Wie man seine Ziele erreicht
Marc Gassert weiß, dass aller Anfang schwer ist und dass Durchhalten entscheidet. In unserer Veranstaltungsreihe „Augsburger Allgemeine Wissen“ stellt er Hilfsmittel vor.
Der 38-jährige Marc Gassert hat in Tokio Kommunikationswissenschaften studiert und kam dort mit östlichen Lehren in Berührung. Seine Show trägt den Titel „Nicht das Anfangen wird belohnt, sondern das Durchhalten“ und sein Leitspruch heißt: „Disziplin ist nicht käuflich, aber zahlt sich aus.“ Im Interview mit der Augsburger Allgemeinen erklärt, worum es in seinen Vorträgen geht.
„Alles ist schwer, bevor es leicht wird“ – Herr Gassert, das ist der Titel Ihres Buches. Erklären Sie uns bitte, wann das Leben endlich leicht wird.
Marc Gassert: Das kann ich nicht erklären. In meinen Vorträgen geht es vielmehr um Aufgaben, die uns im Leben vor Probleme stellen. Die Führerscheinprüfung ist ein gutes Beispiel. Wenn wir anfangen, Auto zu fahren, haben wir noch kein Gefühl dafür entwickelt, wann wir Gas geben, kuppeln oder schalten sollen. Mit der Zeit werden wir routinierter. Im Leben gibt es viele scheinbar unlösbare Aufgaben. Doch mit Selbstdisziplin lassen sich auch diese bewältigen – was schwierig war, wird leichter.
Warum tragen wir denn diese Scheu in uns, schwierige Aufgaben anzupacken? Und wie können wir sie überwinden?
Gassert: Scheu ist nicht das richtige Wort. Jeder Mensch hat Bereiche, in denen er ungemein diszipliniert ist. Immerhin ist Disziplin eine deutsche Kerntugend. Es gibt aber Bereiche, in denen wir einem scheinbar übermächtigen Gegner gegenüber stehen: unserem inneren Schweinehund. Ich will den Menschen zeigen, wie sie ihre Ziele erreichen. Zuerst lernen wir, unsere Stärken und Schwächen realistisch zu bewerten.
Sie standen als Kind selbst vor einigen großen Problemen. Ihr Vater arbeitete bei Interpol und Sie sind um die halbe Welt gereist. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Gassert: Ich war in verschiedenen Kulturen der Außenseiter. Wir zogen häufig um: Zuerst waren wir in Rom, dann in Venezuela, später in den USA und Asien. Als blonder Deutscher bekam ich Vorurteile zu spüren. Mit der Zeit habe ich gelernt, mich auf die anderen Kulturen einzulassen, ohne meine Identität zu verlieren.
Wie gelingt das?
Gassert: Mir gelang es durch den Sport. Darin verstecken sich die Werte, mit denen man sich auf Augenhöhe begegnen kann. Man kämpft und dennoch respektiert man sich. Das gibt Selbstvertrauen. Ob das nun wie bei mir die Kampfkunst, Fußball oder ein Wettrennen ist, spielt keine Rolle.
Von Ihrer Disziplin zeugen die schwarzen Gürtel in Karate, Taekwondo und Shaolin Kung-Fu. Sie verbrachten unter anderem einige Zeit in einem Shaolin-Kloster.
Gassert: Das ist allerdings ein zwiespältiger Ort. Ich habe es dort nur elf Monate ausgehalten. Andere Schüler aus den Vereinigten Staaten oder Frankreich reisten nach wenigen Tagen ab. Das Kloster wurde kommerzialisiert und vom Militär vereinnahmt. Grundsatz: Der Mensch ist selbst daran schuld, dass er keine Maschine ist. Man versucht, Roboter zu züchten. Das hat mit dem Zen-Buddhismus, den ich während meines Studiums in Tokio kennengelernt habe, nichts zu tun.
Im Zen haben Sie eine geistige Heimat gefunden.
Gassert: Ich bin zwar getaufter Protestant, doch war ich immer offen für andere Religionen. Alle Weltreligionen haben das Ziel durch Regeln ein Miteinander zu ermöglichen. Mir gefällt, dass es im Buddhismus kein Dogma gibt, kein: Du musst! Das Leben besteht aus Yin und Yang, aus dem Tal der Tränen und dem Gipfel der Freuden. Jede Erfahrung und jede Emotion ist kostbar. Was also machst du, wenn du in der Hölle bist? Geh weiter und lebe!
