Wie es mit Burger King weiter gehen kann
Durch die Schließung von mehreren Burger King Filialen stehen allein in der Region 150 Menschen auf der Straße. Wen Tim Lubecki von der Gewerkschaft NGG jetzt in der Pflicht sieht.
Herr Lubecki, allein in der Region sind fünf Filialen von Burger-King von der Kündigung des Franchise-Nehmers betroffen: zwei in Augsburg, eine in Gersthofen, eine in Jettingen-Scheppach und eine in Landsberg. Wurden die Filialen alle geschlossen?
Lubecki: Ja, spätestens am Montagabend wurden alle Filialen geschlossen.
Viele Mitarbeiter bei Burger King haben befristete Verträge
Rund 150 Mitarbeiter sollen betroffen sein. Welche Verträge haben sie?
Viele von ihnen haben nur befristete Verträge – also Halbjahres- oder Jahresverträge. Es gab immer eine hohe Fluktuation bei Burger King. Schließlich liegt der Stundenlohn zum Einstieg auch nur bei 7,71 Euro brutto. Man muss also davon ausgehen, dass einige Verträge in den nächsten Monaten auslaufen.
Wie viele von den 150 sind denn befristet beschäftigt?
Das kann ich nicht genau sagen, ich schätze etwa die Hälfte.
Wer kümmert sich jetzt um die Angestellten?
Und die anderen Beschäftigten? Erhalten sie keine Lohnfortzahlung?
Doch natürlich, denn die Beschäftigten haben ja einen Vertrag mit dem Franchise-Nehmer von Burger King Europe, mit Yi-Ko.
Aber die Situation ist sehr ungewöhnlich, dass von heute auf morgen so viele Filialen geschlossen werden. Haben Sie das schon mal erlebt?
Nein, noch nie.
Wie geht es weiter? Bundesweit fürchten rund 3000 Menschen um ihre Jobs.
Ich sehe hier ganz klar Burger King Europe in der Pflicht. Der Deutschland-Chef Andreas Bork hat ja auch angekündigt, dass sie alles dafür tun werden, die Arbeitsplätze zu erhalten. Doch den Worten müssen Taten folgen. Ich sehe die Gefahr, dass sich Burger King Europe aus der Verantwortung zieht – auf Kosten der Beschäftigten.
Wie geht es weiter mit den Burger King Filialen von Yi-Ko?
Wie könnte es denn jetzt weiter gehen?
Ich sehe vier Möglichkeiten. Erstens: Burger King übernimmt die Filialen selbst. Zweitens: Burger King findet einen neuen Franchise-Nehmer. Drittens: Yi-Ko firmiert um und macht nicht mehr als Burger King weiter, sondern unter irgendeinem anderen Namen. Viertens – und diese Möglichkeit halte ich für sehr wahrscheinlich – Yi-Ko meldet Insolvenz an.
Sie als Gewerkschaft haben von Anfang an, vor der Übergabe an Yi-Ko gewarnt.
Ja, wir haben schon im Mai 2013 als die restlichen 90 Filialen an Yi-Ko übergingen, befürchtet, dass das nicht gut gehen kann. Und die Missstände bei den Arbeitsbedingungen müssen Burger King auch schon lange bekannt sein. Denn wir haben immer wieder angeprangert, dass hier Löhne nicht bezahlt, Tarifverträge nicht eingehalten werden und Betriebsräte in ihrer Arbeit behindert werden. Aber erst als Günter Wallraff die Zustände aufgriff und die Hygienemängel aufdeckte, was wiederum dazu führte, dass der Umsatz gesunken ist, erst dann hat Burger King Europe reagiert.
Ist die Gewerkschaft mit ihrer Kritik zu weit gegangen?
Müssen Sie sich als Gewerkschaft aber nicht auch fragen lassen, ob Sie mit der ständigen Kritik den Jobverlust so vieler Menschen mitverursacht haben?
Hier darf Ursache und Wirkung nicht verwechselt werden. Wir als Gewerkschaft sind dafür da, auf solche Missstände zu reagieren und den betroffenen Mitarbeitern zu helfen. Daher werden wir auch künftig Arbeitgeber, die sich nicht an Recht und Gesetz halten, kritisieren. Das Versagen liegt hier eindeutig bei Burger King Europe selbst. Sie hätten früher reagieren müssen.
Wie helfen Sie als Gewerkschaft jetzt den von der Schließung betroffenen Mitarbeitern?
Wir raten allen, die jetzt vor verschlossenen Türen stehen, ihre Arbeitskraft bei ihrem Chef, also Yi-Ko, schriftlich anzubieten. Am besten mit einer Fax-Bestätigung. Unseren Mitgliedern helfen wir hier auch bei diesem Schritt. Und wir raten allen, nichts zu unterschreiben. Außerdem laden wir alle betroffenen Mitarbeiter am Mittwoch um 12 Uhr in unser Gewerkschaftshaus in Augsburg zu einer Informationsveranstaltung ein, in der alle Fragen gestellt werden können.
Tim Lubecki ist Regionalgeschäftsführer Schwaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, kurz NGG.
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