Allergie: Hunde sollen Ambrosia-Erreger nun aufspüren können
Forscher befürchten einen starken Anstieg an Allergikern. Immer mehr Menschen reagieren allergisch auf die Pollen der Pflanze Ambrosia. Was der Auslöser der Heuschnupfenwelle ist.
Wer allergisch gegen Ambrosia ist, scheint in bester Gesellschaft zu sein. Die Zahl der Menschen, die wegen Ambrosia-Pollen an Heuschnupfen leiden, wird in Zukunft wohl stark zunehmen. Das berichteten jetzt Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien und weiterer europäischer Hochschulen. Die Forscher gehen davon aus, dass sie sich in 35 Jahren mehr als verdoppeln könnte.
Gegen Ambrosia setzt Uni Berlin Hunde als Schnüffelnasen ein
Wissenschaftler der Freien Universität Berlin wollen Hunde einsetzen, um die für Allergiker gefährliche Pflanze Ambrosia aufzuspüren. Nachdem eine Hundetrainerin eigene Tiere bereits erfolgreich auf die Pflanze abgerichtet hatte, kam die Idee ins Rollen. Noch wird an dem Hundeprojekt gefeilt. Erste Tests zeigen aber, dass die Hunde Ambrosia sehr schnell aufspüren können.
Je mehr Hundebesitzer ihre Tiere auf Ambrosia ausrichten, desto schneller kann die Pflanze beseitigt werden. Bisher reißen Freiwillige oder "Ambrosia-Scouts" die Pflanzen aus - die Finanzierung ist also schwierig. Würden Hundehalter mit ihren Tieren mithelfen, könnte die Pollenbelastung durch die Pflanze reduziert und vielen Allergikern geholfen werden.
Ambrosia-Pollen: Immer mehr Ambrosia-Allergiker leiden
Für den rasanten Anstieg von derzeit 33 Millionen auf dann 77 Millionen Ambrosia-Allergiker ist nach Einschätzung der Forscher um Michelle Epstein der Klimawandel verantwortlich - zumindest zu zwei Dritteln. Das weitere Drittel wird auf die Ausbreitung der Pflanze zurückgeführt.
Eine höhere Konzentration der Pollen von Ambrosia sowie eine längere Saison der Blütenstaubkörnchen könnten die Allergie-Symptome zudem verstärken, hieß es in der Mitteilung der Universität. Die Wissenschaftler gingen bei ihrer Prognose von einer Erderwärmung um 1,4 Grad bis 2050 aus, wodurch die Heuschnupfen-Welle droht.
Ambrosia kann sich besonders rasch ausbreiten. Ein einziges Exemplar der auch Beifußblättriges Traubenkraut genannten Pflanze kann etwa eine Milliarde Pollenkörner pro Saison produzieren. Die Studie entstand im Rahmen des EU-Projektes Atopica und ist in den Environmental Health Perspectives veröffentlicht.
Ambrosia: Allergiker leiden schon bei wenigen Pollen
Ambrosia-Allergiker leiden schon bei geringer Pollen-Konzentration in der Luft an Schnupfen, Husten, tränende Augen, Hautausschläge oder sogar Asthma. Das Unkraut wurde vor mehr als 150 Jahren aus Nordamerika eingeschleppt. Ambrosia wächst unter anderem an Straßenrändern, an Autobahnen, auf Brachflächen, an Vogelfütterungsplätzen, in Kleingärten und auf Feldern. Die Pflanze wird zehn Zentimeter bis 1,50 Meter hoch. Die Blütezeit ist von Juli bis Oktober.
Allergiker leiden nach Angaben der Forscher in Ungarn, Kroatien sowie im Norden Italiens und Südfrankreich besonders stark. "Deutschland ist weit weniger stark betroffen", so Epstein. Viele Städte in Deutschland lassen die Pflanzen herausreißen, bevor sie blühen. Eine bundeseinheitliche Regelung zur Ambrosia-Bekämpfung gibt es dem Julius-Kühn-Institut zufolge aber nicht.
Heuschnupfen durch Ambrosia: Über 100 Millionen Allergiker bis 2050?
Was man gegen die Pflanze Ambrosia tun kann? Eine optimale Form der Bekämpfung muss laut Epstein erst noch erforscht werden. Gezielte Maßnahmen wie das Herausreißen oder der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmittel könne die angenommene Zahl der Allergiker bis 2050 aber auf etwa 52 Millionen senken. Bayern verstärkt Kampf gegen Ambrosia
Sollte die Pflanzeninvasion nicht gestoppt und keine weiteren Schritte im Kampf gegen den Klimawandel gesetzt werden, könnte es nach der Prognose dann aber schon 107 Millionen Betroffene geben.
Ambrosia: So reißen Sie die Allergie-Pflanze im Garten aus
Ambrosia kann neben Heuschnupfen auch allergisches Asthma und Bindehautreizungen auslösen. Besonders in der Blütezeit von Juli bis Oktober ist das ein Problem. Das Umweltbundesamt rät daher sogar, im Garten Ambrosia-Pflanzen mit Handschuhen auszureißen. Blüht die Pflanze, ist sogar eine Staubmaske empfohlen. Allergiker sollten dann den Kontakt komplett meiden. Die Pflanze wird möglichst mit Wurzeln entfernt. Und dann darf sie nicht auf den Kompost oder in die Biotonne kommen, denn von hier aus könnte sie sich weiterverbreiten. Der Restmüll ist der richtige Ort zur Entsorgung. Die Pflanze ähnelt zunächst dem Kraut von Möhren, später dem Beifuß. Ihre Blätter sind gefiedert, der Stängel trägt Haare und ist oft rötlich.
Wer Bestände von Ambrosia in der freien Natur, auf Brachen, Äckern oder am Straßenrand entdeckt, sollte diese dem örtlichen Grünflächen- oder Pflanzenschutzamt oder dem Julius-Kühn-Institut melden. (AZ/dpa)
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