Affen leben wie Menschen in Dörfern
Schimpansen entwickeln eine Art Kultur - das haben Leipziger Forscher jetzt herausgefunden. Wie ähnlich die Tiere den Menschen sind, beweist eine ganze Reihe von Experimenten.
Affen erstaunen die Menschen immer wieder aufs Neue. Dass sie bis sechs zählen können, hat die Schimpansin Ai schon in den 1980er- Jahren bewiesen. In Südfrankreich brachten Wissenschaftler einer Gruppe Pavianen das Lesen bei - mehr als 300 kurze Wörter konnten die Tiere am Ende voneinander unterscheiden, auch wenn niemand so ganz sicher war, ob sie auch mit deren Bedeutung etwas anfangen konnten.
Affen entwickeln eine Art Kultur
Und nun haben Leipziger Forschung etwas beobachtet, das man sogar als eine Form von Kultur bezeichnen könnte: In einem westafrikanischen Nationalpark knacken die Affen gern Nüsse, nutzen dabei aber in den einzelnen Gruppen verschiedene Werkzeuge. Sie schließen daraus, dass sich den Affen, ähnlich wie bei Menschen, Gewohnheiten und Rituale quasi von Dorf zu Dorf unterscheiden.
Forscher beobachten drei Schimpansen-Gruppen
Im Fachmagazin Current Biology berichten die Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie von diesen Beobachtungen, die sie im Taï-Nationalpark an der westafrikanischen Elfenbeinküste an drei benachbarten Gruppen von Tieren machten.
Tiere benutzen verschiedene Werkzeuge
Das Team um Lydia Luncz hatte vor allem interessiert, ob die Schimpansengruppen unterschiedliches kulturelles Verhalten zeigen, obwohl sie unter ähnlichen Umweltbedingungen leben und genetisch kaum verschieden sind. "Beim Menschen sind kulturelle Unterschiede ein essenzieller Teil dessen, was benachbarte, in sehr ähnlichen Umweltbedingungen lebende Gruppen unterscheidet", wird Luncz in einer Mitteilung zur Studie zitiert. Eine sehr ähnliche Situation sei nun bei den Schimpansen (Pan troglodytes verus) des Taï-Nationalparks gefunden worden.
Hämmer aus Stein und Holz
Analysiert wurde von den Forschern, welche Werkzeuge die 45 Mitglieder der drei Gruppen zum Nüsseknacken bevorzugten. Die Tiere knacken Nüsse des Baums Coula edulis mit Stein- oder Holzhämmern und verwenden Baumwurzeln als Ambosse. Je nach Härtegrad der Nüsse, der im Laufe der Saison abnimmt, wechseln sie die Werkzeuge - und verwenden je nach Gruppe unterschiedliche Hämmer. Zwei Gruppen gingen während der "Erntezeit" von Stein- zu Holzhämmern über, verwendeten aber jeweils unterschiedliche Größen. Die dritte Gruppe benutzte durchgängig große Steinhämmer.
Wissen an kommende Generationen weitergeben
Die Verfügbarkeit von Stein- und Holzhämmern war in den Territorien der drei Gruppen gleich, ebenso die Beschaffenheit der Nüsse. "Unsere Studie zeigt, dass es feine kulturelle Unterschiede zwischen benachbarten Schimpansengruppen gibt, die sich denselben Lebensraum teilen", erklärte Lydia Luncz. Ähnlich wie die Menschen könnten auch Schimpansen kulturelles Wissen abrufen, um Herausforderungen zu lösen und dies an folgende Generationen weitergeben. dpa/AZ
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