Wie rentabel ist Wärmedämmung wirklich?
Einer Studie zufolge übersteigen die Kosten der Sanierung die Einsparungen deutlich. Bundesumweltminister Altmaier klagt über Egoismus der Länder bei der Energiewende.
Wer investiert, kann langfristig sparen. So wird es den Bundesbürgern seit Jahren vorgerechnet, wenn es um die eigenen vier Wände geht. Schließlich, argumentiert Bauminister Peter Ramsauer, komme das Dämmen nicht nur dem Klima zugute, sondern auch dem einzelnen Hausbesitzer. „Die Energieversorgungslage und die tendenziell steigenden Energiepreise zeigen, dass es zum Energiesparen keine Alternative gibt“, sagt der CSU-Politiker.
Hohes Engagement der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat sich in Sachen Gebäudesanierung viel vorgenommen: Bis zum Jahr 2050 sollen 80 Prozent der Energie im Gebäudebereich eingespart werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird großzügig gefördert. Mit Erfolg: Viele Immobilienbesitzer haben in den vergangenen Jahren ihre Fassaden gedämmt, neue Fenster und effizientere Heizungen eingebaut. Kritiker sprechen indes von der „Dämmwut“ und dem „Wahnsinn Wärmedämmung“. Sie prophezeien nicht nur negative Folgen für Wohnqualität und Gesundheit, sondern rechnen auch vor, dass sich das Ganze finanziell nicht lohnt.
Zu einem ähnlich ernüchternden Ergebnis kommt nun eine neue Studie, die das Forschungsinstitut Prognos im Auftrag der staatlichen Förderbank KfW erstellt hat. Demnach verschlingen energiesparendes Bauen und Sanieren mehr Kosten, als dadurch eingespart werden. Den prognostizierten Ersparnissen bei den Heizkosten stehe mehr als das Zweifache an Investitionskosten gegenüber. Auch bei einem Neubau würden sich die zusätzlichen Aufwendungen für energiesparende Stoffe nicht rechnen.
Prognos-Forscher rechnen Einbusen vor
Will die Bundesregierung den Energieverbrauch in Wohngebäuden bis 2050 um 80 Prozent senken, sind der Studie zufolge „wohnungswirtschaftliche Investitionen“ von 838 Milliarden Euro nötig. Dadurch könnten jedoch nur „Energiekosten von 370 Milliarden Euro eingespart werden“, errechneten die Prognos-Forscher. Allerdings berechnet die Studie die Gesamtinvestitionen, die nötig sind, um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Angaben für individuelles Bauen lassen sich daraus kaum ableiten.
Ramsauers Rechnung ist dagegen eine andere: Das große Einsparpotenzial sieht er in der Menge der Wohngebäude in Deutschland. 75 Prozent der Häuser – immerhin 18 Millionen – seien vor 1979 in oft schlechter Qualität gebaut worden. Und noch immer verfügten rund 70 Prozent über keine relevante Wärmedämmung.
„Durch fachgerechtes Sanieren und moderne Gebäudetechnik können teilweise bis zu 80 Prozent des Energiebedarfs eingespart werden“, sagt Ramsauer. Das lohne sich auch insgesamt, argumentiert sein Ministerium. Schließlich seien öffentliche und private Gebäude in Deutschland mit Heizung, Warmwasser und Beleuchtung für rund 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich und für fast 30 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes.
Kritik an der Studie kam vor allem von den Grünen. Deren energiepolitischer Sprecher, Hans-Josef Fell, betonte: „Zu befürchten ist, dass sie viele Hausbesitzer und Vermieter von der energetischen Sanierung ihres Gebäudebestands abhält.“ Fell bezweifelte auch deren Stichhaltigkeit. So hätten sich die Heizölpreise seit 1998 verdreifacht, was Prognos nie prognostiziert habe. Die Forscher setzten auch die künftigen Heizkosten viel zu niedrig an, obwohl fossile Rohstoffe sich dramatisch verknappten.
Altmaier beklagt Egoismus der Länder bei der Energiewende
Unterdessen hat Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) am Wochenende den Länder-Egoismus bei der Energiewende beklagt. Die Länder interessierten sich vor allem für die „Anliegen ihrer eigenen Unternehmen“ und weniger für ein Gesamtkonzept, sagte er der Welt. Die Ministerpräsidenten müssten zu Abstrichen bereit sein, damit die Energiewende gelinge. Der jüngste Energiegipfel habe gezeigt, „dass viele noch nicht so weit sind“. (sok, dpa, afp)
Die Diskussion ist geschlossen.