Wo das Geld am meisten wert ist
Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Dabei ist der Wohlstand auf dem Land oft größer. Denn dort kann man sich mehr leisten – und das gilt vor allem in Schwaben.
Mit Geld ist das so eine Sache. Für den einen sind 100 Euro eine Menge, für den anderen eine Summe, die man schnell ausgibt. Doch es ist nicht nur das eigene Empfinden, das dabei eine Rolle spielt. Wie viel 100 Euro wert sind, hängt auch davon ab, wo man wohnt. Weil eine Tasse Kaffee in München teurer sein mag als in Augsburg. Die Miete dort aber höher ist als in Nordschwaben. Kaufkraft nennt das die Wissenschaft.
In Nordschwaben bekommt man am meisten für sein Geld
Das Institut der deutschen Wirtschaft ist nun einen Schritt weitergegangen. Erstmals haben die Kölner Forscher Einkommen, Kaufkraft und Armutsquote miteinander in Beziehung gesetzt – und dabei die Region einbezogen. Grob gesagt kommt dabei heraus, wo die Armut am größten ist – und wo man sich für sein Geld am meisten leisten kann.
Das Ergebnis: Keine Region steht so gut da wie Nordschwaben. In den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries sind nach Definition der Wissenschaftler nur 8,3 Prozent der Bürger „kaufkraftarm“.
Ähnlich gut schneiden die Kreise Neuburg-Schrobenhausen und Ingolstadt mit 9,5 Prozent, das Unterallgäu, Günzburg, Neu-Ulm und die Stadt Memmingen (10,1 Prozent) sowie die Region Ostallgäu, Oberallgäu und Lindau mit den Städten Kaufbeuren und Kempten (10,4 Prozent) ab.
Das Leben in Schwaben ist günstiger als in Durchschnitts-Deutschland
Armutsforscher Christoph Schröder sagt dazu: „Die relative Kaufkraft ist auf dem Land deutlich höher als in der Stadt.“ Das heißt auch: In Schwaben ist das Leben billiger als im bundesweiten Schnitt. Hier kann man sich mit weniger Einkommen das Gleiche leisten wie anderswo. Um das zu definieren, greifen die Forscher auf die Armutsschwelle zurück.
Nach den Daten des Statistischen Bundesamts gilt ein Alleinstehender derzeit als arm, wenn er weniger als 870 Euro im Monat zur Verfügung hat. Auch dieser Wert unterscheidet sich je nach Region. Ein Single in Nordschwaben benötigt 860 Euro, um über die Runden zu kommen. In München braucht dagegen eine Person schon 1030 Euro im Monat.
Auf dem Land ist die Kaufkraft höher als in der Stadt
Was kompliziert klingt, hat einfache Gründe: die Lebenshaltungskosten, die in München etwa deutlich höher sind als in Nordschwaben; der Umstand, dass auf dem Land im Vergleich mehr Familien wohnen, in der Stadt dagegen mehr Alleinstehende, Studenten und Menschen mit Migrationshintergrund; die Arbeitslosenquote, die auf dem Land tendenziell niedriger ist als in der Stadt.
Deswegen schneiden die umliegenden Landkreise auch deutlich besser ab als die Stadt Augsburg, wo 18,8 Prozent der Bürger als „kaufkraftarm“ gelten. „Im Vergleich zu anderen Städten steht Augsburg aber gut da“, sagt Schröder. Die Stadt erzielt ähnliche Werte wie München, Stuttgart oder Hamburg. Deutlich höher ist die Kaufkraftarmut dagegen in Nürnberg (19,7 Prozent), Berlin (22,1 Prozent) oder Frankfurt (23,5 Prozent). Am schlechtesten schneidet Köln mit 26 Prozent ab.
Bayern sind die wohlhabendsten Deutschen
Die Studie zeigt vor allem, dass Armut in erster Linie ein Problem der Großstädte ist, wo davon 22 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Auf dem Land trifft das dagegen nur auf 14 Prozent zu. Studienleiter Schröder sagt: „Es hat uns überrascht, dass das Stadt-Land-Gefälle derart krass ausfällt.“
Dagegen liegen Ost und West real weniger weit auseinander als vermutet. „In Ostdeutschland sind die Einkommen zwar niedriger, doch man kann sich dort für sein Geld mehr leisten als in Westdeutschland“, sagt Schröder. Der Spitzenreiter aber liegt im Süden: Im Freistaat liegt die Kaufkraftarmut bei 12,5 Prozent – und damit der Wohlstand so hoch wie nirgends sonst.
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