Klonschafe können auch im Alter gesund sein
Klonschaf Dolly hat gesunde Nachfahren. Das bedeutet, dass geklonte Schafe nicht zwangsläufig Zeichen frühzeitigen Alterns zeigen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie.
Klonschafe können ganz normal altern und somit im Alter noch gesund sein. Das haben britische Forscher von der Universität Nottingham in einer neuen Studie herausgefunden, die sie im Fachjournal Nature Communications veröffentlichten. Sie verdeutlichen darin: Geklonte Schafe erleiden nicht zwangsläufig dasselbe Schicksal wie Klonschaf Dolly, das früh Gelenkbeschwerden bekam und im Alter von sechs Jahren wegen einer Lungenentzündung eingeschläfert werden musste.
Wissenschaftler untersuchen 13 geklonte Schafe
Rund 20 Jahre nach der Geburt von Dolly untersuchten die Wissenschaftler um Kevin Sinclair 13 geklonte Schafe im Alter von sieben bis neun Jahren. Das entspricht einem Menschenalter von etwa 60 bis 70 Jahren. Vier der Tiere namens Debbie, Denise, Dianna und Daisy stammen aus derselben Zelllinie wie Dolly, besitzen also das gleiche Genmaterial. Sinclair und seine Kollegen machten mit den 13 Schafen einen Gesundheitscheck bisher nicht erfolgten Ausmaßes. So wollten sie feststellen, ob diese besonders an Alterskrankheiten leiden.
Die Forscher untersuchten unter anderem den Bewegungsapparat, Stoffwechsel und Blutdruck der Schafe. Röntgenbilder aller Gelenke gaben Hinweise auf Gelenkentzündungen, die sogenannte Osteoarthritis, an der Dolly litt. Die Ergebnisse verglichen sie mit einer Gruppe gleichalter, normal gezeugter Schafe.
So fanden die Forscher heraus: Trotz ihres fortgeschrittenen Alters zeigten die Schafe, die wie Dolly mithilfe des sogenannten somatischen Zellkerntransfers (SCNT) geklont worden waren, keine Zeichen frühzeitigen Alterns. Sinclair und seine Kollegen berichten lediglich von einigen leichten Fällen von Osteoarthritis. Diese seien jedoch dem Alter der Tiere entsprechend normal. In einer begleitenden Pressemitteilung der Universität Nottingham schreibt Sinclair, dass die Gesundheit von Klontieren im Alter bisher nicht angemessen untersucht worden sei.
Studie: Geklonte Tiere können ein gesundes und langes Leben führen
Die vorliegende Studie belege, dass die hier untersuchten Schafe ihrem Alter angemessen gesund seien und geklonte Tiere ein langes und gesundes Leben führen könnten. Es sei jedoch noch ein langer Weg, ehe das Klonen mit SCNT ganz ausgereift sei, betont Sinclair. Je besser aber die zugrundeliegende Biologie verstanden werde, desto schneller seien auch Fortschritte zu erwarten. Eines Tages könne SCNT vielleicht dazu dienen, Stammzellen für Therapien für Menschen herzustellen, sagt Sinclair.
"Ich denke, es ist schon lange bekannt - wenn auch nicht so systematisch dokumentiert wie in der Studie von Kevin Sinclair und Kollegen - dass es klinisch gesunde Klontiere bei verschiedenen Arten gibt", bewertete Eckhard Wolf vom Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität in München die Veröffentlichung. Wolf hat als erster Wissenschaftler in Deutschland ein Säugetier geklont. Klonkalb Uschi wurde 1998 geboren und ist inzwischen mehrfache Großmutter. "Nach unserer Erfahrung und auch nach Erfahrung anderer Arbeitsgruppen ist die verwendete Zelllinie ein wesentlicher Faktor, der über den Klonerfolg und den Gesundheitsstatus der Nachkommen entscheidet", so Wolf weiter. "Im Einzelfall ist das aber immer noch nicht vorhersehbar."
Wolf ergänzte: "Die Studie über die Klonschafe beinhaltet umfangreiche Untersuchungen und ist zweifellos sehr sauber durchgeführt, eine generalisierte Aussage über den Gesundheitszustand von Klontieren erlaubt sie meines Erachtens aber nicht."
Dolly war das erste Klonschaf
Beim somatischen Zellkerntransfer (SCNT) wird aus einer Eizelle der Kern entfernt und durch den Kern einer Körperzelle ersetzt. Die umfunktionierte Eizelle wird anschließend in einer Nährlösung zur Teilung angeregt und einer Ersatzmutter eingepflanzt.
Dolly, geboren am 05. Juli 1996, war der erste Klon eines erwachsenen Säugetiers. Doch das Schaf kränkelte, hatte ein für Schafe relativ kurzes Leben und starb mit sechs Jahren im Februar 2003. Es lebte aus Sicherheitsgründen - zum Schutz vor Klongegnern und Hagelkörnern - in einem streng bewachten Betonblock und zerkaute dort Pillen mit Nahrungskonzentrat. Gras zupfen wie etwa seine nun untersuchten genetischen Kopien durfte es nicht. Heute steht Dolly ausgestopft in einer Glasvitrine im Royal Museum in Edinburgh. dpa
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