Asteroid TC4 wird die Erde heute nur knapp verfehlen
Am 12. Oktober wird der Asteroid TC4 nah an der Erde vorbeirasen. Forscher wollen daraus Erkenntnisse ziehen, wie sich unser Planet vor künftig drohenden Einschlägen schützen lässt.
Er ist so groß wie ein Haus und wird die Erde am kommenden Donnerstagmorgen (12. Oktober) nur knapp verfehlen - wobei "knapp" rund 44.000 Kilometer bedeutet. Zum Vergleich: Der Abstand Erde-Mond beträgt rund 400.000 Kilometer. Was passiert, wenn ein Asteroid die Erde trifft, zeigte sich 2013 rund um die russische Millionenstadt Tscheljabinsk. Ein Asteroid in der Größe von TC4 löste damals schwere Stoßwellen aus, etwa 1500 Menschen wurden verletzt, rund 7000 Gebäude beschädigt.
Weil der nächste Einschlag nur eine Frage der Zeit ist, wollen Forscher jetzt aus dem Vorbeiflug von TC4 wichtige Erkenntnisse für die Abwehr von Asteroiden aus dem All ziehen. Der Asteroid biete "eine exzellente Gelegenheit, um zu überprüfen, wie wir gemeinsam auf eine reale Bedrohung reagieren können", schreibt die Europäische Raumfahrtagentur ESA.
Erde schützen: Wie man Asteroiden von ihrem Kurs abbringen kann
Nähert sich ein großer und potenziell gefährlicher Himmelskörper der Erde, hat man nach Einschätzung von Experten mit den aktuellen Kontrollmöglichkeiten in der Regel mehrere Jahre bis Jahrzehnte Vorlaufzeit, um Schutzmaßnahmen zu treffen. "Die naheliegende Option wäre ein kinetischer Impakt", sagt Rüdiger Jehn vom Europäischen Raumflugkontrollzentrum. Das heißt, dass man den Asteroiden mit einem anderen Objekt kollidieren lässt, um ihn von seiner Bahn abzulenken. Er selbst verfolgt als Forschungsansatz einen sogenannten Gravity Tractor, wobei ein Raumschiff neben dem Asteroiden herfliegt und ihn über die gegenseitig ausgeübte Anziehungskraft von seinem Kurs abbringt. "Im Notfall wäre auch ein nuklearer Einschlag denkbar. Aber das müssen wir wohl den Amerikanern überlassen. In Europa gibt es keine Bereitschaft, das zu testen."
Jehn strebt ein Frühwarnsystem an, mit dem man die jeweils gefährdeten Menschen etwa eine Woche vorher warnen kann. "Wenn wir der Bevölkerung sagen können 'Bleibt dann in euren Kellern!", ist das wie eine Tornado-Warnung. Man kann das sehr genau vorhersagen und einen großen Schaden vermeiden. Das wäre ein großer Fortschritt."
Asteroiden-Abwehr läuft derzeit "auf Sparflamme"
Der ehemalige Apollo-Astronaut Rusty Schweickart, 81, hat sich den Kampf gegen Flugobjekte wie Asteroiden zur Aufgabe geamcht. Er sagt, dass bei einem drohenden Einschlag auch die politische Vorbereitung wichtig sei. "Im Fall der Fälle muss klar sein, wer was entscheidet, wer welche Raketen startet, wer welche Beträge von seinen Steuerzahlern bezahlen lässt. Das ist eine planetare Entscheidung. Wir müssen das alle zusammen machen", betont er.
Im Moment sind die Budgets eher bescheiden. Bei der ESA stehen laut Jehn in den kommenden vier Jahren 26 Millionen Euro für die Asteroidenentdeckung und -abwehr zur Verfügung. Dabei konzentriere man sich vor allem auf die Entdeckung. Die Programme bei den Vereinten Nationen liefen "momentan auf Sparflamme". Allerdings erwartet Jehn, dass sich das im Falle einer konkreten Bedrohung ändert: "Wenn so ein Teil 20 Jahre vorher entdeckt würde, würde sicher plötzlich genügend Geld zur Verfügung stehen."
Filme wie "Armageddon": Asteroiden-Abwehr wird angekurbelt
Filme über Asteroiden-Bedrohungen wie "Armageddon" oder "Deep Impact" kann Jehn sogar etwas Positives abgewinnen - auch wenn sie meist völlig übertrieben seien. "Die Filme wecken das Bewusstsein und haben uns bei der Finanzierung unheimlich geholfen. Nach solchen Filmen ist jedes Mal unser Budget hochgesetzt worden. Da sind wir jedes Mal dankbar, wenn so ein Film gedreht wird."
Momentan geht es darum, den Himmel flächendeckend nach heranfliegenden Objekten abzusuchen und Lücken bei der Beobachtung zu schließen. Deswegen will die ESA 2019 ein sogenanntes Fly-Eye-Teleskop in Betrieb nehmen. Doch auch dann wird es keine absolute Sicherheit geben. Denn 15 bis 20 Prozent der NEOs kommen laut Jehn von der Sonnenseite und sind für Teleskope unsichtbar.
Zudem gebe es "ein unheimlich kleines Restrisiko, dass ein Komet von weit draußen ankommt und dass wir ihn erst zwei Jahre vorher sehen", sagt Jehn. "Der Normalfall ist aber, dass wir davon ausgehen, dass wir das Objekt rechtzeitig sehen und genügend Zeit haben, um die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen und die Finanzierung zu sichern." dpa
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