Wie beeinflusst die Darmflora das Gehirn?
Darmflora und Gehirn sollen über Immunzellen verbunden sein. Welche Rolle der Darm für die geistige Fitness spielt, haben Forscher genauer untersucht.
Darmflora und Gehirn über Immunzellen verbunden? Dr. Susanne Wolf vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Magdeburg, der Charité Berlin und der US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) eine Verbindung zwischen Darm und Gehirn an Mäusen erforscht. Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Cell Reports".
Sind Darmflora und Gehirn über Immunzellen verbunden?
Die Forscher stellten fest, dass eine spezielle Art von Immunzellen zwischen Gehirn und Darmflora vermittelt. Dass Darm und Hirn via Stoffwechselprodukte, direkte Nervenverbindungen und Hormone verbunden sind, war bereits zuvor bekannt. Die Population von Immunzellen ist nun ein weiteres Bindeglied zwischen den Organen. Die Verbindung stellten die Wissenschaftler fest, als sie das Mikrobiom - die Bakterien der Darmflora - mithilfe eines Antibiotika-Cocktails ausschalteten.
Mäuse, bei denen die Darmflora "ausgeschaltet" war, bildeten weniger neue Nervenzellen, ihr Gedächtnis verschlechterte sich. Auch die Zahl einer bestimmten Immunzellen-Population im Gehirn ging zurück. Darauf aufbauend stellten die Forscher fest, dass sich die Neurogenese auch verschlechterte, wenn allein diese Immunzellen entfernten - und dass sie zunahm, wenn die Zellen den mit Antibiotika behandelten Tieren wieder verabreicht wurden.
Darmflora und Gehirn: So könnte das Ergebnis in der Psychiatrie helfen
Eine neue Erkenntnis ist die Vermittlerfunktion der Immunzellen zwischen Darmflora und Gehirn, betonte Wolf. Zudem lässt die Untersuchung darauf schließen, dass eine Langzeitanwendung von Antibiotika die Gehirnfunktion beeinträchtigen könnte. Um das zu bestätigen, müsste allerdings weiter geforscht werden.
Wolf sieht auch Folgen ihrer Studie über die Verbindung von Gehirn und Darmflora über Immunzellen für die Behandlung psychiatrisch erkrankter Personen mit beeinträchtigter Neurogenese. Sie würde gerne erforschen, ob deren Therapie durch die Ergänzung probiotischer Präparate verbessert werden könnte. "Um das zu prüfen, würden wir gern zusammen mit der Charité klinische Pilotstudien durchführen", erklärte Wolf. sh
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