn Verkaufskosten der Produkte.
Bosch ist seit der Nachkriegszeit in Blaichach ansässig. 1986 kam im wenige Kilometer entfernten Immenstädter Stadtteil Seifen das zweite Oberallgäuer Werk hinzu. Dort waren lange Jahre das Antiblockiersystem (ABS) und das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) die Vorzeigeprodukte. Nachdem diese Geräte heute standardmäßig in neuen Fahrzeugen fast überall auf der Welt eingebaut werden, muss Bosch neue Produkte entwickeln, um als Zulieferer die Nase weiterhin vorn zu haben.
So konstruierten die Ingenieure in den vergangenen Jahren Kameras für das autonome Fahren oder eben Bremssysteme für Elektrofahrzeuge. „Die Autohersteller bauen immer mehr Geräte ein, um das Fahren sicherer und komfortabler zu machen“, sagt Lauterbach. Eines dieser neuen Produkte ist der iBooster2, der etwas leichter und technisch ausgereifter ist als der vor mehreren Jahren entwickelte iBooster1. Die Produktion der zweiten Version hat Bosch im Oberallgäu Anfang Mai gestartet. Mit diesem Bremskraftverstärker will das Werk jetzt richtig Gas geben. Immenstadt ist wie schon bei ABS und ESP das Leitwerk innerhalb des Konzerns für iBooster. Inzwischen wird das Oberallgäuer Know-how über die Bremskraftverstärker für E-Mobile auch in Bosch-Werken in Polen, Mexiko und China eingesetzt. Der iBooster ist ein hochtechnisches Gerät, sagt Lauterbach. Es kann nicht nur die Bremskraft verstärken, wenn der Fahrer auf die Bremse tritt. Der iBooster bremst auch automatisch, wenn in einer Gefahrensituation der Fahrer nicht oder zu spät reagiert. Selbst wenn die Elektronik im Auto ausfällt, kann der Fahrer immer noch mit dem iBooster mechanisch bremsen.
Um den iBooster produzieren zu können, hat Bosch auch die nötigen Maschinen entwickelt. Wie bei anderen Unternehmen ist durch ständige Innovationen auch bei Bosch der Bedarf an Fachkräften groß. „Bis heute haben wir jedoch keine großen Probleme bei der Mitarbeitergewinnung“, sagt Lauterbach. Der Ruf von Bosch im Allgäu sei äußerst gut. Erst vor wenigen Monaten ist der Standort Oberallgäu als einer der besten Arbeitgeber ausgezeichnet worden – deutschlandweit.
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