Alzheimer und Demenz auf dem Vormarsch - Zahlen steigen dramatisch
Der Internationale Alzheimerverband schlägt Alarm: Über 115 Mililonen Menschen werden im Jahr 2050 an Demenz und Alzheimer leiden - eine Verdreifachung des heutigen Standes.
Aktuell leiden auf der Welt 35 Millionen Menschen an Demenz. Doch diese Zahl wird dramatisch steigen. Die Zahl der Demenzkranken wird sich nach dem neuen Weltalzheimer-Bericht bis zum Jahr 2050 mehr als verdreifachen, auf dann 115 Millionen Menschen. Das geht aus dem Report des Internationalen Alzheimerverbandes in London hervor, der nun zum Welt-Alzheimertag 2013 vorgelegt wurde.
1,4 Millionen Deutsche leben mit einer Demenz
In Deutschland leben zurzeit rund 1,4 Millionen Menschen mit einer Demenz. Für das Jahr 2050 geht die Deutsche Alzheimergesellschaft von drei Millionen Betroffenen aus, von denen rund jeder Dritte mehr als 90 Jahre alt ist. Bereits heute gehört es in Umfragen zu den größten Ängsten der Deutschen, später einmal als Pflegefall zu enden. Das Horrorszenario ist für viele eine Demenz.
Unrealistisch sind solche Ängste nicht: 2050 rechnen die Autoren des Weltalzheimer-Berichts global mit 277 Millionen hilfsbedürftigen älteren Menschen, die lange Jahre auf Unterstützung angewiesen sein werden. Zum Vergleich: Heute sind es 101 Millionen. Es sei anzunehmen, dass auch künftig rund die Hälfte der Pflegebedürftigen mit steigendem Alter eine Demenz entwickele - darunter bis zu 80 Prozent der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, heißt es im Report. In Deutschland liegt die Quote in Altenpflegeheimen heute bei rund 60 Prozent.
Welt-Alzheimertag 2013: Es fehlt an finanziellen Mitteln
Auf all diese Veränderungen habe sich bisher kaum ein Land wirklich eingestellt, heißt es im Report. Es fehle an Langzeit-Strategien und Finanzpolstern. Bereits heute belaufen sich die weltweiten Pflege- und Behandlungskosten für Demenzkranke laut Bericht auf rund 600 Milliarden US-Dollar (448 Milliarden Euro). Das entspreche rund einem Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Und es dürfte mit steigenden Fallzahlen künftig erheblich teurer werden.
"Verglichen mit anderen Langzeit-Pflegebedürftigen brauchen Menschen mit Demenz deutlich mehr Betreuung und Zuwendung", sagt Martin Prince, Psychiater und Mitautor des Berichts von der Londoner Universität King's College. Angehörige müssten deshalb noch besser unterstützt und professionelle Pflegekräfte deutlich besser bezahlt werden. Die Autoren rechnen auch damit, dass Familien oder Freunde die Pflege Demenzkranker künftig immer schwerer bewältigen können.
Alzheimer und Demenz: Wenig Hoffnung auf schnelle medizinische Fotrschritte
Für Deutschland sieht Hans-Jürgen Freter, Sprecher der Alzheimer Gesellschaft, ähnliche Trends. "Noch werden zwei Drittel der Demenzkranken zu Hause betreut. Das wird so nicht weitergehen", sagt er. "Künftig gibt es allein schon weniger Kinder, die sich kümmern können. Und es gibt mehr ältere Singles." Deswegen würden deutlich mehr ambulante Dienste und auch mehr Heime oder andere Betreuungsformen wie Wohngemeinschaften benötigt.
Denn Hoffnung auf schnelle Fortschritte in der Medizin gibt es wenig. "Bislang gibt es kein Medikament, das die Alzheimer-Krankheit heilen kann", sagt Isabella Heuser, Psychiaterin an der Berliner Charité und im Vorstand der Hirnliga. Zwar könnten Medikamente den Krankheitsverlauf verlangsamen; die Euphorie, eine baldige Lösung zu finden, sei aber verflogen.
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