Welche Rolle nimmt der Glauben in Ihrer Lehre ein?
Gassert: In Asien sagt man: Energie folgt der Aufmerksamkeit. Die Selbstbeobachtung lenkt die Aufmerksamkeit zum Ziel. Denn in jedem schlummert ein unglaubliches Potenzial. Ich bin allerdings kein Guru und kein Meister. Darauf lege ich großen Wert. Ich bin ein Impulsgeber. Die Erfahrung muss jeder für sich machen und jeder muss sich dafür Zeit nehmen. In Asien dauert etwas so lange, bis man es kann. Im Westen muss alles in einer gewissen Zeit passieren.
Wie vermitteln Sie Ihre Lehre?
Gassert: Ich bin den Weg selbst gegangenen. Deshalb fällt mir das leicht. Ich bin ein gutes Beispiel, weil ich in ausgesprochen viele Fettnäpfchen getreten bin.
Wie zum Beispiel ...
Gassert: Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Als ich mit meinem Chi-Gong-Meister in Japan an einer Übung saß, wollte ich nicht wahrhaben, dass alles so lange dauern muss. Mein Meister sagte nur: „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“ Ich erklärte: „Doch, man kann es zum Beispiel düngen.“ Mein Meister verließ wortlos den Raum...
Mit Hilfsmitteln können sich die Zuschauer selbst helfen. Welche vermitteln Sie Ihren Gästen in Ihrem Vortrag?
Gassert: In meinem Vortrag stelle ich über 20 Werkzeuge vor. Zum Beispiel die Kraft des Teamworks. Wir trauen uns häufig nicht, um Hilfe zu bitten. Das Ergebnis wird schlecht oder wir lassen die Aufgabe liegen. An diesem Abend zeige ich, dass jeder Besucher schlummernde Kräfte wecken kann. Ein Gast wird zusammen mit mir eine eineinhalb Zentimeter dicke Eisenstange verbiegen.
Die Termine unsere Veranstaltungsreihe:
An acht Abenden erklären Referenten unseren Lesern, wie man etwa mit Stress umgeht und sich motiviert. Heute startet die Vortragsreihe in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungsagentur Sprecherhaus im Augsburger Kongress am Park, Gögginger Straße 10. Informationen und Karten finden Sie auf unserer Internetseite www.augsburger-allgemeine.de/wissen oder telefonisch unter 0821/777-2505. Einlass ist jeweils 19 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Ein kurzer Programmüberblick:
Paul Johannes Baumgartner, Kommunikationsexperte, Autor und Moderator, startet heute mit dem „Geheimnis der Begeisterung“.
Marc Gassert hat am 22. Oktober das Thema: „Disziplin!“
Vince Ebert erklärt am 12. November, wie man clever mit den Unberechenbarkeiten der Welt umgehen kann. Das Programm des Kabarettisten, Moderators und Physikers heißt „Zufällig erfolgreich“. Ausverkauft!
Sabine Asgodom hat als Autorin und Fernseh-Coach „Die zwölf Schlüssel zur Gelassenheit“ entdeckt. Sie erklärt sie am 3. Dezember.
Professor Jens Weidner hat das Rezept, aus der Opferrolle zu fliehen. Unter dem Titel „Hart, aber unfair?“ gibt der Erziehungswissenschaftler, Kriminologe, Viktimologe und Autor am 28. Januar Tipps.
Patric Heizmann sieht sich als Ernährungsentertainer. Wie man sich richtig fit hält und davon profitieren kann, erklärt er am 25. Februar in seiner Show: „Meine Gesundheit – mein Kapital!“ Ausverkauft!
Tatjana Strobel legt sich als Expertin für Menschenkenntnis mit den Quälgeistern, Besserwissern und Tyrannen unserer Gesellschaft an. „Die hohe Kunst der Selbstdarstellung“ will den Zuschauern am 25. März ein unerschütterliches Selbstbewusstsein vermitteln. Ausverkauft!
Michael Rossié hat sich Gedanken darüber gemacht, wie man auch in schwierigen Gesprächen souverän bleibt: am 22. April unter dem Titel „Das 1x1 des Gesprächsklimas“. Ausverkauft!
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