Dorfbewohner vertreiben HIV-positiven Jungen - Regierung greift ein
In China sorgten die Bewohner eines Dorfes für Empörung. Sie wollten den acht Jahre alten Kunkun vertreiben, weil er HIV positiv ist. Nun greift die chinesische Regierung ein.
Der von der Verbannung aus seinem Dorf bedrohte HIV-positive Junge Kunkun bekommt staatliche Hilfe. Das chinesische Gesundheitsministerium werde die Kosten für die medizinische Behandlung des Achtjährigen übernehmen und für seinen Lebensunterhalt aufkommen, berichtete die Staatszeitung "China Daily" am Montag. Außerdem werde dafür gesorgt, dass der Bub weiter eine Schule besuchen könne.
Rund 200 Bewohner des Dorfes Shufangya in der südwestlichen Provinz Sichuan hatten vergangene Woche eine Petition gegen Kunkun, wie der Junge genannt wird, unterzeichnet. Darin wird "zum Schutz der Gesundheit der Dorfbevölkerung" die Verbannung des Achtjährigen gefordert. Dieser wurde von seinen Eltern verlassen und lebt bei seinem Großvater.
Dorfbewohner mieden HIV-positiven Jungen Kunkun
Großvater Luo Wenhui ist selbst unter den Unterzeichnern der Petition. Er sagte am Samstag der Zeitung "Beijing News" zur Rechtfertigung, er habe gehofft, dass sein Enkel anderswo eine bessere medizinische Versorgung erhalte. Die Petition sei ein Vorschlag eines Lokaljournalisten gewesen, um Aufmerksamkeit auf den Fall zu lenken. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters könne er sich nicht mehr angemessen um den Jungen kümmern, erklärte der Großvater. Sollte es der Junge aber außerhalb des Dorfes nicht gut haben, könne er zurückkehren. Ob dem Achtjährigen weiterhin eine Verbannung aus seinem Heimatort droht, war am Montag unklar.
Einem Medienbericht zufolge wurde die HIV-Infektion des Kinds bei einer medizinischen Behandlung im Jahr 2011 entdeckt. Der Junge wurde demnach bereits mit dem Virus geboren, das seine Mutter auf ihn übertragen hatte. Diese verließ die Familie nach der Geburt des Jungen im Jahr 2006. Nach der HIV-Diagnose sei dann auch der Vater verschwunden. Die Dorfbewohner fürchteten, sich bei dem Jungen anzustecken, die Dorfkinder mieden den Kontakt mit ihm.
Laut "China Daily" wollen die Behörden dafür sorgen, dass Kunkun eine Schulbildung erhält. Mehrere Schulen hatten den Jungen abgewiesen. Das Gesundheitsministerium in Peking will dem Bericht zufolge zudem untersuchen, ob es in China weitere Fälle von "Verstößen gegen die Politik der Antidiskriminierung" gibt. Die Zeitung "Global Times" berichtete, das Provinzkomitee der Kommunistischen Partei gehe den Berichten über die Petition nach. afp
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