Elektroschock gegen die Langeweile
Lieber Schmerz als Überdruss: Wissenschaftler der Universitäten Virginia und Harvard zeigen in einer Studie, wie College-Studenten gegen ihre Langeweile vorgehen.
Dass die Langeweile „unser größter Feind“ ist, hat schon Voltaire gesagt. Welche Ausmaße das annehmen kann, zeigt aber jetzt ein Experiment, das Wissenschaftler der Universität von Virginia und der Harvard Universität im renommierten Fachblatt Science vorstellen.
Zwei von drei Studenten wählten den Elektroschock
Sie ließen College-Studenten für bis zu 15 Minuten in einem Raum sitzen, ohne dass diese sich durch irgendetwas ablenken durften. Handys und alle sonstigen Spielereien waren verboten. Nur eine Möglichkeit hatten die Probanden: Sie konnten sich selbst einen schmerzhaften Elektroschock zufügen. Und, obwohl sie vor dem Experiment noch gesagt hatten, das nicht tun zu wollen, drückten mehr als zwei Drittel von ihnen in der langweiligen Viertelstunde mindestens einmal auf den Knopf. Insgesamt fügten sich mehr Männer als Frauen auf diese Art Schmerzen zu, um nicht mit ihren Gedanken allein sein zu müssen. Eine Frau stellte allerdings den Rekord auf: Sie betätigte den Auslöser neun Mal.
Jeder zehnte Deutsche im Job unterfordert
Langeweile macht krank – diese Tatsache dringt immer mehr ins Bewusstsein ein, seit die Schweizer Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter Werder 2007 mit dem Buch „Diagnose Boreout“ einen Begriff prägten, der als Krankheitsbild erst langsam erforscht wird. Laut dem Stressreport 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fühlen sich 13 Prozent der Beschäftigten in Deutschland im Job unterfordert. Die Folge davon ist Resignation – „wir sind so erzogen, fortwährend etwas zu tun, um etwas wert zu sein“, sagt auch der Glücksforscher Alfred Bellebaum. Voltaire fasst zusammen, was immerhin Grund zur Beruhigung gibt: „Wenn Affen sich langweilen würden, wären sie Menschen.“
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