Betrogen AOK-Mitarbeiter Pharmaunternehmen?
AOK-Mitarbeiter sollen Apotheker aufgefordert haben, Krebsmedikamente an Ärzte billiger zu verkaufen. Die Pharmaunternehmen erlitten dadurch einen Schaden von mehr als 500.000 Euro.
Zwei Mitarbeiter der AOK Nordwest wird vorgeworfen, an einem groß angelegten Betrug zulasten von Pharmaunternehmen mitgewirkt zu haben. Seit Freitag stehen die AOK-Mitarbeiter in Lübeck vor Gericht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Sie sollen zwischen 2004 und 2008 einen Lübecker Apotheker gezielt aufgefordert haben, Ärzte widerrechtlich mit teuren Krebsmedikamenten zu Klinikpreisen statt zu deutlich höheren Apothekenpreisen zu versorgen. Geschädigt wurden dadurch die Pharmahersteller. Zehn Firmen soll laut Anklage ein Schaden von mehr als 500.000 Euro entstanden sein. Die Angeklagten AOK-Mitarbeiter weisen die Vorwürfe zurück.
AOK-Mitarbeiter verteidigen sich mit kompliziertem Preissystem für Medikamente
Die Angeklagten - zwei 48 und 53 Jahre alte Beratungsapotheker der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) Nordwest - wiesen diese Anschuldigungen gleich zu Prozessbeginn zurück. Das deutsche Preissystem für Medikamente sei eben kompliziert, sagte einer der Beschuldigten. Von Betrugshandlungen Dritter hätten sie beide nichts gewusst. Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, hätte allein die Krankenkasse von dem Betrug profitiert. Die Angeklagten hätten sich nachweislich nicht bereichert, betonte die Verteidigung.
Hintergrund des Betrugsfalles ist das in Deutschland geltende Zwei-Preis-System für Medikamente, das Kliniken finanziell entlasten soll. Dabei kostet ein und dasselbe Präparat deutlich weniger, wenn es für die Krankenhausversorgung bestimmt ist, als wenn es über den Ladentisch verkauft wird. Dieses System wird von Apothekerverband seit Jahren als betrugsfördernd kritisiert. Der Prozess wird am 9. Mai fortgesetzt.
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